Immer mit der Ruhe (und mit Whiskey und Bier)!

Max Oban erfindet mit Sergeant Barry Baxter einen irischen Dorfpolizisten, der nach einem „Mord an der Klippe“ unter Lebensgefahr ermittelt

Von Rainer RönschRSS-Newsfeed neuer Artikel von Rainer Rönsch

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Viele Krimifreunde kennen den genussfreudigen Südtiroler Privatdetektiv Tiberio Tanner aus der Feder von Max Oban und die zehn Fälle seines Salzburger Kollegen Paul Peck. Nun hat der produktive Autor für eine neue Krimi-Reihe einen dritten Ermittler erfunden, natürlich wieder mit Alliteration beim Vor- und Nachnamen. Barry Baxter heißt der Sergeant im verschlafenen Dorf Doughmore an der irischen Westküste.

Baxter liebt neben Whiskey und Bier vor allem die Ruhe und gibt damit zunächst den Rhythmus vor: gemächlich, ohne nennenswerten Spannungsbogen, doch mit einer Fülle sprachlich gediegener und anschaulicher Beschreibungen von Orten und Menschen. Feiner Humor gibt Baxters Dialogen mit Partnerin Myrna die Würze.

Baxter als einziger Polizist am Ort schätzt dieses „Alleinstellungsmerkmal“. Weil die Bevölkerung starke Präsenz der Polizei wünscht, marschiert er oft in vollständiger Montur, freilich ohne Waffe, durch Doughmore.

Mit der Ruhe ist es bald vorbei. Der Dorfarzt wird überfallen und lebensgefährlich verletzt, wobei morphinhaltige und andere Medikamente verschwinden. Einige Leute sind schnell mit dem Verdacht bei der Hand, die Täter seien im Ausländerheim oder in der „dahergelaufenen“ polnischen Familie Kroll zu finden. Wenig später hängt der Hund der Heimleiterin tot an einem Baum.

Baxter teilt die Vorurteile nicht, auch nicht die gegen den nach einem Unfall geistig zurückgebliebenen Kevin Casey. Als die hübsche siebzehnjährige Polin Daria Kroll unmittelbar nach dem „Céilí-Abend“, einem geselligen Tanzvergnügen, verschwunden ist, ermittelt Baxter auch bei Leuten, die im Dorf das Sagen haben: dem Bürgermeister Henry MacLeod, der Daria nachgestellt hatte, und dem reichen Schafzüchter Ryan, dessen beide Söhne das Mädchen gut kannten. Daria hatte geäußert, dass sie es nicht mehr aushalte und weg wolle. Doch was sie bedrückte, bleibt lange so unklar wie ihr wahres Wesen: unschuldige Schönheit oder gewieftes Biest auf der Jagd nach einem Mann mit Geld?

In seinem Privatauto unterwegs wird Baxter von einem als gestohlen gemeldeten Landrover verfolgt. In einem halb verfallenen Steinhaus in der Gegend, in der sich Daria nach Ansicht einer rothaarigen keltischen „Seherin“ befindet, kracht ein Kantholz oder Baseballschläger gegen seinen Hinterkopf. Das Haus gehört überraschenderweise dem Bürgermeister MacLeod.

Nun kommt Hochspannung auf. Eine Dorfbewohnerin sieht Kevin Casey am Strand und findet dort kurz darauf dank ihrem Hund die tote Daria Kroll unter einem umgekippten Boot. Daria war schwanger.

Wenig später wird Kevin Casey erschossen. Angesichts des Doppelmords richtet sich Baxters Verdacht gegen die Familie Ryan. Neil Ryan war zur Tatzeit geschäftlich in Deutschland, sein inzwischen verschwundener Halbbruder Darragh aber ist nachweislich der Vater des ungeborenen Kindes von Daria. Sein Vater hatte ihm befohlen, die Beziehung zu ihr abzubrechen. Begingen Vater und Sohn den Mord im Komplott?

Dann findet Myrna am Fuß der Klippe eine Leiche mit zerschmettertem Kopf. Sie hat braunes Haar wie Darragh Ryan. Die Urlaubsvertreterin des Polizeiarztes ist Expertin für tödliche Höhenstürze und anhand des Zustands der Leiche sicher, dass es kein Selbstmord war.

Hier sei nur preisgegeben, dass Myrna unter falschem Namen und mit aufgedonnerter Frisur an der Leiche ein vermutetes Tattoo nicht findet und Baxter den Fall unter Lebensgefahr löst. So darf man sich auf weitere Ermittlungen und auf Lobessprüche für Whiskey und Bier freuen.

Titelbild

Max Oban: Mord an der Klippe. ein Irland-Krimi.
Königshausen & Neumann, Würzburg 2024.
369 Seiten, 14,00 EUR.
ISBN-13: 9783826085086

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