Tod am Ende der Welt

Über Andreas Scheepkers Kriminalroman „Tote brauchen keine Bücher“

Von Thomas NeumannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Thomas Neumann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Kriminalromane mit lokalem Flair sind gerade sehr beliebt. Wichtig ist, dass der Leser die lokalen Details wieder erkennen kann. Bei Arno Schmidt nannte man dies „gekettet an Daten & Zahlen“. Bei Schmidt war es aber ein ausgefeiltes, bis ins letzte ausgearbeitetes literarisches Stilmittel, wenn man es denn nicht sogar als ein literarisches Konzept bezeichnen möchte.

In der Kriminalliteratur muss man dagegen kleinere Brötchen backen. Oft nicht zum Schaden des Lesevergnügens. So auch bei Andreas Scheepkers zweitem Kriminalroman: Dieser verbindet Lokalkolorit mit einem eigentlich relativ unspektakulärem Kriminalfall. Ein Toter, erschlagen mit einem Bierkrug, wird von dem Buchhändler und Hobbyermittler Johannes Fabricius aufgefunden. Fabricius ist befreundet mit dem zweiten liebenswerten Protagonisten des Romans, mit Kommissar Gerrit Roolfs. Beide geben ein brummelndes, sehr norddeutsches Ermittlerpaar ab. Aber auch Carl Edzard II., im Roman das Regierungsoberhaupt des fiktiven Fürstentums Ostfriesland, der Ortsvorstand Siebo Remmers oder der schräge Landgeistliche Uwe Oserloh, der sehr der Science-Fiction-Literatur zugeneigt ist, stellen das liebenswerte und authentische Personal der Geschichte.

Vielleicht ist es ein wenig unspektakulär, was da im Laufe der etwas mehr als zweihundert Seiten als Kriminalfall und Verbrechen hervorgezaubert wird, aber das gerät unversehens in den Hintergrund, wenn die kantigen und sehr gut konturierten Figuren von Scheepkers auftreten. In der Herausarbeitung dieser Charaktere liegt die Stärke des Romans, und man ist bereit, die Handlung zu vernachlässigen, wenn man den nächsten Schritten der Protagonisten folgt. Zusammenfassend ist es ein kleiner, ruhiger und feiner Kriminalroman, der seine Stärke aus den lebendigen Figuren zieht, die man gerne noch ein weiteres Mal auf diese unprätentiöse Art ermitteln lassen möchte. Man sieht hier sehr schön, dass es nicht immer das spektakulärste Verbrechen mit Blut, Folter, Missbrauch und Splattereffekten sein muss, das ein unterhaltendes Büchlein ausmacht und die Aufmerksamkeit des Lesers verdient.

Titelbild

Andreas Scheepker: Tote brauchen keine Bücher. Ein Kriminalroman aus dem Fürstentum Ostfriesland.
Leda Verlag, Leer 2009.
224 Seiten, 8,90 EUR.
ISBN-13: 9783939689164

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