Auf ungewohntem Terrain

Ein neuer Band mit Künstlerinnen- und Schriftstellerinnenporträts, herausgegeben von Britta Jürgs

Von Ingeborg GleichaufRSS-Newsfeed neuer Artikel von Ingeborg Gleichauf

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die Jahrhundertwende ist eine Zeit der Suche, der Neuorientierung. Dies gilt für alle hier versammelten Frauen, ob sie nun Maria Slavona, Käthe Kollwitz oder Ricarda Huch heißen. Sie hatten es schwer, bedenkt man, dass im "Simplicissimus" unter einer Karrikatur folgender Satz zu lesen war: "Sehen Sie Fräulein, es gibt zwei Arten von Malerinnen: die einen möchten heiraten und die anderen haben auch kein Talent".

Bei allen porträtierten Frauen, den Künstlerinnen wie den Schriftstellerinnen steht deren Arbeit im Zentrum der Betrachtung. Damit hebt sich der Band positiv von vielen üblichen biographischen Annäherungen an kreative Frauen ab, die sehr oft so tun, als wäre die Arbeit lediglich die Nebensache und im Mittelpunkt stünden die offenen und versteckten Liebesgeschichten. Besonders deutlich wird das bei Ricarda Huch und Lou Andreas-Salomé, die eben gerade nicht aufgehen wollten in ihrem an Spannungen so reichen Leben, sondern hart arbeiteten, um etwas zu schaffen, was über das pure Lebendigsein hinausgeht. Auch zu Unrecht vergessene Autorinnen wie Helene Böhlau und Gabriele Reuter finden ihren Platz, haben doch gerade sie die Doppelmoral der bürgerlichen Gesellschaft besonders differenziert beschrieben.

Viel Neues gab es bei der Lektüre für mich zu entdecken, so die Malerin Elena Luksch-Makowsky, die neben ihren männlichen Kollegen, allen voran Gustav Klimt, viel zu sehr in den Hintergrund zu treten hatte. Eine Fundgrube ist das Buch und der Aviva Verlag zeigt auch mit dieser Neuerscheinung, dass er etwas ganz Besonderes ist.

Titelbild

Britta Jürgs (Hg.): Denn da ist nichts mehr, wie es die Natur gewollt. Portraits von Künstlerinnen und Schriftstellerinnen um 1900.
AvivA Verlag, Berlin 2001.
320 Seiten, 21,50 EUR.
ISBN-10: 3932338138

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