Der Klagenfurt-Komplex

Die „Zentrale Intelligenz Agentur“ beim Wettlesen am Wörthersee

Von Amelie MeisterRSS-Newsfeed neuer Artikel von Amelie Meister

„Endlich ist Klagenfurt unterwandert worden. Von einem trojanischen Pferd, das den Bewerb […] ausgerechnet in seinem 30. Jahr so richtig schön vorführte“, so berichtete Die Welt (Krekeler 2006a) begeistert, nachdem die Sachbuch- und Netzautorin Kathrin Passig im Juni 2006 mit ihrem ersten Prosatext den „Ingeborg-Bachmann-Preis“ in Klagenfurt gewonnen hatte. Man war plötzlich darauf aufmerksam geworden, dass Passig bei der Preisverleihung ein T-Shirt trug, auf dem die drei Buchstaben „ZIA“ abgedruckt waren, ein Logo, das zwei Jahre zuvor schon auf dem Shirt des Autors Wolfgang Herrndorf prangte, als dieser bei den „Tagen der deutschsprachigen Literatur“ (TDDL) angetreten war. ZIA, so fand man schnell heraus, steht für „Zentrale Intelligenz Agentur“, und diese ominöse Agentur schien hinter Passigs Erfolg zu stecken. Auf der Website fand man zudem einen beunruhigenden Eintrag:

Einer alten Tradition folgend, dergemäß jedes Jahr ein Vertreter der ZIA beim Klagenfurter Bachmannpreis lesen und einen Preis abräumen muss (2004: IM Herrndorf, Kelag-Publikumspreis, 2005: Senior Consultant Balkow, Ernst-Willner-Preis) wird beim diesjährigen Wettlesen Agentin Passig in die Spur steigen. […]. Hier kann man später für den Publikumspreis für Kathrin Passig stimmen.

Nach der Preisverleihung war die Ankündigung mit dem Update versehen worden: „Mission erfüllt“. Das Gerücht von einer Unterwanderung verbreitete sich und auf einmal meinte man, ein stimmenloses Kalkül im Text zu erkennen und vermutete, dass ein „zielgruppenorientiertes Lohnbuchschreiberkollektiv die hehre Literatur mit einem gewissermaßen autorenlosen Text ad absurdum geführt hatte“ (Krekeler 2006c, 46). Passig dementierte diese Anschuldigungen, doch in den Folgejahren erschien im Netz allerlei, was für Verwirrung sorgte; darunter eine Mock-Dokumentation, in der die ZIA nun doch behauptete, den „Bewerb“ infiltriert zu haben. Das Problem: Die Akteure der ZIA „schrauben so lange an der Mutter aller Ironie, bis ihnen keiner mehr glaubt. Und alle ihnen alles zutrauen“ (Krekeler 2006c, 45).

Jahrelang setzte sich die ZIA nicht nur durch derlei Aktionen, sondern auch in Form von kleinen Texten, Videos, Blogposts, Interviews und Buchpublikationen mit dem „Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb“ (IBW) auseinander. Es entstand ein humoristisches Aktionsnetz, das sich aus heutiger Sicht wie ein personal, temporal und medial ausgedehntes zusammenhängendes Projektkunstwerk ausnimmt, das ich als „Klagenfurt-Komplex“ bezeichne und hier möglichst umfassend (wenn auch wohl kaum vollständig) skizzieren möchte. Ich argumentiere dafür, den „Klagenfurt-Komplex“ nicht als eine den IBW ridikülisierende Provokation zu lesen, sondern als eine vorrangig affirmative Bezugnahme, bei der sich der satirische Blick der ZIA eher auf den kritischen, feuilletonistischen Diskurs und weniger auf die Veranstaltung selbst richtet.

