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Ein Geschäft ganz besonderer Art

Ted Hughes´ Essays: "Wie Dichtung entsteht"

Von Ingeborg Gleichauf

Sie ist das Zentrum, um das Ted Hughes' Phantasie seit früher Kindheit kreist, egal, ob er die Landschaft der Heimat betrachtete oder sich mit der Tier- und Pflanzenwelt befasste: Die Konzentration auf das Wort, das die Geschichten zum Explodieren bringt. Der Dichter ist ein Jäger, ein Fallensteller, ein Hinterhaltleger: "Irgendwie stelle ich mir Gedichte als eine Art Tier vor". Dieses Tier Gedicht ist ein Geschöpf ganz besonderer Art, es hat mit dem Innersten des Dichters zu tun und lebt doch außerhalb seiner selbst.

Hughes war aber nicht nur ein großer Dichter, er war auch ein begeisterter Leser. Und er beschreibt, wie andere Autoren seine Gedichte inspiriert haben: Yeats, Kipling und Eliot zum Beispiel.

Nie schreibt Hughes über sein Leben mit den Menschen, über seine gesellschaftliche Existenz, immer geht es um eine von allen äußeren Schlacken reine Form des Lebens, in die der Dichter hineintaucht, um nach uralten Bildern und Mythen zu suchen. Und so sieht er auch den Wunsch Sylvia Plaths, Prosa zu schreiben, im Missverhältnis zu ihrer eigenen Begabung als Lyrikerin. Er spricht von einer "gewaltsamen Initiation, in der das alte Ich stirbt und das neue geboren wird", und erfasst damit Plaths lyrische Ausdruckskraft, aber er erkennt nicht, dass diese Dichterin sich mit der äußeren Realität in ungleich stärkerem Maß als er selbst auseinander setzen wollte und musste, als Frau im Amerika der 60er und 60 Jahre allemal.

Egal ob er über Shakespeare nachdenkt oder über Emily Dickinson, immer führt ihn sein Weg in den Kern der individuellen und gleichzeitig zeitlosen Künstlerexistenz. Es sind grandiose Essays, die davon erzählen, was es bedeutet, dem auf der Spur zu sein, was wir zwar jederzeit wahrnehmen, wovon wir aber eigentlich nichts wissen. "Der Durchschnittsleser weiß weit mehr über Hamlet als über den Zaunkönig". Damit aber ist bereits alles gesagt.

Ted Hughes: Wie Dichtung entsteht. Essays. Ausgewählt und übersetzt aus dem Englischen von Jutta Kaußen, Wolfgang Kaußen,Claas Kazzer. Insel Verlag, Frankfurt 2001. 290 Seiten, 20,30 EUR. ISBN-10: 345817060X Weitere Rezensionen und Informationen zum Buch