An den Grenzen der Toleranz

Ein Interview mit Marcus Hammerschmitt über seinen Essay "Instant Nirwana", in dem er sich mit den Auswüchsen der Esoterik-Welle beschäftigt

Von Andrea GeierRSS-Newsfeed neuer Artikel von Andrea Geier

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Geier: "Instant Nirwana" ist deine Abrechnung mit dem Esoterikboom der 90er Jahre, die 1999 zum ersten Mal und nun in diesem Jahr noch einmal in einer überarbeiteten Fassung publiziert wurde. Wie kamst du dazu, dieses Buch zu schreiben, aus dem viel aufklärerisches Engagement, ja sogar Furor spricht?

Hammerschmitt: Mitte der 90er Jahre bekam ich große Probleme mit ein paar guten Freunden, weil ich nicht mehr zu ihrer esoterischen Entwicklung passte. Ich stellte die Warum-Frage, ich wollte wissen: 'Was ist das für eine Bewegung, der du dich da angeschlossen hast?' Das hat große Irritationen hervorgerufen, und einige Freunde sind mir in gewisser Weise verlorengegangen. Ich habe mir ihr Engagement dann natürlich genauer angesehen, und mein Entsetzen war groß. Gleichzeitig habe ich mich an meine eigenen esoterischen Gehversuche erinnert, die etwa ein halbes Jahr gedauert haben, das war so um 1990/91. Diese Versuche sind zum Glück für mich spektakulär in die Binsen gegangen, da hat ein Realitätscrash stattgefunden, der mich zurück auf den Boden der Tatsachen geholt hat. Ich konnte meine Freunde also nicht verurteilen. Aber ich war wütend darüber, dass keine Verständigung mehr möglich war. Diese Wut steckt in dem Buch. Das ist es wohl, was viele, wie du auch, als Furor wahrnehmen.

Geier: In deinem Buch werden die unterschiedlichsten Gruppen kritisiert, von extremen Tierschützern und dem spirituellen Feminismus über Tibet-Anhänger und Anthroposophen bis zu wissenschaftlichen Zirkeln. Gibt es überhaupt esoterikfreie Zonen?

Hammerschmitt: Ich vermute, dass wir Menschen grundsätzlich darauf getrimmt sind, Bedeutung zu finden, wo keine ist. Das macht es sehr schwer, Aberglaube vollständig mit Stumpf und Stiel auszurotten. Selbst der Impuls, etwas ganz weghaben zu wollen, hat ja schon etwas Doktrinäres und Totalitäres an sich. Man muss damit rechnen, bei sich selbst und bei anderen, dass in den scheinbar vernünftigsten Verlautbarungen Reste von unbelegten Behauptungen und irrationalen Vorstellungen sind. Das ist ein Schatten, der uns folgt, und es macht keinen Sinn, den nicht wahrhaben zu wollen - oder den Schatten toll zu finden. Man muss auch über die Grenzen der Aufklärung aufgeklärt sein.

Geier: Du beschreibst zwei Typen der Reaktion von Esoterikern: Es gibt Schafsgeduldige und Apokalyptiker. Welche Sorte ist schlimmer?