Klagenfurtkritik

Seit den Anfängen des seit 1977 jährlich in Klagenfurt abgehaltenen „Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs“ (seit 2000 offiziell „Tage der deutschsprachigen Literatur“) wird dieser trotz seiner hohen Reputation und dem ständigen Zulauf von AutorInnen-Seite kontrovers besprochen. Inzwischen hat sich ein festes Repertoire an Kritikpunkten etabliert, das sich ständig zu reproduzieren scheint, indem die Feuilletons Jahr für Jahr erneut die Frage stellen, ob denn diese Kritikpunkte ‚heuer‘ mal wieder gerechtfertigt seien oder nicht. Beispielsweise sei der klagenfurtspezifische Modus der Urteilsfindung, resp. die öffentliche Jurydiskussion, bei welcher „sieben Menschen über einen anderen Menschen in dessen Beisein ein […] Urteil fällen, ohne dass dieser eine Mensch noch einmal die Möglichkeit hat, zu Wort zu kommen“ (Schröder 2019), für die KünstlerInnen demütigend. Hinzu kommen die Bedenken, Literaturpreisverleihungen im Allgemeinen seien Ausdruck einer dem ästhetischen Gegenstand unangemessenen Kommerzialisierung (vgl. Borghardt/Maaß 2018), wobei der „Show“-Charakter in Klagenfurt aufgrund der Wettbewerbssituation und der TV-Übertragung besonders hervortrete. Weitere Anschuldigungen betreffen das so empfundene „interpretative Ungenügen“ (Dürr 2019) und eine vermeintliche Humorlosigkeit der Jury. Außerdem produziere der Wettbewerb gleichförmige sogenannte „Klagenfurt-Texte“, da BewerberInnen darauf bedacht seien, mit ihren Texten „auf der sicheren Seite“ zu stehen (Mangold 2003), und die Jury diese ständige Reproduktion des immer Gleichen durch ihre Urteile begünstige.

Indem LiteraturjournalistInnen wie AutorInnen die literaturkritische Institution kritisieren, entsteht – so Claudia Dürr 2019 in ihrem ebenso betitelten Essay – eine „Kritik der Kritik“ und damit ein regelrechtes „Bachmannpreisbericht“-Genre. Als eine Verhandlung ebendieses Genres (mithin eine Kritik der Kritik der Kritik!) lässt sich auch der „Klagenfurt-Komplex“ der ZIA perspektivieren. Deren Hauptagentin Kathrin Passig betont allerdings, sie sei letztlich froh, „dass es so schöne und schillernde Berufe gibt, wie Autor, Literaturkritiker oder Literaturkritiker-Kritiker“ (Passig 2014).

Die Zentrale Intelligenz Agentur

Die Zentrale Intelligenz Agentur beschreibt sich als „independent think tank and design agency based in Berlin“ und ergänzt: „We collaborate with clients – from corporate organizations to public institutions – and pursue our own quirky obsessions as well.“ Was ungewohnt klingt, beschreibt die Agentur vermutlich präzise. Entwickelt hat sich die ZIA aus einer Berliner Gruppierung von Kreativen, die schon um die Jahrtausendwende besonders internetaffin war und das damals noch nicht omnipräsente Internet mit vornehmlich komischen, satirischen Inhalten bespielte. Im Forum „Wir höflichen Paparazzi“ schrieb man u. a. über Begegnungen mit Prominenten, wobei man einander aufs Schärfste und Albernste kritisierte, was Sprache und Textgestaltung betraf. Da man kein Interesse an klassischen Angestelltenverhältnissen hatte, setzten einige Beteiligte – ausgebildet etwa in den Bereichen Design, PR und Journalismus – auf das eigene kreative Potential und gründeten die ZIA. Man arbeitete seriös für Kunden wie Daimler, Xing oder Bertelsmann und finanzierte damit „reine Quatschprojekte“ (Passig in Krekeler 2006b), wobei die Grenze zwischen Ernst und Quatsch oft verschwamm. Eine Eigenschaft, die Kunden nicht abzuschrecken schien, die aber im Zusammenhang mit dem Bachmann-Preis zu hilflosen Unmutsäußerungen führte, wie: “In ihr ist Geschäft nicht Geschäft, keine Kunst Kunst, kein Ja ein Ja und kein Nein ein Nein […] Ironie ist, wenn man nur noch reden kann und nichts mehr sagen“ (Freund 2006).

2004: Wolfgang Herrndorf und ein erfundener Erfahrungsbericht  

Die Teilnahme Wolfgang Herrndorfs am IBW und seinen erfundenen Erfahrungsbericht verstehe ich als Auftakt des „Klagenfurt-Komplexes“. Man hatte den IBW im Forum der „Höflichen Paparazzi“ regelmäßig verfolgt, bis sich der damals weitgehend unbekannte Autor („Inoffizieller Mitarbeiter“ der ZIA) schließlich selbst bewarb – „Der Publikumspreis sei ja wohl mit einem so onlineaffinen und abstimmungsfreudigen Freundeskreis wie dem seinen auf jeden Fall zu holen“ (Passig 2015, 436). Herrndorf wurde eingeladen, las und erhielt, wie erhofft, den per Online-Votum ermittelten Publikumspreis – gekleidet in einem T-Shirt mit aufgedrucktem ZIA-Logo. Die mehrheitlich begeisterte Presse beachtete Herrndorfs Garderobe zu diesem Zeitpunkt gar nicht und von den maßgeblichen Feuilletons vermerkte nur einer: „[Am Publikumspreis] nicht ganz unschuldig war wohl eine Internet-Community namens ‚Höfliche Paparazzi‘, die geschlossen für die Kurzgeschichte des Berliners stimmte“ (Carl 2004).

