Von der Kunst zu verstehen

Leibniz-Preisträger Steffen Mau legt mit „Lütten Klein“ ein Grundlagenwerk über die ehemalige DDR, über die neuen Bundesländer und für eine zu erwirkende Bundesrepublik vor

Von Günter HelmesRSS-Newsfeed neuer Artikel von Günter Helmes

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Kann es nicht nur eine Bereicherung, sondern sogar ein Genuss sein, ein Fachbuch zu lesen, zumal eins aus einer anderen als der eigenen Disziplin? Stellt es wissenschaftlich einen Gewinn dar, sowohl die Vogel- als auch die Froschperspektive einzunehmen? Vermag ein „eigene[r] Erfahrungshorizont“ in wissenschaftlichen Belangen hilfreich zu sein? Trägt ein in wissenschaftliche Entfaltung eingestreuter „O-Ton des Erlebens“ einer Reihe von ZeitzeugInnen dazu bei, Geschichte und Gegenwart (be-)greifbarer zu machen?

Dass aller guten Dinge nicht zwangsläufig drei sind, mag einerseits daran illustriert sein, dass auf die gestellten Fragen vierfach mit einem uneingeschränkten Ja geantwortet werden kann. Andererseits kann aber auch schon ein einzelnes Nein sein Gutes haben, dann nämlich, wenn es als Antwort auf eine Frage des Typs „Kennst du …“ oder „Weißt du, was …“ dazu führt, dass man Aufklärung erhält.

Nein, ich habe nicht gewusst, dass Lütten Klein ein Ortsteil von Rostock ist, als ich mich für Steffen Maus Studie des Untertitels halber interessierte, habe nicht gewusst, dass der Makrosoziologe Mau in Lütten Klein aufgewachsen ist, habe nicht gewusst, dass es sich um einen Ort handelt, an dem man vorzüglich 50 Jahre ostdeutscher Geschichte studieren kann – womit es dann unter der Hand doch zu drei Neins gekommen ist und, dialektisch gewendet, der guten Dinge doch wieder drei sind.

Lütten Klein. Leben in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft nicht nur als große Bereicherung, sondern auch als ausgemachter Genuss – es dürften sich nicht allzu viele Fachbücher finden, die sowohl in Aufbau und Gliederung  als auch in der Sprache und Sprecherhaltung konsequent und von ungetrübter Transparenz sind.

Steffen Mau schreibt ein beneidenswert klares, präzises und von jedweder Huberei freies Deutsch, das auf (sogleich erläuterte) Fachterminologie nur da zurückgreift, wo diese um der Sache und der Präzision willen von Vorteil ist. Dabei lässt er zu keinem Zeitpunkt einen Zweifel daran aufkommen, dass er es ist, der da schreibt: keine Objektivität vorgaukelnde substanz- und konturlose Instanz, sondern ein von Prägungen, Interessen, Sympathien und Parteinahme geleiteter Beteiligter aus Fleisch und Blut und zugleich ein sich und sein Vorgehen objektivierender, ebenso akribisch wie reflektiert verfahrender und wägend urteilender Wissenschaftler. Der schöpft fachlich zudem nicht nur aus dem Vollen – das Literaturverzeichnis umfasst 24 Seiten –, sondern versteht es obendrein, selbst ‚trockene‘ Materien, bspw. statistisches Material, wie selbstverständlich in seine informations- und erkenntnisreiche, in seine politisch-kulturell zugleich nachdenklich stimmende, stimulierende und unterhaltsame Erzählung einzuflechten.

