Ein abenteuerliches Herz
Heinz Ludwig Arnold gestorben
Von Lutz Hagestedt
Als Heinz Ludwig Arnold, Jahrgang 1940, nach „Sehnsuchtsorten jenseits der Schule“ suchte, fand er sie in der schönen Literatur. Im elterlichen Bücherschrank stieß er auf Ernst Jüngers Roman „Afrikanische Spiele“, und Jüngers Welt nahm ihn auf Jahre und Jahrzehnte gefangen. 1960 pilgerte er nach Wilflingen, zu Jüngers Forsthaus, und wurde schließlich sein Sekretär.
Dieser Werdegang ist typisch für einen Mann, der als einer der großen ,Literaturverweser’ der Nachkriegszeit gilt. Bereits 1963 wurde Arnold Herausgeber der renommierten Zeitschrift „Text + Kritik“ – ihr Name war gut gewählt, es sollte ein ,kritisches Jahrzehnt’ werden. Seit 1973 betreute er das „Kritische Lexikon der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur“, kurz KLG. Dessen Konzept hatte er sich beim ,unentbehrlichen Schönfelder’ abgeschaut, jener Loseblattsammlung für Juristen, die ständig aktualisiert werden kann. So war sein Lexikon als einziges auf dem jeweils aktuellen Stand und konnte laufend um neue Autoren erweitert werden. Zuletzt gab er das berühmte „Kindlers Literaturlexikon“ heraus, ein Kraftakt.
Ich begann 1985 für Arnolds KLG zu schreiben. 1987 schlug ich ihm vor, einen „Text + Kritik“-Band über meinen Lieblingslyriker Robert Gernhardt vorzulegen. Arnold winkte ab: der sei zu unbedeutend. Zehn Jahre später war er anderer Meinung: Das Gernhardt gewidmete Heft 136 erschien im Oktober 1997.
Am 27. März, zwei Tage vor Jüngers Geburtstag, habe ich Heinz Ludwig Arnold das letzte Mal im Deutschen Literaturarchiv in Marbach gesehen – er war nur noch die Hälfte seiner selbst. Diagnose Magenkrebs. Am 1. November ist er im Alter von 71 Jahren gestorben.
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