Von Maecenas bis heute: Jochen Strobel und Jürgen Wolf haben einen Sammelband herausgegeben, der sich mit den Bedingungen der Kunstförderung beschäftigt

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Kunst entsteht im Spannungsfeld zwischen der Freiheit des Künstlers einerseits sowie den Zwängen und Einengungen andererseits: poetologische Normen und Richtlinien, ökonomische Notwendigkeiten, politische und juristische Beschränkungen, mehr oder weniger günstige mediale Bedingungen. Einem seit dem 18. Jahrhundert gern verbreiteten Mythos gemäß emanzipiert sich das „Genie“, der „freie“ Künstler der Moderne erst­mals von diesen Hemmnissen. Zu den Verlierern einer solchen Modernisierung des Kunstbetriebs scheint dabei das Mäzenatentum zu gehören, dem gern eine Gängelung der Kunstproduzenten untergeschoben wurde und das allenfalls von den auch heute aktuellen Struk­turen der Kunstförderung abgelöst worden sein mag.

Im Zusammenspiel von Einzelstudien und Epochen­überblicken versucht der Band zu einer kritischen Reflexion – vielleicht Revision – dieser Auffassung beizutragen und fragt zudem nach der Vergleichbarkeit von Szenarien der Förderung von Küns­ten und Künstlern: von Maecenas im antiken Rom bis zu heutigen Förderinstrumenten. Im Zentrum stehen die wechselnden Facetten von Interessengebundenheit, künstlerischer Freiheit und materieller wie politischer Abhängigkeit von Kunst und Literatur über die Jahrhunderte hinweg.

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Titelbild

Jochen Strobel / Jürgen Wolf (Hg.): Maecenas und seine Erben. Kunstförderung und künstlerische Freiheit – von der Antike bis zur Gegenwart.
Hirzel Verlag, Stuttgart 2015.
271 Seiten, 46,00 EUR.
ISBN-13: 9783777624969

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