Es denkt
Wolfram Mauser führt in Lichtenbergs Denken ein
Von Rolf Löchel
Besprochene Bücher / Literaturhinweise"Anspruchsvolle Einführungen" vorzulegen ist das Anliegen der vom Rombach Verlag herausgegebenen "Reihe Studeo". In ihr erschien nun unter dem Titel "Vom Eros des Denkens" ein Band über den Göttinger "Universalgelehrten" Georg Christoph Lichtenberg. Wolfram Mauser zeichnet als Autor verantwortlich. Dass es sich bei dem Buch um eine Zusammenstellung verschiedener Texte Mausers handelt, ist für eine Einführung eher ungewöhnlich. Die einzelnen Aufsätze gehen etwa Lichtenbergs Erörterung der "Irritationen des Träumens", seiner "ausführlichen Erklärung der Hogarthischen Kupferstiche" oder seinen "Luftschiff-Phantasien" nach - oder sie unterziehen Lichtenbergs Aphorismen einer detaillierten Analyse und Interpretation, ja sezieren sie geradezu. "Unsterbliche Gedankensplitter" nannte Albert Einstein sie, wie uns das Buch belehrt.
Dass Mauser Lichtenberg, den er einen "Virtuosen des Nachdenkens" und "höchst couragierten Mann" nennt, mit Sympathie und Wertschätzung begegnet, leuchtet auf jeder Seite hervor. Lobt er allerdings die "Modernität von Lichtenbergs Denken", sagt er beinahe noch zu wenig. Klingt doch nicht nur höchst modern, sondern geradezu postmodern, was Lichtenberg bereits vor mehr als 200 Jahren schrieb: "Es denkt, sollte man sagen, so wie man sagt: es blitzt. Zu sagen cogito, ist schon zu viel, sobald man es durch Ich denke übersetzt. Das Ich anzunehmen, zu postulieren, ist praktisches Bedürfnis."
Zwar wollen sich Mausers Aufsätze nicht so recht zu einem Ganzen zusammenfügen und haben daher auch kaum den Charakter einer Einführung, doch sind sie jeder für sich lesenswert und zudem geeignet, dazu zu verführen, sich in die Schriften Lichtenbergs selbst zu versenken. Mehr kann man auch von der gelungensten Einführung nicht erwarten.