Kurz nach der Preisverleihung veröffentlichte die Süddeutsche Zeitung einen bis heute kaum beachteten, witzigen Text Herrndorfs, mit dem Titel Klagenfurt Ein erfundener Erfahrungsbericht über das Ingeborg-Bachmann-Wettlesen am Wörthersee. Darin berichtet ein semifiktiver Erzähler namens Wolfgang Herrndorf, wie er nach Klagenfurt fährt, weil sein schriftstellerisches Können allein für den Erfolg als Autor nicht ausreicht, er aber andere gängige Mittel wie „Auschwitz instrumentalisieren“ oder „Tabus zu brechen wie ein Geisteskranker“ für ungeeignet befindet. Das „Wettlesen“, oft als Ausdruck einer zunehmenden Ökonomisierung des Literaturbetriebs kritisiert, markiert Herrndorf hier als eine würdevollere Alternative zu anderen aufmerksamkeitsökonomischen Strategien. Der Text karikiert zudem ein Handlungsmuster, nach dem sich LiteraturpreisträgerInnen „von dem jeweiligen Preis durch eine Kritik der Veranstaltung [distanzieren] und […] so ihre künstlerische Autonomie gegen die Instrumentalisierung durch die Institution [behaupten]“ (Jürgensen 2013). Dazu berichtet Herrndorf von vier „ehemaligen Klagenfurtteilnehmern“, die auf die Frage nach ihren Klagenfurt-Erfahrungen wie ertappte Verbrecher reagieren. Diejenigen, die nicht gleich alles abstreiten, werden ausfallend („du schlechtgefickte Brotspinne“) oder erfinden Ausreden: „Ich war im Wachkoma, Mann, ich war besoffen, deshalb war ich in Klagenfurt, weil ich besoffen war.“ Dem gegenüber stellt Herrndorf seine eigenen, positiven Erlebnisse und schließt mit dem Ausdruck der „Verwunderung, dass ich ausnahmslos alle supernett und supersympathisch gefunden hatte.“ Herrndorf distanziert sich mithin von den Distanzierungsbestrebungen und den Debatten über unfreie Kunst, unwürdige Formate und ungerechte Kritik und gibt sich stattdessen humorvoll. Gegen den Literaturbetrieb, der als freier Markt zwar hart umkämpft ist, den die ZIA aber, wie sie zeigt, individuell und unabhängig zu bespielen weiß, hat man prinzipiell nichts einzuwenden. Harsche Kritik am Text, von vielen TeilnehmerInnen als kränkend empfunden, ist man im Umfeld der ZIA, wo das „‚Befindlichkeitsgetue‘ von Klagenfurt verboten war“ (Diez 2006), gewohnt. „Sauer auf die Radisch? ‚Warum?‘, fragte etwa Wolfgang Herrndorf […], nachdem die Vorsitzende angesichts seines Textes das ‚leergeräumte Leben‘ gleich einer ganzen Autoren-Generation bedauert hatte. ‚Das ist literarische Kritik. Ist doch amüsant, wenn da einer Emotionen reinbringt‘“ (Gutmann 2004).

2005: Natalie Balkow und der Supabachmannpreis

Im zweiten Jahr gewann Natalie Balkow, „Senior Consultant“ der ZIA, in Klagenfurt den vierten Preis (Ernst-Willner Preis). Drei Tage später trat sie selbst als Jurorin auf, als der IBW bei der Verleihung des „Supabachmannpreises“ in Berlin im Rahmen der aus dem Dunstkreis der ZIA stammenden satirischen „Bunny Lectures“ eine Reinszenierung erfuhr: Auch Thomas Kapielski, der 1999 in Klagenfurt angetreten war, war an diesem Abend anwesend und wurde spaßhaft zu seinen Teilnahmegründen befragt. Neben der „hohen Reputation“ des Preises, nennt er die Notwendigkeit, als Autor seine „Firma in Schwung“ zu halten. Die Idee vom Autor als „Firma“ führt weg vom Begriff des genialischen, originellen Dichters und verweist auf die grundsätzlich affirmative Haltung der ZIA zum zunehmend marktökonomisch orientierten Kulturbetrieb. Kapielski ergänzt: „[F]ür mich war dann auch interessant, […] eine Reise zu machen, das Hotelleben genießen“, wofür er laute Lacher erntet, hebt er doch schmunzelnd ganz profane, unpoetische Aspekte hervor, die in der Berichterstattung vermutlich nicht hoch genug gehalten werden, dient doch kaum eine andere Literaturpreisverleihung in solcher Weise dem „Socialising“. (Man beachte gewisse Fotostrecken, die AutorInnen, JurorInnen und KritikerInnen gemeinsam beim Plantschen mit farbenfrohen Gummitieren im Wörthersee zeigen).

