Grundlegend und innovativ
Matthias Luserke-Jaquis Sammelband stellt deutschsprachige Romane der klassischen Moderne vor
Von Rolf Löchel
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseWie Matthias Luserke-Jaqui betont, möchte der von ihm herausgegebene Band über "Deutschsprachige Romane der klassischen Moderne" nicht etwa als Ersatz für eine Literaturgeschichte verstanden werden, sondern vielmehr "an exemplarischen, durch zeitgenössische Rezeption oder die Wirkungsgeschichte nobilitierte[r] Romanbeispiele aktuelle Interpretationsmöglichkeiten aufzeigen und die Texte im (kulturgeschichtlichen) Kontext der klassischen Moderne vorstellen" - wobei der Herausgeber die Beitragenden ihre jeweiligen "methodischen Interpretationsprofile" frei wählen ließ. Gemeinsam ist den Texten jedoch, dass sie "Basisinformationen" zu den behandelten Werken bieten, deren "wichtigste Merkmale" nennen und in den aktuellen Forschungsstand einführen. Oft stellen sie darüber hinaus eigene Thesen zur Diskussion.
In siebzehn Beiträgen stellen ebenso viele AutorInnen fast ausnahmslos dem Genre des Romans zuzurechnende Werke in der Reihenfolge ihres Erscheinens vor und interpretieren etwa Theodor Fontanes "Effi Briest" (Helmut Scheuer), Rainer Maria Rilkes "Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge" (Sabina Becker), Franz Kafkas "Prozess" (Manfred Engel) oder Heinrich Manns "Untertan" (Heinz Drügh). Mit zwei Romanen ist alleine sein Bruder Thomas vertreten: "Buddenbrooks" (Fontis Jannidis) und "Der Zauberberg" (Oliver Jahraus). Nur von Schnitzler werden ebenfalls zwei Werke behandelt. Doch handelt es sich bei ihnen nicht um Romane, sondern um die beiden "Monologerzählungen" "Leutnant Gustl" und "Fräulein Else", die Nikola Roßbach aus gutem Grund gemeinsam interpretiert. Irmgard Keun ist es mit ihrem "kunstseidenen Mädchen" (Ariane Martin) als einziger Schriftstellerin gelungen, die geschlossene Männerriege namhafter Autoren zu durchbrechen.
Trotz der einen oder anderen - ja schließlich auch nicht ganz zu vermeidenden - Lücke bietet der Band eine mehr als nur vertretbare Auswahl behandelter Werke.
Als Adressaten des Buches nennt der Herausgeber Lehrende und Studierende der Neueren deutschen Literaturwissenschaft. Nicht nur sie dürften mit Gewinn zu dem Band greifen.
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