Das Verschwinden der Wahrheit

Eine Einführung in das Denken Michel Foucaults

Von Daniel BeskosRSS-Newsfeed neuer Artikel von Daniel Beskos

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Obwohl es bereits verschiedene Foucault-Einführungen gibt, sieht der Herausgeber Marcus S. Kleiner die Notwendigkeit gegeben für eine Einführung, die sich Foucault nicht aufgrund eines Forschungsinteresses nähert, sondern eher anhand von Leitbegriffen, Arbeit am Text und einer Befreiung von zentralen thematischen Zusammenhängen die volle Bandbreite von Foucaults Denken darstellt. Es soll auf diese Weise möglich sein, dem Denken Foucaults Raum zu geben, es soll "mit und durch Foucault über Foucault" geschrieben werden.

Mit diesem Anliegen ist dieses Buch entstanden, eingeteilt in zwei Bereiche: Im ersten Teil wird anhand von Leitbegriffen wie "Archäologie und Genealogie", "Wahnsinn", "Diskursanalyse", "Dispositiv", "Macht" usw. die Vielfalt des Foucaultschen Denkens herausgestellt. Den Autoren, die aus unterschiedlichen Bereichen der Wissenschaft kommen (Philosophie, Soziologie, Literaturwissenschaft, Politikwissenschaft u. a.), gelingt es auf jeweils 15 bis 20 Seiten eine durchgehend qualitative, anspruchsvolle Darstellung des jeweiligen Begriffs und seiner Verortung im Denken Foucaults zu leisten. Durch seine Gliederung nach Begriffen lässt sich der vorliegende Band durchaus in der Art eines Nachschlagewerks nutzen und ermöglicht so, sich die jeweiligen Überlegungen Foucaults zu den einzelnen Begriffen ins Gedächtnis zu rufen.

Im zweiten Teil des Buchs "Foucault im Kontext", finden sich drei weitere Aufsätze, die grundlegende Bezüge Foucaults vorstellen: In "Foucault und Nietzsche" steht vor allem die Konstitution des Subjektbegriffes im Vordergrund, ausgehend von den Konzepten der "Archäologie", der "Genealogie", der Analyse der "Macht" und der "Ästhetik der Existenz". In "Foucault und Heidegger" steht vor allem die Parallele zwischen Heideggers Verfallsgeschichte des Abendlandes und Foucaults archäologisch-genealogischer Arbeit im Vordergrund, aber auch Humanismuskritik und der Zusammenhang zwischen Tod und Endlichkeit werden thematisiert. Im dritten Teil schließlich, "Foucault und die Malerei", wird vor allem auf den Zusammenhang zwischen Blick und Bild im Denken Foucaults hingewiesen und auf den Bezug dieser beiden Begriffe zur Sprache.

Im Anhang findet sich nicht nur das Siglenverzeichnis der Schriften Foucaults, sondern auch eine detaillierte Literaturliste. Insgesamt eine lohnenswerte und übersichtliche Einführung, gerade auch für alle, die sich bereits mit Foucaults Texten auseinandergesetzt haben.

Titelbild

Marcus S. Kleiner (Hg.): Michel Foucault. Eine Einführung in sein Denken.
Campus Verlag, Frankfurt a. M. 2001.
278 Seiten, 15,90 EUR.
ISBN-10: 3593368471

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