2006: Kathrin Passig, ein Porträt und Presseaufruhr

Nach Herrndorf und Balkow trat 2006 Kathrin Passig, damals Hauptagentin der ZIA, in Klagenfurt an und präsentierte dort ein von der Kreativfront der ZIA produziertes Filmporträt bzw. „eine Bachmann-Preis-Filmporträt-Verulkung, in der hemmungslos aus den Bild- und Tonklischees zitiert wurde, die sich in siebzehn Jahren filmischer Autorenminiaturbiografie herausgebildet hatten.“ (Moser 2009, 197) Darin heißt es aus dem Off:

Kathrin Passig kennt die Skrupel, dem Nichts die Worte abzuringen. Trotzdem muss sie schreiben. Einfach um ein Zeichen zu setzen. Jeder Anschlag ein Anschlag auf das Nichts. Schreiben weil man schreiben muss.

Derweil sieht man sie tippend an einem Computer sitzen und auf dem Bildschirm erscheinen die Worte: „Ich schreibe, damit man meine Finger beim Tippen filmen kann.“ Dies verweist abermals auf die Illusion von der zweckfreien Kunst und auf die von den AutorInnen der ZIA oft praktizierte eher anlassbezogene Schriftstellertätigkeit, welche im Endeffekt paradoxerweise für finanzielle Freiheit und eine gewisse künstlerische Autonomie sorgt, die die ZIA auf ihre idiosynkratische Art auszuspielen weiß. Das Video verulkt zudem prätentiöse Aussagen über das Wesen künstlerischen Schaffens. Phrasen wie „Schreiben weil man schreiben muss“, die in einer anderen Rahmung als tiefsinnig durchgehen würden, werden im Passig-Porträt zur Kenntlichkeit entstellt. Äußerungen wie „Sprache erzeugt auch Farbe“ oder „Ich sprenge gern Grenzen“, zu denen sich Josef Kleindienst (Bachmannpreis 2010) in seinem Videoporträt hinreißen lässt, erweisen sich vor diesem Hintergrund als albern. Letztlich erzeugt das ironische Video einen authentischen Eindruck von dem für Passig charakteristischen Modus des ‚nie ganz aber auch nie nicht‘-Ernstgemeinten. Zum Ende des Films taucht Wolfgang Herrndorf als Obdachloser auf, der mit einer Bierflasche bettelnd am Straßenrand sitzt. Eine Aufschrift auf seinem T-Shirt verweist auf den „Kelag Publikumspreis 2004“, den er zwei Jahre zuvor gewonnen hatte. Das Video ironisiert damit den Topos des Prekariatsdichters (lieber arm als von ökonomischen Interessen vernebelt) und gleichzeitig wird Herrndorf durch das Symbolsystem Kleidung zum Verknüpfungselement innerhalb des „Klagenfurt-Komplexes“. Im Anschluss an den Film erklärte Juror Burkhard Spinnen, dass ihn das Video „nach Dutzenden solcher Porträts auch mit dieser Gattung wieder etwas versöhnt habe“ (Radisch 2006, 41).

Während die Einmischung der ZIA in den Vorjahren unbeachtet geblieben war, wurde man nun, nachdem Passig den mit 25.000 Euro dotierten Hauptpreis sowie den Publikumspreis im ZIA-Shirt entgegengenommen hatte, allseits darauf aufmerksam. Ina Hartwig (Frankfurter Rundschau) berichtete, die ZIAschleuse“ Kandidaten „ein“, und im Standard war von einer „Kreativ-Guerilla“ die Rede, die den Bachmannpreis bloßstellen wolle. Im Internet entstanden begeisterte Verschwörungstheorien und so spann sich das Narrativ von der Unterwanderung aus. Passig legte die Dinge zeitnah in Interviews anders dar: „Dass drei ‚Agenten‘ […] der ZIA beim Bachmann-Preis […] gewonnen hatten, sei ein Zufall, den man allerdings genüsslich ausgeschlachtet habe“ (Geisel 2006). Der erklärte Literaturpreis-Gegner Daniel Kehlmann reagierte auf Passigs Dementierungen geradezu enttäuscht, da er ihren Auftritt zunächst als eine Art „Exorzismus“ gefeiert hatte: „Ich finde es ja bedauerlich, dass sie selbst ihren Auftritt nun offenbar anders sieht. […] Sie hat mit einem hoch synthetischen Text die Mechanismen dieser Veranstaltung bloßgelegt“ (Kehlmann zit. nach Diez 2006). Zwar erklärte Passig eindeutig, keine Bloßstellung im Sinn gehabt zu haben und die alleinige Verfasserin ihres Textes zu sein; auf die Frage, ob dieser „auf Klagenfurt hingeschrieben“ sei, antwortete sie allerdings: „Sicher. Ich wußte gar nicht, daß das als unfein gilt. […] Selbst die, die ihren Text aus der Schublade nehmen, überlegen sich doch auch, was sie da aus der Schublade nehmen“ (Passig in Krekeler 2006b). Für diejenigen, die sich einen liebgewonnen romantischen Kunstbegriff nicht kaputt reden lassen wollen, sprach Passig damit eine unangenehme Wahrheit aus (vgl. Becker 2006). Als sie Monate später abermals auf den unklaren Status ihres Auftritts angesprochen wurde, sagte sie: „Journalisten kann man, glaube ich inzwischen, von einer einmal gefassten Meinung nie wieder abbringen. Vielleicht wäre es einfacher, wenn ich mich davon überzeugen würde, dass ich den Wettbewerb tatsächlich unterwandern wollte“ (Meisenberger 2006) – und leitet damit den nächsten Akt ein.