Hammerschmitt: Das ist schwer zu sagen, weil die Schafsgeduld natürlich auch in die Katastrophe führt. Aber zunächst einmal sind apokalyptische Kulte und Vorstellungen, die mit dem kommenden Weltuntergang rechnen und ihn dann selbst verbreiten wollen, erschreckender. Es ist ja ganz typisch für Sekten, dass sie das, was sie für die Zukunft kommen sehen, schneller real werden lassen wollen. Man denke nur an die japanische "Aum Shinrikyo"-Sekte, die 1995 einen Giftgasanschlag in der U-Bahn Tokios verübte. Oder die Anhänger der Sekte "Heaven's Gate", die sich 1997 töteten, als der Komet Hale-Bopp die erdnächste Stellung seiner Umlaufbahn erreichte und die Anhänger glaubten, dass ihre Seele nun in ein Raumschiff aufgenommen würde. Wenn es Anhängern und Unbeteiligten an Leib und Leben geht, scheint das schlimmer und gefährlicher zu sein. Doch im Grunde geht es nicht um das Sensationelle, sondern um ganz alltägliche Phänomene, die man überall finden kann, etwa in den Mechanismen des Gerüchts und des Glaubens. Als ich gestern wieder mit der Bahn fuhr, saßen neben mir zwei ältere Damen und unterhielten sich über den Tod einer gemeinsamen Bekannten. Die Art und Weise, in der sie dieses Geschehen in eine handhabbare, niedliche, mit Kinderglauben gesättigte Normalität überführten, machte mich wirklich wütend. Ich habe mich gefragt: Warum regst du dich so darüber auf? Die Antwort ist: Es war ein deutliches Zeichen für eine Haltung, die jede Auseinandersetzung mit sich selbst scheut, die sagt: 'Ich will mit dem Thema nichts zu tun haben, ich will mich mit meinem eigenen Ende nicht auseinander setzen, ich behalte den Glauben, den ich seit siebzig Jahren habe, es wird schon werden...'. Die alltäglich begegnenden Irrationalismen sind auf die Dauer das mächtigere Phänomen. In den Medien dagegen erhalten nur die offensichtlich verrückten Auswüchse, Berichte über Sektendramen und Kultmorde, eben die Sensationen Aufmerksamkeit, nicht die ebenso erschreckende Normalität.

Geier: Du hast dich ja ausführlich mit dem Esoterikboom der 80er und der 90er Jahre beschäftigt und jetzt noch einmal für die Neuauflage von "Instant Nirwana" mit dem derzeitigen Zustand. Siehst du Veränderungen?

Hammerschmitt: Ich hatte die Hoffnung, dass die Verschärfung des Esoterikbooms, die ich Ende der 90er Jahre wahrgenommen habe, auf der Millenniumsangst beruht. Es schien mir auch so, dass kurz nach dem Beginn des neuen Jahrtausends eine gewisse Ernüchterung eintrat. Jetzt muss ich aber feststellen, dass es genauso unverschämt weitergeht wie vorher, und genauso aggressiv wie vorher. Die Waldorf-Aktiven jammerten ständig, sie hätten kein Geld und so weiter, und ich war so naiv, das zu glauben. Tatsächlich aber haben die Waldorfschulen weiter Zulauf, es gibt sogar mehr als noch Ende der 90er Jahre. Insgesamt betrachtet sind die Mechanismen der Verblödung natürlich oft ähnlich. Wenn irgendwelche technischen Neuerungen auftauchen, springt der Aberglaube sofort darauf an und macht sie sich nutzbar. Es gibt sicher Sekten, die in Computerfraktalen irgendwelche höheren Weisheiten sehen und solche, die mit modernsten technischen Mitteln arbeiten und sie auf ihre Weise missverstehen. Im Grunde aber bleibt es der immer gleiche Sud aus halbverstandenen Zusammenhängen, Lügen und Gewinnsucht. Man erkennt es in der Vergangenheit wieder, und ich vermute auch, dass das in Zukunft gleich bleibt: geändert werden nur die Kostüme.

Geier: Esoterik ist offensichtlich kein klassenspezifisches Phänomen, es kann alle treffen. Du erklärst in diesem Zusammenhang: "Esoterik ist eine Religion der Dienstboten". Was meinst du damit?

Hammerschmitt: Wir leben in einer Gesellschaft, die ausschließlich auf die Verwertung von Arbeitskraft aus ist, in der es aber keine herkömmliche Klassengesellschaft mehr gibt mit klar definierten Rollen von Herrschenden und Beherrschenden. Es ist eine Gesellschaft, in der alle Dienstboten sind. Sie zielt darauf, menschliche assets solange auszubeuten, wie es geht - das ist eine Verwirklichung der klassenlosen Gesellschaft am negativsten Pol, den man sich vorstellen kann! Natürlich haben es die Vorstandsvorsitzenden besser als die einfachen Arbeiter, weil sie besser alimentiert werden, aber der Dienstbotencharakter trifft alle. Daraus resultiert Angst und eine durchaus nachvollziehbare Kränkung des Selbstwerts, die ständig die Frage provoziert: 'Bin ich gut genug?' und: 'Werden sie mich behalten?' Diese Angst drückt sich für mich auch in den Zen-Seminaren für Manager aus, im Feuerlaufen, in den 'mach dich stark und setz dich durch'-Kursen: Da ist es nicht mit dem gekonnten Jonglieren der Zahlen und der Manipulation der öffentlichen Meinung getan, nein, man muss ein Samurai-Kämpfer sein, damit man in einem Konzern Führungsaufgaben wahrnehmen kann. Nehmen wir nur die Popularität des chinesischen Strategen Sun Tzu und seines Buchs "Die Kunst des Krieges" in Wirtschaftskreisen. Da wird ein Denken vermittelt und antrainiert: 'Mach dich fit für den Krieg in der Wirtschaft', gleichzeitig aber auch, und daraus resultiert die Unsicherheit: 'Du kannst jederzeit versagen'. Dass man das auch noch toll finden soll, das ist eine Form der Inhumanität, die relativ neu ist.

