Ohne Abfahrt und ohne Ankunft

Wie Malte Kleinwort auf der Basis der sich noch im Progress befindenden Faksimileausgabe späte Schreibprozesse Franz Kafkas neu datiert und kommentiert

Von Marie-Luise WünscheRSS-Newsfeed neuer Artikel von Marie-Luise Wünsche

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

„Das Schreiben war hier nur ein Provisorium“. Das schrieb Franz Kafka im Juli 1921 an seinen Freund Max Brod, den späteren Nachlassverwalter, Biografen und ersten Herausgeber einer kritischen Edition der zu Lebzeiten publizierten und nachgelassenen Werke Franz Kafkas. Mit diesem Zitat leitet der bereits international recht bekannte Kafka-Forscher Malte Kleinwort seine zweite Monografie zu diesem Dichter ein, bei der es sich um die erweiterte und überarbeitete Fassung seiner Dissertation handelt, die er an der Humboldt Universität zu Berlin und unter der Betreuung von Joseph Vogl verfasste. So kann er erstens den Prager Juristen und Dichter von Weltrang als Primus, vor allen anderen schreibexegetischen Kommentaren in eigener Sache zu Wort kommen lassen. Zweitens stammt dieses Wort und alle weiteren, die es nach sich ziehen wird, auch noch aus genau jener Zeit, die im Folgenden dann als Spätphase des Schaffens stark gemacht werden soll. Drittens endlich versammelt es in den Satzflüssen, die es darstellt, alles, was Schreiben als Prozess und Schreiben als Produkt dem Dichter der Moderne war und was es ihm nicht war und was es also auch allen ernst zu nehmenden Kafka-Forschern, besonders den textgenetisch interessierten, als niemals endende Aufgabe philologischer Kärntnerarbeit – nicht etwa als Zielvorgabe eines vermeintlich letztgültigen Kommentars – sein könnte.

Das Schreiben als ‚kafkaesker‘ Prozess und entsprechendes Produkt wäre so ein zunächst zu erlesenes und dann zu edierendes oder anderweitig zu kommentierendes Auf und Ab, ein Hin und Her, ein fehlerlos und einwandfrei in einem Durchschreiben Wollen und meistens nicht Können, ein Müssen und nicht Wissen wie, ein Kreuz und Quer sich durch die Blätter schlagen, ein stolperndes Rasen ohne Punkt und Komma, dann aber auch wieder ein Aufgeben vor allem Schreibbeginn, ein Versiegen allen Schreibschwungs schon vor dem ersten Ansetzen, um endlich irgendwann wider besseren Wissens um das Können doch in den Schreibzug einzusteigen, als jemand, dessen Leben, wie Peter André Alt und Malte Kleinwort in Rekurrenz auf ihn festhalten, sich mehr auf das „Schreiben“ bezog, als dass sich „das Schreiben auf das Leben“ bezogen hätte.

Wenn Schreiben zur Passion wird, die man mit anderen Schreibern teilt und man selbst mehr Werkzeug als federführender Aktant der Schreibszene zu sein scheint, dann wird unsicher, wo genau der eigene Zeilensprung anhebt und wo genau er endet. Schreiben wird so zu einem haltlosen Unterfangen, auf das zutrifft, was Franz Kafka am 20. Oktober 1917 in Bezug auf die anthropologische Grundverfassung vorsichtig als nicht hintergehbare Bedingung erwog: „Wir sind, mit dem irdisch befleckten Auge gesehen, in der Situation von Eisenbahnreisenden, die in einem langen Tunnel verunglückt sind und zwar an einer Stelle wo man das Licht des Anfangs nicht mehr sieht, das Licht des Endes aber nur so winzig, daß der Blick es immerfort suchen muß und immerfort verliert wobei Anfang und Ende nicht einmal sicher sind. Rings um uns aber haben wir in der Verwirrung der Sinne oder in der Höchstempfindlichkeit der Sinne lauter Ungeheuer und ein je nach der Laune und Verwundung des Einzelnen entzückendes oder ermüdendes Spiel.“