2007: Mockumentary

2007 erschien unter dem Titel Das Geschäftsjahr 2006/2007. Eine kurze Geschichte der Zentralen Intelligenz Agentur eine Mock-Dokumentation auf Youtube, in der die ZIA das von der Presse entwickelte Narrativ von der Unterwanderung konfirmierte. Zu Beginn des Videos berichtet Wolfgang Herrndorf:

[…] wir saßen im Prassnik nach dem achten Bier und da kam auf einmal […] die Idee, wir müssen mal so ne Agentur gründen. Und ich hab nun das Problem, ich bin leider Alkoholiker, ich bin auch nach dem achten Bier noch einigermaßen zurechnungsfähig und konnte also die Frage stellen: Äh, wozu? […] und die Frage ist noch immer unbeantwortet.

Hier wird mit den teilweise vergeblichen Versuchen der Presse gespielt, das ungewöhnliche Konzept der ZIA, die Kombination aus Ernsthaftigkeit und Nonsens, Markthörigkeit und Subkultur in bekannte Muster einzuordnen. Im Video heißt es, man habe die ZIA „zu einer Kulturkrake“ ausbauen wollen, wobei das wichtigste Schlachtfeld der Bachmannpreis gewesen sei. 2006 sei die ZIA ein „gutgeschmierter Kulturdildo“ gewesen und so habe man zum „Hauptangriff aufs Feuilleton geblasen“. Zwei Preise beim „Wettlesen des Ingrid [sic!] Bachmann Preis“ (später auch noch als „Ingeborg-Bachmeier Preis“ betitelt) abzuräumen, sei von Beginn an das erklärte Ziel gewesen. Am Siegertext hätten mindestens fünf Leute gefeilt, während die offizielle Verfasserin, Kathrin Passig, lediglich den Titel beigesteuert habe. Indem man Passig gleich jegliche Mitarbeit abspricht, wird das Narrativ vom „gefakten“ Text (Becker 2006) überreizt und ad absurdum geführt. „Kathrin Passig war als Marionette ideal, weil sie keine Autorenstimme hat“, heißt es, womit ein genauer Wortlaut der Autorin Jana Hensel verwertet wird, die sich in der Zeit echauffierte, Passigs Text sei eine irrelevante „intellektuelle Spielerei“. Ungünstig formuliert, bemängelte Hensel außerdem an Passig und anderen TeilnehmerInnen: „Sie riskieren nichts, sondern erfinden stattdessen irgendwelche Geschichten, denken sich irgendeine Handlung aus.“ Schriftsteller dafür anzuklagen, dass sie sich Geschichten ausdenken, war natürlich absurd und für die ZIA gefundenes Fressen. An dieser Stelle taucht Ijoma Mangold im Film auf und treibt mit seiner prominenten Person das Authentizitätsspiel der ZIA auf die Spitze. Gespielt naiv erklärt er: „Ich finde ausgedachte, nicht erlebte Literatur sehr angenehm, weil Authentizität […] ist meistens anstrengend und so ein bisschen verschwitzt“. Indem die ZIA in ihrer ‚Moku‘ alle Vorwürfe im Sinne subversiver Affirmation bekräftigte, wurden die KritikerInnen – die einen freiwillig, die anderen unfreiwillig – selbst zum Material des „Klagenfurt-Komplexes“.

