Christine Schamels Studie zur Überzeitlichkeit des Geschlechterverhältnisses in den Romanen Madeleine de Scudérys

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In ihrer 1999 erschienenen literaturwissenschaftlichen Studie "Vom Kampf der Geschlechter zur Utopie des Ausgleichs" untersucht Christine Schamel "die Überzeitlichkeit der Mann-Frau-Beziehung" bei Madeleine de Scudéry, Ninon de Lencos, Crébillon fils, Laclos, bei Preziösensatirikern und Romankritikern mit der Absicht, "die unterschiedlichen Formen der Liebe im Ancien Régime zu erforschen" und die ihnen zugrundeliegenden Schemata und Mechanismen aufzuzeigen. Hierzu stützt sie sich nicht zuletzt auf das Instrumentarium, das die Psychoanalyse und die Individualpsychologie Alfred Adlers bereitstellen.

Im Zentrum der Studie steht die Untersuchung der Romane Madeleine de Scudérys. Besonderes Augenmerk richtet Schamel auf deren literarisierte Darstellung der weiblichen Erotik, die sie als "Weg zur Selbstfindung" und zu "neue[n] Lebensformen" charakterisiert. Anhand einer textimmanenten Analyse versucht die Autorin, eine Form des "weibliche[n] Proteste[s]" in den Texten der Inhaberin des "Prix d'Éloquence" nachzuweisen, in dem die romantische Liebe mit der "Hoffnung auf eine freiere Existenz" verbunden sei. Scudérys Aktualität gehe aus dem Vergleich mit modernen Positionen hervor und weise, so die etwas gewagte These, den Feminismus als "Geschichte inhaltlicher Wiederholungen" aus.

R. L.

Titelbild

Christine Schamel: Vom Kampf der Geschlechter zur Utopie des Ausgleichs. Die Überzeitlichkeit der Mann-Frau-Beziehung bei Madeleine de Scudéry, Ninon de Lencos, Crébillon fils, Laclos, Preziösensatirikern und Romankritikern.
Peter Lang Verlag, Frankfurt a. M. 1999.
286 Seiten, 42,90 EUR.
ISBN-10: 3631347464

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