Endlich allein - Arno Schmidts Roman "Schwarze Spiegel" in einer kommentierten Neuausgabe

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

In Thomas Glavinics Roman "Die Arbeit der Nacht" (2006) findet sich ein Mann zu seinem Entsetzen alleine auf der Welt wieder. Kaum einem Rezensenten im Feuilleton fiel auf, dass es in der deutschsprachigen Literaturgeschichte ein offensichtliches Vorbild für Glavinics Plot gibt: Arno Schmidts Dystopie "Schwarze Spiegel" (1951).

Auch Schmidts Text handelt von der Welt nach einer - in diesem Fall atomaren - Katastrophe. Der Witz ist allerdings, dass Schmidt dieser menschenfeindlichen Situation den Anstrich einer veritablen Idylle gibt: Anders als bei Glavinic scheint der Überlebende bei Schmidt sein Schicksal geradezu in vollen Zügen zu genießen und ist überaus froh, endlich allein zu sein.

In der Reihe der Suhrkamp BasisBibliothek ist dieser Klassiker der deutschsprachigen Nachkriegsliteratur, den Schmidt als dritten Teil seiner Trilogie "Nobodaddys Kinder" konzipierte, in einer kommentierten Neuausgabe erschienen. Damit liegt der Roman in einer griffigen Aufbereitung vor, die ihn auch zur Behandlung in der gymnasialen Oberstufe empfiehlt. Oliver Jahn hat den Text erläutert: Im Anhang präsentiert der Mitarbeiter der Arno Schmidt Stiftung eine Zeittafel, knappe Angaben zur Rezeption und - besonders für den Schulunterricht hilfreiche - Deutungsansätze aus der bisherigen literaturwissenschaftlichen Forschung.

Georg D. Henn


Titelbild

Arno Schmidt: Schwarze Spiegel. Text und Kommentar. Suhrkamp BasisBibliothek 71.
Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M. 2005.
154 Seiten, 7,00 EUR.
ISBN-10: 3518188712

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