2007-2008: Klagenfurt-Totalisator und Automatische Literaturkritik

Ebenfalls 2007 entwickelte die ZIA ein Börsenspiel (Klagenfurt-Totalisator), bei dem registrierte Nutzer während der TDDL virtuelles Geld in Aktien der aktuellen Kandidaten investierten und damit handelten. Bereits am ersten Wettbewerbstag, nach der Lesung von Lutz Seiler, ließ sich am Kurs seiner Aktie dessen Favoritenstatus erkennen, und am Ende gewann er tatsächlich den Hauptpreis. Die Wertzuschreibungen der etwas über hundert Spekulanten aus dem Umfeld der ZIA stimmten mit denen der Jury überein; demnach hatte man das Urteil quasi vorausgesagt. Die Auffassung vom IBW als Literaturbörse, die von Beginn an zum Konzept der Veranstaltung gehörte und durch die Studie Der Ingeborg-Bachmann-Preis: Börse, Show, Event von Doris Moser 2004 ausführlich diskutiert wurde, wird hier wörtlich genommen. Tatsächlich haben Literaturpreisverleihungen weniger die Funktion der Wertermittlung als die der Valorisierung (Wertgenerierung) (vgl. Borghardt/Maaß 2018). Ein Text steigert seinen Marktwert durch die subjektiven Wertzuschreibungen von als kompetent empfundenen Akteuren (den JurorInnen).

Ein Jahr später hatte sich aus dem Börsenspiel die „Automatische Literaturkritik“ (ALK) entwickelt. Anhand eines Systems aus Plus- und vor allem Minuspunkten konnte nun jeder die Auftritte der AutorInnen systematisch bewerten. Die ZIA rief online dazu auf, möglichst zahlreich als Punktevergabehelfer zu agieren und aufmerksam auf erfüllte Kriterien zu achten. Einige der Kriterien schienen dabei den von den Feuilletons behaupteten Urteilsfehlern vorzubeugen: So gab es etwa Pluspunkte für nicht-hauptberufliche, weil (noch) nicht etablierte LiteratInnen, denen traditionell weniger Gewinnchancen nachgesagt werden. Minuspunkte gab es für prätentiöse Szenen in Porträtfilmen („Bücher an Orten drapiert, an denen Bücher nur dann sind, wenn sie von Autorenporträtfilmern dort platziert wurden, 2 Punkte, wenn in Bäumen“), und um Originalitätsmangel zu bestrafen, gab es Abzug für abgenutzte Topoi („Lord-Chandos-Zweifel“). Einige Kriterien, wie der Pluspunkt für ein „Vorkommen von feuchten Frotteetüchern und/oder miefigen Sporttaschen“, waren auch reiner Nonsens. Allerdings seien „[g]erade die albernen und idiosynkratischen Kriterien der Automatischen Literaturkritik […] wichtig“, so Passig einige Jahre später. Durch sie tritt zutage, dass manche Berichterstatter von einem falschen Objektivitätsanspruch ausgehen und einen Fehler bei den JurorInnen sehen, wenn deren Urteil vom eigenen abweicht. Der „Literaturkritikautomat“, wie auch die Jury, „kann nicht feststellen, was gute Literatur ist. Sie kann nur feststellen, was Literatur ist, die zu den Präferenzen der Kriterienfestlegenden passt“ (Passig 2014). Literaturkritik, so lässt sich die ALK verstehen, funktioniert nicht abseits von persönlichen Vorlieben. Ziel muss sein, in der transparenten Diskussion offenzulegen, wie Wertzuschreibungen funktionieren, und so auch die Urteilsfähigkeit der BesucherInnen zu schärfen. Passig plädiert dafür, die für den IBW einzigartige Transparenz weiter zu kultivieren. „Man muss nicht die Maßstäbe des Kritikautomaten anlegen, aber man kann die Gründe für die eigene Zu- oder Abneigung einem Text gegenüber konkret benennen, ohne Wörter wie „fulminant“ oder „geheimnislos“ in den Mund zu nehmen“ (Passig 2014). Wie schon das Aktienspiel, so ermittelte auch die ALK denselben Sieger wie die Jury. Der mit 500 Euro dotierte ALK-Preis wurde 2008 und in den Folgejahren abseits des Hauptgeschehens stets vor Bekanntgabe des Bachmannpreisgewinners verliehen, wobei das Ergebnis der ALK nicht immer, aber immer wieder mit dem Urteil der Jury oder dem des Publikums übereinstimmte.