Schreiben war also sein ein und alles, war eventuell sogar eine ihm immer schon vorgelegte soziale Protokollpflicht, der niemand so einfach entkommt, ganz im Sinne des zweiundzwanzigsten Zürauer Aphorismus aus dem Jahr 1917: „Du bist die Aufgabe. Kein Schüler weit und breit.“ Es muss unentschieden bleiben, ob Franz Kafka länger oder kürzer, glücklicher oder unglücklicher, kränker oder gesünder gelebt hätte, hätte er die Vorteile des Junggesellenseins für die Vorteile des Familienvaterseins aufgeben können. Das kann keine Forschung beantworten, wenngleich es innerhalb der letzten Jahrzehnte der Kafka-Werk-Exegesen immer wieder Ansätze dazu gab.

Schreiben war sein ein und alles, obwohl oder vielleicht gerade weil es sich ihm eben mehr als gelegentlich versagt[e] und damit den „Plan der selbstbiographischen Untersuchungen“ auf den Plan rief – nicht aber um ihrer selbst Willen oder als nazistisch-regressive Nabelschau, vielmehr vielleicht auch und vor allem, um mittels eigener autobiografischer Details sich als (geblendetes) Wesen unter (geblendeten) Wesen einer Zeit und ihrer Rahmenbedingungen zu beobachten? Dann wäre dieses Schreiben nicht unabhängig von der Zeit und ihren gewaltigen anthropologischen Umwälzungen denkbar, auch nicht ablösbar vom Ort, der Vielvölkerstadt Prag, auch nicht loslösbar von der jüdischen Identitätssuche und der Identität-Fremdzuschreibung als Jude, als Minorität unter Christen, was immer das sein oder nicht sein konnte, in Zeiten der Assimilation und des Antisemitismus und des Kulturzionismus.

Da aber auch alle weiteren Auseinandersetzungen mit diesem ungeheuer wirkmächtigen Schreibkosmos nicht unabhängig von ihrer Zeit und vorangegangenen Fokussierungen und Perspektivierungen innerhalb und außerhalb der Kafka-Forschung geschehen, kann es also nur von Vorteil sein, wenn die Kommentare ganz im Sinne des gleichnamigen Romans dieses Dichters sich zu einem immerwährenden Prozess fügten, an dem möglichst viele Passionierte, Laien und Forscher, von möglichst vielen unterschiedlichen literarischen, lebensgeschichtlichen und theoretischen Grundlagen aus sich beteiligen. Die revolutionären Neuerungen in Bezug auf Kommunikationsmedien- und Techniken generell, die um 1900 einschneidende Veränderungen der Lebens- und Arbeitsräume bedeuteten, spielten als Rahmen des Schreibens Kafkas so ebenfalls eine nicht unerhebliche Rolle. Dies arbeiteten viele Beiträge bereits von vielen unterschiedlichen theoretischen Fundamenten aus im Anschluss an die epochale Lektüre Gilles Deleuze und Félix Guattaris heraus, die unter dem Namen „Kafka. Für eine kleine Literatur“ erstmals1976, ein Jahr nach der französischen Originalausgabe, erschien. Dort liest man, sicherlich angeregt unter anderem von Walter Benjamins Überlegungen zur Gestik von nicht zu entscheidender Bedeutung, dass das Werk Kafkas weniger gedeutet und mehr „experimentell erprobt sein will“.

Diese experimentellen Erprobungen könnten ihrerseits dann etwa, wie es viele an diese Lektüre anschließende Versuche auch taten, die allmähliche Zunahme von Aktennotizen und Statistiken, Gefährdungserhebungen und Maßtabellen, die das Konterfei des Großstadtmenschen nach Maßgabe des Durchschnittsmenschen immer klarer zu bedingen schienen, als Einfluss nehmenden zeit- und gesellschaftspolitischen Schrift-Rahmen dieses Schreibens darstellen (so etwa geschehen in Beiträgen von Joseph Vogl, Wolf und Friedrich Kittler, Benno Wagner, gelegentlich auch bei Malte Kleinworts anderen Beiträgen und dem vorliegenden einerseits, aber eben auch etwa bei Ulf Abraham, Thomas Anz, Gerhard Neumann, Manfred Engel und Oliver Jahraus andererseits, um hier nur Beispiele aus dem deutschsprachigen Raum zu berücksichtigen, die sich entweder diskursanalytisch und semiotisch oder hermeneutisch und literatursoziologisch an Kafkas Texte annäherten).

