Von Philosophen, Therapeuten und Schauspielern

Hartmut Langes Novellensammlung „Der Therapeut“ lotet die Tiefe des Menschlichen aus

Von Saskia SchulteRSS-Newsfeed neuer Artikel von Saskia Schulte

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Hartmut Lange hat wieder Novellen veröffentlicht. „Der Therapeut“ heißt die titelgebende von drei Novellen, die in einem schmalen Band zusammengefasst sind. In allen drei Novellen geht es mysteriös zu. Die Frau eines Philosophen verschwindet, und er ist nicht sicher, ob sie jemals da war. Ein See vernebelt einem Journalisten die Sinne, und ein Therapeut tut das Übrige dazu. Ein gealterter Schauspieler kann zwischen Bühne und Realität nicht mehr unterscheiden, und stirbt erst auf der Bühne, und dann noch einmal.

Die Novellen sind an der Oberfläche auf traurige Weise heiter und im Kern melancholisch. Sie sind sorgfältig komponiert und weisen an den richtigen Stellen Leerstellen auf. Immer wieder geht es um das Vielleicht-doch-nicht-Geschehene, um Verwirrung, um das – meist unbeabsichtigte – Sich-selbst-Belügen. Dennoch lassen die Novellen den Leser nicht ratlos zurück, sondern stimmen eher nachdenklich. So bizarr die Geschehnisse auch erscheinen mögen, so gründen sie doch in der allzu menschlichen Wahrnehmung, in der Verunsicherung darüber, was wahr ist oder auch nicht. Was hier mit Leichtigkeit und Raffinesse erzählt wird, ist ungewöhnlich und tiefgründig, es sind Novellen, die die Tiefe des Menschlichen auszuloten versuchen wie den „Hundekehlesee“ – so der Titel des ersten Textes –, dessen Grund man nicht sehen kann.

Titelbild

Hartmut Lange: Der Therapeut. Drei Novellen.
Diogenes Verlag, Zürich 2007.
160 Seiten, 18,90 EUR.
ISBN-13: 9783257065961

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