2010-2014: Ausläufer

Nach Etablierung der ALK wuchs der „Klagenfurt-Komplex“ langsamer, doch vorbei war es mit der IBW-Faszination noch nicht. 2010 erhielt Aleks Scholz, Lebensgefährte von Kathrin Passig, den Ernst-Willner-Preis. Scholz arbeitete mit einer unkonventionellen Erzählperspektive, die die Jury als „überauktorial“ (Radisch 2010, 172) bezeichnete, und erfüllte damit Forderungen nach mehr erzählerischer Innovation. Den ALK-Preis seiner Freunde, der offenbar gegen Vetternwirtschaft immun war, erhielt er nicht.

Im selben Jahr erschien bei Heyne ein Buch mit dem Titel Wie man den Bachmannpreis gewinnt. Anleitung zum Lesen und Schreiben, herausgegeben von der ZIA-Sympathisantin Angela Leinen und versehen mit einem Vorwort von keiner anderen als Kathrin Passig. Es handelt sich um eine Sammlung von humorvollen, aber seriösen Reflexionen, die versuchen, zu fassen, warum bestimmte literarische Texte mehrheitlich für gelungen oder missraten befunden werden. Leinen, die sich laut Umschlagtext seit 2004 mit dem IBW beschäftigt, äußert sich darin wertschätzend. Sie habe sich „auf der Grundlage von Feuilletonartikeln […] vorgestellt, dass da ein Haufen kettenrauchender Profinörgler sitzt, deren einziges Bestreben es ist, hoffnungsvolle Jungautoren zu vergrämen und am Ende einen möglichst schlecht gelaunten Kunstblablatext auszuzeichnen“, und sei dann überrascht gewesen, dass alles „völlig nachvollziehbar“ (Leinen 2014, 19) gewesen sei. Wie auch Herrndorf in seinem Erfahrungsbericht betont Leinen damit die Diskrepanz zwischen dem eher negativen medial geprägten Bild und dem eigenen positiven Erleben.

Nach 2010 kam der „Klagenfurt-Komplex“ langsam zu seinem Ende. Der ALK-Preis wurde 2014 zum letzten Mal verliehen und die ZIA scheint heute als Firma kaum mehr zu agieren, auch wenn einzelne Akteure nach wie vor durchaus „quirky“ öffentlich in Erscheinung treten (Passig und Scholz veröffentlichten jüngst das Handbuch für Zeitreisende). 2014 kam es allerdings noch einmal zu einem Höhepunkt: Christian Ankowitsch überreichte als Moderator den Bachmannpreis an Tex Rubinowitz, mit dem er einst gemeinsam das Forum „Wir höflichen Paparazzi“, mit dem alles begann, gegründet hatte. Durch Ankowitsch, der seit 2013 fest als Moderator eingesetzt ist und auch dieses Jahr, im coronabedingt leeren ORF-Geisterstudio die Video-Lesungen und -Diskussionen moderierte, bleiben die „Tage der deutschsprachigen Literatur“ bis heute mit der ZIA verbunden.

Die Retrospektive auf den „Klagenfurt-Komplex“ lohnt, weil dieser mit seiner temporalen Ausdehnung und der interaktiven Dynamik als Beispiel einer avantgardistischen, entgrenzten Kunstform verstanden werden kann, für die der Begriff „Kommunikationskunst“ (Becker, 2006) einigermaßen angemessen sein dürfte. Außerdem erlaubt er eine Reflexion der Mechanismen des IBWs aus einer angeschrägten, wohlwollenden Perspektive, welche den Wert der Institution vor allem als Gegenpart etwa zum Deutschen Buchpreis hervorhebt: Die „Tage der deutschsprachigen Literatur“ „dienen der Verständigung über das, was wir uns von Texten, Autoren und Kritikern erwarten. Und diese Aufgabe erfüllen sie besser als jedes andere Format. Diese fehleranfällige, alberne, tapfere, manchmal furchtbare und regelmäßig scheiternde Auseinandersetzung mit Texten ist die beste Literaturkritik, die wir haben“ (Passig 2010).

 

Literaturangaben

Becker, Konrad: „‚Weitgehend humorfreie Zone‘. Der Wiener Medienaktivist Konrad Becker über die Macht von Informations-Agenten“. In: Die Welt, 05.07.2006, Nr. 154, S. 23.

Borghardt, Dennis und Sarah Maaß: „Der Deutsche Buchpreis und die deutschen Buchpreise. Zwischen literarischer Valorisierung und kreativökonomischer Kommerzialisierung“. In: Literaturkritik.de, Nr. 10, Oktober 2018.

Carl, Verena: „Prügel für die jungen Milden“. In: Spiegel Online, 28.06.2004. https://www.spiegel.de/kultur/literatur/bachmann-wettbewerb-pruegel-fuer-die-jungen-milden-a-306187.html.

