Scrittori d'Italia dov'è il bestseller?

Die italienische Literatur der Gegenwart zusammengestellt von Johannes Hösle

Von Viola HardamRSS-Newsfeed neuer Artikel von Viola Hardam

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

"Schriftsteller Italiens, wo bleibt der Bestseller?", so lautete die Überschrift eines Artikels in der Literaturbeilage der Turiner Tageszeitung vom 7. Mai 1998. Und genau auf diese Suche begibt sich Johannes Hösle, ehemaliger Leiter des Mailänder Goethe-Institutes und emeritierter Professor für Romanische Literaturwissenschaft an der Universität Regensburg in seiner Enzyklopädie der neueren italienischen Literaturgeschichte. Ob Bestseller oder "Verkaufsniete", gefeierter Autor oder verkanntes Genie, Hösle versucht mit ein paar ausgewählten Autoren Licht in die bisher systematisch kaum dargestellte italienische Literatur der Gegenwart zu bringen. Eine Art Rundgang durch die Epochen - angefangen beim Neorealismus, über den Experimentalismus mit der "Gruppo 63" und den posthermetischen Lyrikern bis hin zur Erzählliteratur seit 1980 - soll dem Leser die italienische Literaturgeschichte von 1940 bis heute erschließen. Dabei kommt die so oft verschmähte Schattengestalt "Lyrik" genauso zum Tragen wie ihre prosaische Schwester.

Der Auftakt eines Kapitels bietet eine kurze Einführung in die jeweilige Epoche, der die dazugehörigen Autoren folgen. Auf zwei bis vier Seiten erhält der Leser Einblick in Leben und Werke der Autoren. Wer allerdings nach Fakten und speziellen Daten sucht, sollte lieber doch zum bewährten Brockhaus greifen, denn Geburtsdaten und Lebensstationen gelten hier als Nebensache. Im Mittelpunkt der Betrachtung stehen vielmehr Textausschnitte und kurze Inhaltsangaben, die dem Leser die Gedankengänge und gewählte Thematik des Autors näher bringen sollen. Auch Beziehungen zu anderen Zeitgenossen und die mögliche Beeinflussung durch sie wird dargestellt: Inwieweit verhalf Umberto Saba Sandro Penna zur Publikation seiner ersten Gedichte? Wie eng war Luigi Malerba mit der "Gruppo 63" verbunden? Verhalf Mussolini Vitaliano Brancati zum Erfolg?

Von Cesare Pavese über Salvatore Quasimodo und Elsa Morante bis hin zu Primo Levi, Umberto Eco und Dario Belezza reicht die Bandbreite der hier aufgeführten Schriftsteller. Aber auch den regionalen literarischen Zentren, wie Triest und Venezia Giulia, Neapel, Sizilien und Sardinien, widmet Hösle ein eigenes Kapitel.

Dennoch wäre die Vielfalt der literarischen Welt in Italien nicht ganz ausgeschöpft, wenn man einen wichtigen Nebenschauplatz vergessen würde: das Theater. Hierbei seien Eduardo de Filippo und das Theater nach 1945 erwähnt, ebenso wie Dario Fo, "Stückeschreiber und Mime der sozialen Konflikte und Revolte" der sechziger und siebziger Jahre.

Natürlich erfährt die italienische Literaturgeschichte durch die knappen Darstellungen keine Vollständigkeit, doch für eine informative Kurzübersicht ist sie perfekt. Bleibt zum Schluss nur noch zu sagen: "Vola alta, parola, cresci in profondità, tocca nadir e zenith della tua significazione" - Flieg hinauf, Wort, wachse in die Tiefe, berühre Nadir und Zenith deiner Bedeutung...

Titelbild

Johannes Hösle: Die italienische Literatur der Gegenwart.
Verlag C.H.Beck, München 1999.
301 Seiten, 12,30 EUR.
ISBN-10: 3406420850

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