Faszination und Schrecken des Fremden

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der ,Edle Wilde' und der kannibalische ,Barbar' gehören seit der Antike zum Standardinventar des Fremdheits-Diskurses. Wie sich dieser Diskurs im Laufe der Jahrhunderte verändert hat, belegt der Sammelband "Faszination und Schrecken des Fremden", den der Literaturwissenschaftler Rolf-Peter Janz herausgegeben hat. Die zwölf Aufsätze sind Ergebnis einer interdisziplinär angelegten Konferenz an der Freien Universität Berlin. Janz zufolge haben die Beiträge gemein, "dass sie die bekannte Mehrdeutigkeit des Begriffs 'fremd' weniger beklagen denn als Chance nutzen, die reiche Phänomenologie des Fremden in den Blick zu nehmen. Dabei folgen sie jeweils ähnlichen Grundannahmen und Fragen." Eine dieser Grundannahmen ist, dass in jeder Theorie des Fremden das Eigene immer schon integriert ist - Alteritätstheorie ist "per se Differenztheorie". Die Aufsätze des Bandes decken die Zeit von der Antike bis zur Gegenwart ab und analysieren das Fremde vor allem im Hinblick auf seine Darstellung in den bildenden Künsten, der Musik, der Literatur und im Film. Einleitend diskutiert Ulrich Bielefeld aus soziologischer Perspektive zentrale Topoi des Fremdheitsdiskurses. Damit steckt Bielefeld den Rahmen ab, in dem sich die folgenden Untersuchungen z. B. zur Medea-Rezeption bei Brecht, zur Horror-Phantastik im Kino und zum Bild der Amazonen in der Antike bewegen.

U. B.

Titelbild

Rolf-Peter Janz (Hg.): Faszination und Schrecken des Fremden.
Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M. 2001.
244 Seiten, 11,20 EUR.
ISBN-10: 3518121693

Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch