Zwischen Musik und Literatur: Friedhelm Rathjens „Mind Games“

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

1968 rief Hans Magnus Enzensberger in der Zeitschrift Kursbuch bekanntlich den „Tod der Literatur“ aus; 1971 erinnerte sich Don McLean in seinem Song American Pie an „the day the music died“, also den 3. Februar 1959, an dem Buddy Holly, Ritchie Valens und The Big Bopper bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kamen. Allerdings blieb Enzensberger nach 1968 noch für Jahrzehnte Hansdampf in allen literarischen Gassen; American Pie wurde zum Megahit und half auf seine Weise, eine neue musikalische Entwicklung anzustoßen und zu verbreiten, das Singer-Songwriting. Es ist offensichtlich, dass weder die Literatur noch die populäre Musik totzukriegen ist. Sprach- und Tonkunst gleichermaßen verfügen über so etwas wie ewiges Leben, wobei dieses Leben mal mehr und auch mal weniger vital ist.

Im Band Mind Games finden sich Arbeiten unterschiedlichster Art versammelt, in denen die Musik im Vordergrund steht, ohne dass deshalb allerdings die Literatur ganz aus dem Spiel gelassen wird. Die Arbeiten sind in Gestus und Charakter sehr unterschiedlich, gemeinsam ist ihnen aber das Bemühen, hinter Fassaden zu schauen und über das Offensichtliche hinauszugelangen. Musik ist zum Genuss da, daran kommen hier keinerlei Zweifel auf, aber sie verweigert sich intellektueller Beschäftigung keineswegs, vielmehr lässt sich der Genuss durch jede Art von Beschäftigung, die über das bloße Hören hinausgeht, noch steigern und verfeinern.

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Titelbild

Friedhelm Rathjen: Mind Games. Recherchen und Gedankenspiele im Spannungsfeld von Musik und Literatur.
Edition ReJOYCE, Südwesthörn 2021.
164 Seiten, 17,00 EUR.
ISBN-13: 9783947261222

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