Geier: Du hast vorhin schon einmal kurz die Waldorfschulen erwähnt. In deinem Buch gibt es ein langes Kapitel "Wege zur Versteinerung". Es gibt keine anderes Thema, bei dem du so viel mit Zitaten arbeitest, sowohl im Text wie in den Fußnoten. Spiegelt das die Abwehrreaktionen der Anthroposophen?

Hammerschmitt: Ja, absolut. Das Problem ist, dass man in Rudolf Steiners Werk zu jedem beliebigen Thema nahezu jede beliebige Aussage finden kann. Das hat durchaus Methode: Er wollte sich nicht festlegen lassen auf bestimmte oberflächenideologische Richtungen, und er hatte zu allem Möglichem sehr viel zu sagen. In Auseinandersetzungen mit Anthroposophen begegnet man immer wieder dem Vorwurf, man kenne das Werk gar nicht: Das ist die erste Verteidigungslinie. Wenn man weitere Zitate anführt, heißt es dann: 'Ich habe in Band 287 das genaue Gegenteil gefunden'. Dann sagt man, 'deine Stelle ist schön, aber der untergründige Bezug zu rassistischen Theoremen ist in vielen verschiedenen Bänden belegbar'. Dann bekommt man zu hören: 'Du hast es nicht richtig verstanden'. Und immer so weiter im Kreis herum. Ich wollte den Anhängern aber schon die einfachste aller Verteidigungslinien nicht lassen, dass man das Werk nicht kenne, und zitiere es daher ausführlich. Es nützt allerdings alles nichts. Mir hat erst neulich wieder jemand geschrieben, dem ich zum Beleg meiner Darstellung Zitate aus Steiners Werk geschickt habe, darunter eine klar rassistische Passage. Und er schrieb mir zurück: 'Ich übersetze Ihnen das und zeige Ihnen, was eigentlich gemeint ist'. Die 'Übersetzung' lief natürlich darauf hinaus, dass alles gar nicht so schlimm sei. Diese Strategie der Umdeutung greift immer dann, wenn Menschen, die unbedingt Anhänger bleiben wollen, sich nicht damit auseinander setzen wollen, dass etwas gewaltig im Argen ist. Bei keiner esoterischen Vereinigung treffe ich auf ein so ausgefeiltes Arsenal an Abwehr-, Täuschungs- und Tarnmechanismen wie bei den Anthroposophen. Die einzigen, die nahe herankommen, sind die Tibet-Anhänger. Sie wollen unbedingt verhindern, dass die Aufmerksamkeit auf die Zeit vor der chinesischen Invasion in Tibet gerichtet wird. Damals herrschte dort eine klerikal-faschistische Diktatur. Das hatte absolut nichts mit den Fantasien vom friedlichen und geläutert-spirituellen Tibet zu tun, mit denen sich westliche Tibet-Fans hier so die Zeit vertreiben.

Geier: Am erschreckendsten fand ich nach der Lektüre deines Buchs, auf wie viele rassistische und antisemitische Überzeugungen du gestoßen bist, das hast du eben ja schon angesprochen. Wieso gibt es diese starke Tendenz zum Rassismus und Antisemitismus in unterschiedlichsten esoterischen Richtungen?

