Sanfte Lebensgefährtinnen

Britta Jürgs hat Künstlerinnen und ihre Katzen beobachtet

Von Ingeborg GleichaufRSS-Newsfeed neuer Artikel von Ingeborg Gleichauf

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Kreative Frauen lieben Katzen, wer wüsste das nicht längst? Aber wie tun sie es, welche Facetten hat solch ein Liebesverhältnis zwischen Künstlerin und Katze und was bedeutet es für ihre Arbeit?

Britta Jürgs, Verlegerin und Herausgeberin, hat sich auf die Suche gemacht und ist fündig geworden: Altbekanntes und neu Entdecktes, Skurriles und Poetisches, Politisches und Privates über Katzen und ihre Liebhaberinnen hat sie gesammelt. Man liest sich fest an den Texten, ergötzt sich an den Bildern und Fotografien und bekommt Lust auf mehr. Irmtraud Morgner, Patricia Highsmith, Sarah Kirsch und Paula Modersohn-Becker, Lotti Huber, Katherine Mansfield, Wanda Wulz, Leonora Carrington, Colette, Marlen Haushofer und viele andere stellen sich mit ihren Katzen vor, malerisch, zeichnerisch, fotografisch oder dichterisch. Wie zum Beispiel in dem tiefgründig schillernden Gedicht "Katzenleben" von Sarah Kirsch: "Aber die Dichter lieben die Katzen / Die nicht kontrollierbaren Sanften / Freien die den Novemberregen / Auf seidenen Sesseln oder in Lumpen / [...]".

Oder ganz anders, frecher bei Lotti Huber: 'Früher hat eine heiße Liebesnacht / Mir sehr viel Spaß gemacht / Sie war wirklich wunderschön / Heute schlafe ich alleine / Und nur meine Katze / schnurrt mir um die Beine / [...]".

Sehr anregend sind die Fotografien der Künstlerinnen mit ihren Katzen: Gabriele Münter, die da steht, als wolle sie sagen: Schaut her, das wundervolle Tier. Dame Edith Sitwell, die völlig versunken auf die Katze in ihrem Arm blickt. Sarah Kirsch drückt ihre beiden Katzen fest an sich, sodass man den Eindruck hat, in drei Katzengesichter zu blicken. Eine angeregt telefonierende Sonia Delaunay sitzt da mit schläfriger Katze Minouche auf dem Schoß. Ganz aufrecht im Stuhl erleben wir dagegen Maria Uhden mit ihrer Katze.

Und last not least Zeichnungen und Gemälde, unter denen bemerkenswerte Selbstbildnisse der Künstlerinnen mit ihren Tieren zu finden sind oder auch Paula Modersohns "Mädchen im Birkenwald mit Katze" von 1904.

Abgerundet wird das alles durch aufschlussreiche Kurzbiografien. Wenn man das wunderbare Buch hat, will man es nicht mehr hergeben und wird es immer wieder verschenken wollen, nicht nur an Künstlerinnen mit Katzen.


Titelbild

Britta Jürgs (Hg.): Schwarze Katzen - Bunte Katzen. Künstlerinnen & Schriftstellerinnen & ihre Katzen.
AvivA Verlag, Berlin 2005.
140 Seiten, 18,00 EUR.
ISBN-10: 3932338251

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