Von der Kommune I zum Außenminister
Ein Hörbuch von und über "1968"
Besprochene Bücher / Literaturhinweise
Irgendwie weiß man gar nicht mehr, ob das noch ein Datum ist oder nur noch ein Mythos: 1968. Einige der damaligen Protestler sind heute Außenminister und Professoren, einige andere sind zwischendurch im Gefängnis gelandet, manch einer hat sich wie Horst Mahler tatsächlich vom linken Anwalt zum rechten Agitator gewandelt, aber vieles von dem, was damals begonnen wurde, hat die deutsche Kultur und Politik denn doch nachhaltig verändert: Die Grünen in der Regierung? Langhaarige Moderatoren? Frauen als Nachrichtensprecher? Das war damals noch unvorstellbar, als Heintje "Mama" sang, Neil Armstrong von seinem kleinen Schritt auf dem Mond sprach, Uschi Glas in "Zur Sache, Schätzchen" spielte und Papst Paul VI., respektlos "Pillen-Paul" genannt, seine Enzyklika "Humanae Vitae" veröffentlichte. Es war eine wilde Zeit, aufregend und widersprüchlich, mit vielen Übertreibungen.Viele denken mit Schrecken, viele aber auch mit Wehmut zurück. Das jetzt erschienene Hörbuch breitet noch einmal eine erinnerungsträchtige Collage aus Originaltönen mit Musik und vielen Redebeiträgen aus. Man erinnert sich ganz unwillkürlich an diese Zeit. Und die Anderen müssen sich jetzt überlegen, ob sie lieber an die Gnade der späten Geburt glauben oder bedauern wollen, nicht dabei gewesen zu sein. Das Originaltonhörbuch jedenfalls ist eine gut gemachte Mischung aus allem, was damals in der Luft lag, über den Äther ging und von rechts und links in die extra dafür entdeckten Massenmedien geworfen wurde - und die Kommentare sind hübsch sparsam, aber doch so, daß man die Zusammenhänge gut versteht.