York-Gothart Mix hat einen Aufsatz- und Materialienband zur „Kunstfreiheit und Zensur in der Bundesrepublik Deutschland (1949-2009)“ herausgegeben

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der Band versammelt die Beiträge zu einer Tagung im Deutschen Literaturarchiv Marbach und ergänzt sie mit exemplarischen Quellen zur Zensurgeschichte und zusätzlichen Aufsätzen. Er macht deutlich, dass die in vielen Verfassungen – so auch im Grundgesetz – verankerte Ächtung der Zensur in der Regel mit der Verfassungswirklichkeit nur bedingt etwas gemein hat. Zensur reglementiert soziales Verhalten nach der Maßgabe einer soziokulturellen und politischen Ordnung, einer postulierten Moral, der dominanten Religion, einer implantierten Ideologie oder einer zum monokratischen Dogma erhobenen Ökonomie. Ihr Augenmerk richtet sie auf die vermutete Wirksamkeit von Textzeugnissen oder Ideologemen, ihr Ziel ist die Konformität eines für verbindlich erklärten Kulturhorizonts. Daher rückt der Band auch die rigorose Verpflichtung staatlich protegierter Leitmedien (ARD, ZDF) auf einen marktkonformen Mainstream in den Fokus. Zensur ergreift stets Partei und setzt an die Stelle einer komplexen Wirklichkeit die Reduktion von Komplexität. Seit jeher kommt den Instanzen der Zensur, ganz gleich ob es sich um aktive Lobbyisten, um staatliche oder kirchliche Eliten handelt, auch der Einfluss zu, die angestrebte Konformität durch Privilegierung oder Verhinderung zu etablieren. „Die Zensurgeschichte der Bundesrepublik ist in starkem Maße“, schreibt der Herausgeber, „eine Geschichte der Verdrängung.“ Ein einleitender Problemaufriss und der von über 30 Autoren unterzeichnete „Offene Brief an Angela Merkel“ beleuchtet auch das aktuelle Problem digitaler Überwachung.

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Titelbild

York-Gothart Mix: Kunstfreiheit und Zensur in der Bundesrepublik Deutschland (1949-2009).
De Gruyter, Berlin 2014.
326 Seiten, 99,95 EUR.
ISBN-13: 9783110259988

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