Hammerschmitt: Das lässt sich zunächst einmal leicht erklären mit Sündenbock-Theorien und dem Versuch, soziale Konflikte, in denen sich der Einzelne als ohnmächtig erlebt, abzuwälzen auf eine gesellschaftliche Randgruppe. Soziologisch betrachtet kann man sagen: Hier haben wir eine klassische Ablenkungsfunktion von Ideologie, in der eine Gruppe stigmatisiert, marginalisiert und verantwortlich gemacht wird für das, was mit einem selber passiert, weil man sich nicht wehren kann gegen diejenigen, die wirklich verantwortlich sind. Es ist erschreckend, welche Automatismen da greifen, und zwar bei Anthroposophen wie bei Tibet-Anhängern und anderen. Mir wurde beispielsweise von alternativmedizinischen Seminaren mit tibetanischem Bezug erzählt, bei denen Flyer mit holocaustleugnenden Statements verteilt werden - es ging um Reinkarnationsfragen, da sei Übel von früher abzuarbeiten gewesen. Und diese Blätter werden wieder eingesammelt, denn so offen möchte man das nicht propagieren, weil es ja auch strafrechtliche Konsequenzen hätte. Auf eine seltsam automatische Weise läuft es auf eine Verdammung von Menschen hinaus, die einem nicht geheuer sind. Der Antisemitismus hat immer noch Reizpotenziale, er wirkt immer noch attraktiv auf Demagogen im spirituell-pädagogischen Bereich. Der entsetzliche Gedanke, der Holocaust sei eine Strafe für frühere Verbrechen der Juden gewesen - ein Gedanke, mit dem sich ja auch Himmler beschäftigt hat -, und die Aggressivität und der Hass, die dahinterstecken, werden in solchen Zirkeln getarnt durch einen spirituellen Rahmen, eine duftig-wolkige Aura des Heiligen.

Geier: Wenn man sich die antisemitischen Überzeugungen oder die Apokalyptiker ansieht, dann ist offensichtlich, dass man dagegen vorgehen muss, weil es gefährlich ist. Bei Menschen, die sich Steine ins Wasser legen, weil sie glauben, dass die Energie ans Wasser abgeben, denkt man eher, Toleranz sei das Mittel der Wahl. Du schreibst, eigentlich sei weder Toleranz noch Repression geeignet. Wie lässt sich dann damit umgehen?

Hammerschmitt: Es gibt kein probates Mittel. Dazu eine tolle Geschichte von Niels Bohr. Ein Bekannter besucht ihn und sieht ein Hufeisen über dem Eingang von Bohrs Haus hängen. Er ist fassungslos und fragt: 'Da glaubst du doch nicht etwa dran?' Und Bohr sagt: 'Natürlich nicht, aber man sagt, es hilft auch bei denen, die nicht daran glauben'. Man muss vorsichtig sein bei einer zu rigiden Einforderung von Rationalität. Was man tun kann, ist, sich selbst über seine eigenen Schattenseiten aufzuklären, nicht zu akzeptieren, was einem als Entschuldigung für Dummheit angeboten wird, weder für die eigene noch für die der anderen, und die Mittel der Sprache und der Philosophie und des Denkens anzuwenden, die uns ja überreichlich gegeben sind. Das ist ja die andere Seite! Ich meine, dass wir gleichzeitig verdammt sind zum Aberglauben, und dazu, uns Rechenschaft darüber abzulegen. Wir haben beide Dinge in uns und müssen damit ins Reine kommen. Ein achselzuckendes Akzeptieren nach dem Motto: 'Soll doch jeder leben wie er will!' ist keine Lösung. Wenn Eltern ihre Kinder in dem Glauben erziehen, dass die Erde von blutsaugenden Echsen beherrscht wird, die uns alle unterdrücken, dann kann man das nicht einfach hinnehmen. Das wäre eine Form der Toleranz, die ich auch in anderen Bereichen nicht akzeptabel finde.

Geier: Wenn man über einen längeren Zeitraum Texte liest, die einem inhaltlich und im Duktus gegen den Strich gehen, dann entwickelt man eine Abwehrhaltung, die bedenkliche Züge annehmen kann. Gerade weil man dabei so tief in diese Denkwelten eintauchen muss, ist man in der Gefahr, sich seinem Gegner anzuverwandeln. Sektengegner klingen ja manchmal wie Sektenanhänger. Wie schützt man sich davor?

