Lieber barfuss als ohne Buch – Beat Mazenauers „Almanach der Bibliomanie“

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Wir leben in einer Buchkultur. Bücher setzen Normen und verheißen Vergnügen. Zwischen der Seligkeit des Lesens, dem Triumph des aufgeklärten Wissens, der Lust des Büchermachens, der Tollheit manchen Sammlers und dem Wahn der Zensoren entfaltet sich ein Spannungsfeld, das im Begriff der Bibliomanie aufgehoben ist. Dieser Begriff kam mutmaßlich 1654 in die Welt. In einem Brief an einen Kollegen gesteht sich der Pariser Arzt Guy Patin erstmals das lässliche Übel ein, in dem er sich der Bibliomanie bezichtigt.

Unter dem Titel „Lieber barfuss als ohne Buch“ – dem isländischen Sprichwort aus einer Epoche, als das Leder knapp war – findet sich ein Sammelsurium an Anekdoten, Zitaten, Essays und Porträts versammelt, das den Raum zwischen bibliophiler Passion und bibliomanischem Furor abzustecken versucht. Um der unregierbaren Bedeutungsfülle der Bibliomanie auch formal gerecht zu werden, hat darin die neueste Technik Anwendung gefunden. Das Buch basiert auf einer Datenbank, in der alle Texte gespeichert und kategorisiert worden sind. Ein spezielles Programm vermag diese Texte auf Befehl automatisch in eine „tobende Ordnung“: will heißen in Buchform zu bringen. Mit diesem technischen Verfahren haben die Herausgeber ihrem Thema die Unergründlichkeit bewahrt und sich selbst zugleich von der Pflicht befreit, der Bibliomanie eine unangemessene Form aufzuzwingen.

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Beat Mazenauer / Gina Bucher (Hg.): Lieber barfuss als ohne Buch. Almanach der Bibliomanie.
Salis Verlag, Zürich 2012.
192 Seiten, 29,95 EUR.
ISBN-13: 9783905801750

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