Diez, Georg: „‚Beruf: Schriftsteller‘. Wie Kathrin Passig und Daniel Kehlmann den deutschen Literaturbetrieb erleben“. In: Die Zeit, 17.08.2006 Nr. 34. https://www.zeit.de/2006/34/L-Kehlmann.

Dürr, Claudia: „Kritik der Kritik. Zur Berichterstattung über den Ingeborg-Bachmann-Preis im Feuilleton“. In: literaturkritik.at, 18.01.2019. https://www.uibk.ac.at/literaturkritik/zeitschrift/kritik-der-kritik.html.

Freund, Wieland: „Alice in Klagenfurt“. In: Die Welt, 19.07.2006, Nr. 166, S. 23.

Geisel, Sieglinde: „Autorin auf Probe. Nachforschungen bei der Bachmann-Preisträgerin Kathrin Passig“. In: Neue Zürcher Zeitung, 14.07.2006, Nr. 161, S. 42.

Gutmann, Thomas: „Kärnten fand den Superstar“. In: Rheinische Post, 28.06.2004.

Hartwig, Ina: „Das Jahr der fliegenden Herzen“. In: Frankfurter Rundschau 26.06.2006. zit. nach Radisch 2006.

Hensel, Jana: „Sieger ohne Relevanz“ (Interview), In: Zeit Online, 26.06.2006. https://www.zeit.de/online/2006/26/klagenfurt-hensel.

Herrndorf, Wolfgang: „Klagenfurt. Ein erfundener Erfahrungsbericht über das Ingeborg-Bachmann-Wettlesen am Wörthersee“. In: Süddeutsche Zeitung Nr. 163, 17./18. Juli 2004.

Jürgensen, Christoph. „Würdige Popularität?: Überlegungen zur Konsekrationsinstanz ‚Literaturpreis‘ im gegenwärtigen literarischen Feld“. In:  Silke Horstkotte/Leonard Herrmann(Hg.): Poetiken der Gegenwart. Deutschsprachige Romane nach 2000. Berlin 2013, 285–302.

Krekeler, Elmar: „Zielgruppe Jury“. In: Die Welt, 08.07.2006, Nr. 157, S. 1. [Krekeler 2006a]

Krekeler, Elmar: „Außerbetriebliche Affirmation. Wie man intellektuelle Obsessionen geschmeidig macht: Die Klagenfurt-Siegerin Kathrin Passig im Gespräch“. In: Die Welt 08.07.2006, Nr. 157, S. 2. [Krekeler 2006b]

Krekeler, Elmar: „Kathrin Passig im Porträt“. In: Radisch, Iris (Hg.): Die Besten 2006. Klagenfurter Texte. Die 30. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt. München/Zürich 2006, S. 45-50. [Krekeler 2006c]

Leinen, Angela: Wie man den Bachmannpreis gewinnt. Gebrauchsanweisung zum Lesen und Schreiben. München 2010. 

Mangold, Ijoma: „Wohlfeiler Wahnsinn. Mit viel zu wenig Ausrutschern: Das Klagenfurter Wettlesen“. In: Süddeutsche Zeitung, 30.6.2003, S. 13.

Meisenberger, Raimund: „Warum nicht auch mal Autorin?“. In: Passauer Neue Presse, 17.10.2006.

Moser, Doris: Der Ingeborg-Bachmann-Preis: Börse, Show, Event. Wien u.a. 2004.

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Nüchtern, Klaus: „Tex Rubinowitz im Porträt“. In: Die Besten 2014. Klagenfurter Texte. Die 38. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt, hg. von Hubert Winkels. München/Zürich 2014.

Passig Kathrin: „Dem Kugelblitz auf der Spur. Interview“ (Marianne Fischer). In: Kleine Zeitung, 11.7.2006, S. 55.

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Passig, Kathrin: „Porträt des Künstlers als erfolgloser Autor“. In: Wolfgang Herrndorf Gesamtausgabe Band 1, Berlin 2015. S. 432-439.

Radisch, Iris (Hg.): Die Besten 2004. Klagenfurter Texte. Die 28. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt. München/Zürich 2004.

Radisch, Iris (Hg.): Die Besten 2005. Klagenfurter Texte. Die 29. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt. München/Zürich 2005.

Radisch, Iris (Hg.): Die Besten 2006. Klagenfurter Texte. Die 30. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt. München/Zürich 2006.

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Winkels, Hubert (Hg.): Die Besten 2010. Klagenfurter Texte. Die 34. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt. München/Zürich 2010.

Winkels, Hubert (Hg.): Die Besten 2014. Klagenfurter Texte. Die 38. Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt. München/Zürich 2014.

Ein Beitrag aus der Redaktion Gegenwartskulturen der Universität Duisburg-Essen