Hammerschmitt: Gar nicht, an die frische Luft gehen ist das Einzige, was zwischendurch hilft. Ganz schrecklich ist es bei Steiner. Der Versuch zu verstehen, was er meint, führt einen in kognitive Fallen. Es ist eine ganz merkwürdige Art, sich heranzuschleichen an den Leser, das ist ein Gemisch aus Liebedienerei, Verlogenheit, Machtanspruch - das ist der schlechteste Anteil des Katholizismus! Das ist an seiner Art zu schreiben besonders schlimm. Aber ich habe damit jetzt abgeschlossen, weil ich auch das Gefühl habe, dass ich meinen Teil zur Aufklärung geleistet habe. Selbst wenn furchtbar schlimme Dinge passieren - und das ist ja ständig der Fall in solchen Bewegungen -, dann lasse ich es. Ich muss jetzt nicht mehr mit Macht dagegen angehen, denn das führt zu Verhärtungen, wie man sie bei manchen Hardcore-Rationalisten feststellen kann. Das hat man mir übrigens auch vorgeworfen. Ich denke aber, dass ich mittlerweile eigentlich einen ganz guten Abstand dazu habe; von Zeit zu Zeit springe ich auf das Thema wieder an, aber ich will wirklich nicht ständig über Esoterik nachdenken, dazu ist meine Zeit zu schade!

Geier: Du nennst zwei Fälle, die für hoffnungsvolle Veränderungen stehen könnten: Eine Autorin, der es peinlich war, dass ihr Esoterik-Buch noch vertrieben wird; die andere war eine Tibet-Anhängerin, deren Poster eines Gurus von der Zimmerwand verschwanden. Wolltest du zwei Lichtblicke einbauen?

Hammerschmitt: Ich weiß gar nicht, ob das so hoffnungsvolle Fälle waren. Was ich da an Beispielen einstreue, sind Momentaufnahmen, Anekdoten, keine Beweise. Im ersten Fall war die Frau tatsächlich peinlich berührt, dass ihr Buch noch vertrieben wird. Im anderen Fall bin ich mir gar nicht sicher, dass da ein grundsätzlicher Wandel stattgefunden hat. Eher, glaube ich, wurde der eine Glaube durch etwas anderes abgelöst. Das gibt es ja öfter, das Ausprobieren und Wechseln in der Szene.

Geier: Was war das Skurrilste, was dir bei deinen Recherchen begegnet ist?

Hammerschmitt: Da weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll. Am schönsten fand ich ein Inserat, das jemand mal aus Jux geschaltet hat: ein Angebot für eine nonverbale Gesprächstherapie. Davon waren viele begeistert, da hätte es jede Menge Interessenten gegeben! Toll sind auch Produkte wie die "Teslaplatten" und Ähnliches, das sich auf den Erfinder Nikola Tesla beruft, dieser Mumpitz soll dann meistens irgendwelche therapeutisch wirksamen Energien bereitstellen. Den Glauben an die Tachyonen-Energie finde ich toll, das ist ein unverstandenes Konzept der Wissenschaft, das sich gut vermarkten lässt: Tachyonisiertes Wasser wird in kleinsten Dosen zu hohen Preisen verkauft. Tragisch dagegen ist natürlich der Fall der Mutter, die für ihr stark neurodermitisches Kind ein "Lichtgerät" gekauft hat, weil die "Frequenzen der Farben" heilsam wirken sollen; dieser Fall, den ich im Buch auch schildere, hat mich mitgenommen, denn es war offensichtlich, dass sie eigentlich selbst wusste, dass es nichts helfen kann, aber sie musste es eben probieren, weil alles andere schon gescheitert war. Aber um auf die lustigsten Fälle, die mir begegnet sind, zurückzukommen: Dazu gehören auf jeden Fall die Astrologie-Angebote für Tiere - das gibt es wirklich! Von obskuren Angeboten dieser Art wimmelt es nur so, da könnten wir noch ewig weitermachen.

Das Interview wurde am 23.11.2005 in Marburg geführt.


Titelbild

Marcus Hammerschmitt: Instant Nirwana. 2., überarbeitete Auflage.
Alibri Verlag, Aschaffenburg 2005.
110 Seiten, 11,50 EUR.
ISBN-10: 386569005X

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