Ganz unabhängig von der eigenen theoretischen Basis und den darauf basierenden Methoden präfigurieren selbstverständlich in Bezug auf jeden Autor die vorhandenen Ausgaben seines Werks den Blick – und dies gilt, wie fast alles in Bezug auf das Werk des Prager Dichters und promovierten Juristen Franz Kafka, hier nur umso deutlicher.

Malte Kleinwort hat diese seine zweite Monografie, dezidierter noch als die erste, die ebenfalls schon den Schreibweisen des späten Franz Kafkas galt, wie sie sich innerhalb der Korrespondenz mit Milena Jesenska abzeichneten und die ebenfalls von literaturkritik.de rezensiert wurde, dem späten Schreiben des Dichters und einer späten Faksimileausgabe seines Werks verpflichtet. Freilich stellt die Arbeit nicht im geringsten den Anspruch, Letztgültiges über den Autor zu sagen, vielmehr positioniert sie sich innerhalb eines Fortschreibens, zu dessen Anfangs- und zu dessen Endpunkten wir nichts positives, nichts einigermaßen Abgesichertes sagen können. Auch darauf zielt das Motto, was Kafkas Brief an Max Brod entnommen wurde, vielleicht weniger mit den Worten und mehr mit der Art des Zitierens, die sich von einer in eckigen Klammern mit Pünktchen vermerkten Auslassung über den Sprachprozess wieder hin zu einem erneuten Auslassen, dargestellt mit Pünktchen in eckigen Klammern verläuft: „[…] das Schreiben war hier nur ein Provisorium, wie für einen, der sein Testament schreibt, knapp bevor er sich erhängt, – ein Provisorium, das ja recht gut ein Leben lang dauern kann […].“

Gleich der erste Satz Malte Kleinworts in der Einleitung, der sich dort anschließt an das Motto, wonach Schreiben weniger im Scriptorium und mehr im Provisorium sich ereignet, stellt die so bescheidene, so entscheidende und neue Forschungsergebnisse zeitigende Frage: „Unterscheiden sich Kafkas späte Texte von seinen früheren und, wenn ja, wie?“ Das „Neuland“, das die Arbeit mit diesem Forschungsinteresse betritt, so weist es auch die dazugehörige Fußnote aus, hat das schnell schon unverzichtbar im Umgang mit dieser Literatur sich erwiesene Kafka-Handbuch, das Manfred Engel und Bernd Auerochs 2010 im Metzler Verlag herausgaben, bereits als allererst noch zu erforschendes und detailgetreu zu kartografierendes Gebiet ausgewiesen.

Doch es besteht stets, ganz gleich welcher wissenschaftlichen Methode man sich bedienen möchte, die Gefahr, dass die Aufzeichnungen und Abgrenzungen mehr über die Herkunft und Lektüre-Gewohnheiten des Aufzeichners als über das Nachzuzeichnende verraten. Das ist der Grund, warum der Verfasser drei differente Perspektiven, die drei ebenso unterschiedliche Aspekte des Spätwerks Kafkas fokussieren, miteinander verbindet. Nur so kann der Eindruck eines totalitären Anspruchs vermieden werden und nur so wird die Wichtigkeit aller berücksichtigten Hinsichten für das Schreibexperiment und seine Rezensionsmöglichkeiten deutlich. Unter systematischen Gesichtspunkten stellt sich die Frage nach besonderen „Regeln oder Gesetzmäßigkeiten“, unter genetischer jene nach „Prozessen oder Prozeduren“, die „sich bei der Lektüre von Kafkas späten Texten rekonstruieren“ lassen und die analytische Annäherung endlich forscht danach, welche „diskursiven Formationen […] an Bedeutung gewinnen“.

