Wulf Segebrecht interpretiert in dem Band „Der Blumengarten“ sechzig deutsche Gedichte vom Barock bis zur Gegenwart

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Brechts Gedicht „Der Blumengarten“ hat dieser Interpretationssammlung den Titel gegeben. Die Blumen des Gartens, sagt Brecht, sind nützlich gerade durch ihre Schönheit. Der Interpret will die lyrischen Blumen, also die Gedichte, weder zerpflücken noch zu einem nur gefälligen Strauß zusammenbinden, sondern sie als kunstvolle Gebilde betrachten und die Bedingungen ihrer schönen Erscheinungsform bedenken und besprechen; daher der Untertitel „Reden vom Gedicht“.

Der Band enthält 60 Interpretationen deutscher Gedichte vom Barockzeitalter (Opitz, Simon Dach, Lohenstein, Sibylla Schwarz) über die Klassik und Romantik (Goethe, Schiller, Hölderlin, Tieck, Eichendorff) bis zum 20. Jahrhundert (Brecht, Kaschnitz, Kästner) und zur Gegenwart (Enzensberger, Grass, Ulla Hahn, Albert Ostermaier, Nora Bossong, Ludwig Steinherr). Mehrere der kürzeren Deutungen erschienen zuerst in der „Frankfurter Anthologie“ von Marcel Reich-Ranicki, dem „Freund und Förderer der Lyrik“, dem das Buch postum gewidmet ist. Daneben gibt es aber auch umfangreichere Arbeiten, beispielsweise zu Schillers „Taucher“, zu dem Volkslied „Das Blutgericht“ oder zu Uwe Kolbes Gedichten.

„Die Interpretationen sind dazu da, den Gedichten Leser zu gewinnen“, heißt es im Vorwort, und im Nachwort fragt Wulf Segebrecht, wie einerseits die Literaturwissenschaftler und andererseits die Lyriker selbst Gedichte zu bestimmen versuchen. Am Beispiel von Goethe („Gedichte sind gemahlte Fensterscheiben“) und Celan („Atemwende“) stellt er exemplarisch zwei poetische Gedichtbestimmungen vor.

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Titelbild

Wulf Segebrecht: Der Blumengarten oder: Reden vom Gedicht.
Verlag Königshausen & Neumann, Würzburg 2015.
334 Seiten, 39,80 EUR.
ISBN-13: 9783826057212

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