Heiter bis wolkig

Horst Kutzers literarischer Wetterführer

Von Stefanie HartmannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Stefanie Hartmann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

"Der Regen ist eine primöse Zersetzung luftähnlicher Mibrollen und Vibromen, deren Ursache bis heute noch nicht stixiert wurde", schrieb Karl Valentin einst. Damit liefert er quasi das Programm dieser Anthologie zum Thema Wetter, die die sowohl Kurioses als auch Informatives zu meteorologischen Theorien großer Literaten und Ausschnitte zum Thema aus der Weltliteratur vereinigt.

Johann Wolfgang von Goethe, Immanuel Kant und Jean Paul betrieben Wetterbeobachtungen und -prognosen. Letzterer stellte gar die 16 goldenen Wetterregeln auf und erfand eine Art Blitzableiter, den er "Furchtableiter" nannte. Sensibel reagierten bereits Wagner und Nietzsche auf ungünstige Witterungsverhältnisse, ohne dass ihnen das heute vertraute Biowetter ein Begriff gewesen wäre. Während die meisten Schriftsteller meist unter Regen und Kälte litten (Heine kritisiert den Sommer als grün gestrichenen Winter), hasst Max Goldts Sommerverächter die warme Jahreszeit und ruft öffentlich zur Gründung einer Selbsthilfegruppe auf. Der "Fliegende Robert" aus Heinrich Hoffmanns "Struwwelpeter" führt die Gefahren kräftiger Windböen vor Augen, und Robert Lembke bemerkt, dass bei Gewitterflügen die Passagiere immer stärkere Ähnlichkeit mit ihren Passbildern entwickeln.

Alfred Polgar hatte längst darauf aufmerksam gemacht, dass das Beschreiben des Wetters in der Literatur Stimmungen verstärken kann, und dass dieses Mittel auch unlängst im Film verwendet wird. Auch einige Journalisten hat das Wetter beschäftigt, folglich haben ihre Artikel Eingang in diese Anthologie gefunden. So berichtet Joachim Schulz in der "Frankfurter Rundschau" von der Entwicklung der altbekannten Bauernregeln (Beispiel: Komm Herr Jesus, sei mein Macker:/ Lass es regnen auf diesen Acker) zur modernen Wettervorhersage, die uns via Fernsehbildschirm präsentiert wird.

Dem Herausgeber Horst Kutzer gelingt es, dem Leser einen sowohl informativen, als auch höchst unterhaltsamen Überblick über das Wetter in der (leider fast ausschließlich deutschsprachigen) Literatur zu vermitteln.

Titelbild

Horst Kutzer (Hg.): Wildes Wetter! Ein literarischer Begleiter durch Heiteres und Wolkiges.
Reclam Verlag Leipzig, Leipzig 2000.
251 Seiten, 8,60 EUR.
ISBN-10: 3379016926

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