In allen drei gerade genannten Hinsichten ist die Frage danach vor allem zu klären, worauf im vorliegenden Zusammenhang die Rede vom Stil respektive Spätstil zielt. Dies geschieht zunächst im kritisch erläuternden Umfeld relevanter Betrachtungen zum Stil generell, wie sie sich in Immanuel Kants „Kritik der Urteilskraft“ finden. Dann werden in kompetenter, dem ‚Kafkaeseken‘ geschuldeter Absetzung davon die in Bezug auf diesen Dichter der Moderne forschungsprägenden Ausführungen von Gerhard Neumann zum „gleitenden Paradox“ einerseits und Benno Wagners ebenso wichtige Bemerkungen zum experimentellen „Protokollstil“ andererseits in Bezug auf ihre Bedeutung für die vorliegende Studie vorgestellt und diskutiert.

Kleinwort setzt so in gewissem Sinne frühere Bemühungen um textgenetische, diskurshistorische und stilistische Besonderheiten des Spätwerks Kafkas jetzt deutlicher denn je auf der Basis der historisch-kritischen Faksimile-Ausgabe fort, die im Stroemfeld Verlag erscheint. Sie wird dort in unermüdlicher philologischer Liebe und Fürsorge um detailgetreue Rekonstruktion eines Schreibens, das mit einem „Zittern auf der Stirn“ gleichsam seismografische Erhebungen veränderter anthropologischer Zeit- und Selbstentwürfe aufzeichnen wollte, von Roland Reuß und Peter Staengle ediert.

Hatte der Verfasser schon innerhalb der Monografie „Kafkas Verfahren. Literatur, Individuum und Gesellschaft im Umkreis von Kafkas Briefen an Milena“ expressis verbis betont, dass der vorliegende Versuch „eine angemessene literaturwissenschaftliche Praxis zu finden“ versuche für die Ausgabe, die „Faksimile im Verbund mit einer diplomatischen Umschrift darbietet“, so hängen die Ergebnisse der hiermit nun vorliegenden, überarbeiteten Dissertation noch ein eindeutiger von dieser Ausgabe ab, die wie keine andere vor ihr, es ermöglicht, Spuren der Schreibprozesse in den Schreibprodukten als noch wirksame Elemente sichtbar zu machen.

Dies soll nun keineswegs heißen, dass diese Ausgabe nun die andere wichtige Ausgabe aus dem Fischer Verlag in den Schatten stellte oder gar überflüssig machte. Es kann höchstens heißen, dass beide Ausgaben jeweils andere Hinsichten des ‚kafkaesken‘ Schreibens interessierten Lesern jeweils anders näher bringen. Was sich hier auf den ersten Blick erschließt, erschließt sich dort eventuell erst auf den zweiten Blick und vice versa. Unschlagbar freilich ist eine Faksimileausgabe immer für diejenigen, die sich noch immer nicht das bibliophil-empathische Vergnügen eines Philologen oder einer Philologin abgewöhnen mögen, welches darin besteht, in Bedingungen von Schreibprozessen längst vergangener Zeiten auf der Basis möglichst originalgetreuer Reproduktion von Schreibutensilien einen Dialog mit dem Schreiber mittels der sinnlichen Vermittlung des Materials und in dessen Abwesenheit zu führen. Dagegen bietet die andere historisch-kritische, gleich unverzichtbare Ausgabe, die amtlichen Schriften des Juristen und die zahlreichen Briefe und ist eben in dieser Hinsicht ebenfalls für die wissenschaftliche Auseinandersetzung unverzichtbar.

