Eine Künstlerin des Kulturjournalismus
Aufsätze zu Hilde Spiels Leben und Werk
Von Melanie Ottenbreit
Sie war eine grande Dame der Wiener Feuilletons, geschätzte Kritikerin bei Ausstellungen, Opern, Konzert-, Film- und Theaterpremieren. Als Korrespondentin der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" hat sie fast 20 Jahre lang von all den Orten berichtet, wo sich das kulturelle Leben Österreichs ereignete - den Salzburger Festspielen, dem Wiener Burgtheater, der Josefstadt, bis hin zu den Wiener Kellertheatern, wo ihr die Inszenierungen oft avantgardistischer und fortschrittlicher erschienen sind als auf den traditionellen Bühnen. Ihre Literatur- und Theaterkritiken werden als meisterhaft bezeichnet.
Im dritten Band des Magazins "Profile" des Österreichischen Literaturarchivs erhält Hilde Spiel (1911-1990) nun eine umfassende Würdigung. Vierzehn Beiträge beschäftigen sich mit der Publizistin, Essayistin, Biographin und Übersetzerin, die 1986 mit dem "Ernst Robert Curtius-Preis" der Stadt Bonn geehrte wurde. Auszüge aus der Lobrede ihres Laudators Marcel Reich-Ranicki sind ebenso abgedruckt wie eine Reihe von Bild-, Brief- und Tagebuchdokumenten. Otto Rauchbauer und Monika Wittmann ehren die Leistung Hilde Spiels als Übersetzerin von Virginia Woolf, Tom Stoppard und Edna O´Brien; Hans A. Neunzig nimmt sich ihres Nachlasses an. Allen gemein ist der Versuch, das Œuvre der Feuilletonistin zu analysieren, zu deuten und einen "Widerschein der Welt von Hilde Spiel" (Hans A. Neunzig) zu erhaschen.
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