Anhand der Faksimileausgabe allerdings gelingt es Malte Kleinwort nun, seine Recherchen fortzusetzen und zu spezifizieren, die er in der ersten Monografie dem Jahr 2004 einleitend wie folgt umschrieb: „Wo beginnt die Literatur und wo hört sie auf? Bei Kafka ist der Anfang nicht selten das Ende. In den Momenten, in denen das Schreiben oder der Text ins Stocken geraten, kristallisiert sich bei Kafka Literatur.“

In Rekurrenz zu wichtigen Kontexten, etwa Theodor W. Adornos Ausführungen zu Ludwig von Beethoven und zu Max Brods „Adolf Schreiber“und mittels akribischer Analyse von drei verschiedenen Perspektiven aus und am Beispiel verschiedener Textsorten, die alle mit dem Namen Kafka verbunden sind, gelingt es Kleinwort sehr überzeugend, einen Spätstil von einer mittleren Schaffensphase abzugrenzen. Tagebuchnotizen ab 1921 sowie späte Künstler-Novellen wie „Der Hungerkünstler“ und „Josefine, die Sängerin oder Das Volk der Mäuse“ oder auch „Forschungen eines Hundes“, endlich auch bestimmte Kapitel und Passagen aus dem „Schloss-Roman“ im Vergleich zu Tagebuchnotizen und Briefkorrespondenzen sind es hauptsächlich, die zur Revidierung der bisherigen Annahme Anlass geben, die Spätphase dieses Schreibens hätte 1917 eingesetzt. Dies sah die bisherige Forschung auch weniger begründet darin, dass das Schaffen nun als künstlerisches Echo auf Beginn und Verlauf des Ersten Weltkrieges ein den Bedingungen und dem Wirken nach radikal anderes sein müsse, sondern man hielt einen derartigen Einschnitt darin begründet, dass die Diagnose der Tuberkulose, die ja auch ausschlaggebend gewesen war für Kafkas Rückzug auf das Land, zu seiner Schwester nach Zürau, wo die sogenannten Zürauer Aphorismen erschrieben wurden, eine gänzlich andere Schreibweise bewirkt habe. Für Kleinwort wird diese Phase des Schaffens zu einer eigenständigen Übergangsphase vom mittleren zum späten Werk, welches er nicht als etwas Statisches und Vorgegebenes einführt und behandelt, sondern von der er annimmt, dass im „Wechsel der Perspektiven“, gemeint sind eben jene drei methodisch relevanten Hinsichten, denen sich vorliegende Studie verdankt, „die behandelten Texte nicht dieselben“ blieben.

Gerade darin, in der ungeheuer vielfältigen Weise, in der eben auch Kafkas Spätwerk als Experiment beobachtbar wird, „sich zur Welt zu flüchte[n]“, wie es die Nummer 25 der Zürauer Aphorismen fordert, damit „man sich über die Welt freuen“ kann, zu einer Zeit als die Welt für Kafka immer deutlicher ihre Konturen einbüßte und selbst als Schreib-Provisorium zu versagen schien, gerade darin liegt ein signifikant eigener Modus des späten Schreibens. Den legt Kleinwort höchst kompetent und über weite Strecken stilistisch brillant offen. Man könnte ihn als Modus des Verschwindens bezeichnen. Da scheint jemand so stillos und wortlos wie es nur eben als Schriftsteller noch geht, in seine Schriften einzufahren. Nicht mehr laut und bestimmt, so vernehmen wir nach der Lektüre der Monografie von Kleinwort nun deutlicher denn je zuvor die tonlose Stimme des Prager Dichters selbst, wie es der noch junge Kafka 1910 fordert: „Ich werde mich nicht müde werden lassen. Ich werde in meine Novelle hineinspringen und wenn es mir das Gesicht zerschneiden sollte“, sondern immer „ängstlicher im Niederschreiben“ und nahezu druck- und kraftlos schreibt sich ab etwa 1920/21 der Autor als Protagonist Zug um Zug von „den falschen Händen, die sich einem während des Schreibens entgegenstrecken“ los.

Titelbild

Malte Kleinwort: Der späte Kafka. Spätstil als Stilsuspension.
Wilhelm Fink Verlag, München 2012.
280 Seiten, 39,90 EUR.
ISBN-13: 9783770554393

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