Steffen Maus erstmals 2019 erschienene, nicht von ungefähr gleich ins Programm der Bundeszentrale für politische Bildung aufgenommene und nunmehr als Taschenbuch vorliegende Studie beginnt mit dem narrativ-methodologisch quasi programmatischen Satz: „In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1989 stand ich als Soldat der Nationalen Volksarmee, mit Stahlhelm und munitionierter Kalaschnikow, vor der Werderkaserne in Schwerin.“ Die Publikation ist in die beiden Teile Leben in der DDR und Transformationen untergliedert. Diese bestehen aus sechs bzw. sieben Kapiteln, die selbst bis zu fünfmal weiter aufgegliedert sind. Dabei tragen alle Kapitel und deren Teile sprechende Titel wie Einschluss nach innen, Abschottung nach außen und dann Isolation von Feind und Freund oder Sozialistische Fremdenfeindlichkeit, so dass sich auch LeserInnen mit spezifischen Interessen rasch orientieren können. Beschlossen wird die dergestalt ausgesprochen rezeptionsfreundliche Studie von zwei eigenständigen Erzählungen Hausbesuch und Gesellschaftliche Frakturen. Die lesen sich wie ein Nachwort zum Geschehenen, wie ein Vorwort auch zum zu Erwirkenden in zwei Teilen.

Fakten, Erkenntnisse und Thesen

Nachfolgend und unter Verzicht auf jene Spotlights, Details, Anekdoten und kleinen Geschichten vor allem aus Lütten Klein, die Maus Ausführungen als Würze beigegeben sind, stichwortartig einige jener Beobachtungen und/oder Erkenntnisse der insgesamt dreizehn Kapitel und des ‚Nach‘- bzw. ‚Vorworts‘, die für mich, dem ‚dem Osten‘ gegenüber damals wie heute kritisch Aufgeschlossenen und dennoch westlich ‚Bebrillten‘ mit universitären und Alltagserfahrungen in Dresden und in Halle/Saale, von besonderem Interesse sind – nicht zuletzt auch deshalb, weil sie auch da für Aufklärung gesorgt und zu Verstehen geführt haben, wo bislang Unwissen, Vorurteil, Ratlosigkeit oder Unmut die Oberhand hatten.

I. Leben in der DDR

Das erste Kapitel Neubau belegt detailliert, dass die westlicherseits in der Regel naserümpfend abgewertete ‚Platte‘ eine architektonisch wie sozial wie gesellschaftspolitisch wohldurchdachte, vor Ort als „attraktiv[]“ wahrgenommene Wohngegend darstellte, in der „fast ein Viertel der Bevölkerung“ sehr gerne und im „selbstbewusste[n]“ Gefühl des Privilegiertseins wohnte. Als „Entwurf einer traditionslosen Zukunft“ stellte die Großwohnsiedlung à la DDR bis zur Wende von daher auch etwas sehr anderes dar als die auf der bloßen Phänomen-Ebene vergleichbaren, früh zu Problemzonen werdenden westlichen Großwohnsiedlungen à la Märkisches Viertel: „lebenswerte[r] Sozialraum“ nämlich, der ein „schichtenübergreifendes ‚respektables Sozialmilieu‘“ mit ggf. allerdings rigoros durchgesetzter „konformistische[r] Kultur“ bot.

Der mit „normative[r] Selbstbindung“ einhergehende „sozialstrukturelle Egalitarismus“, so das zweite Kapitel Soziale Nivellierung und blockierte Mobilität, habe der DDR als einer „‚nach unten hin nivellierte[n]‘“ (Manfred Lötsch), doch zugleich von „extreme[r] Machtkonzentration“ geprägten Gesellschaft einige bedeutende Probleme eingehandelt. Insbesondere habe es angesichts von „‚Einkommens- und Belohnungsnivellierungen über Leistungsunterschiede hinweg‘“ (Manfred Lötsch) und, nach den Aufbau- und Konsolidierungsjahren, immer weiter gezielt verknappten Aufstiegschancen vor allem für die ansonsten vielfältig hofierte und ein breites beruflich-soziales Spektrum abdeckende „Arbeiterklasse“ zusehends ein geringes „Interesse an Leistung und Aufstieg“ gegeben. So sei die DDR zum Schluss eine „sklerotische Gesellschaft“ gewesen: „überaltertes Führungspersonal, politisch motivierte Rekrutierungs- und Beförderungspraktiken, ein dicht gedrängter Wartestand der nachwachsenden Generation und ein demotivierendes Belohnungssystem.“

In der auch ethnisch „weitgehend homogene[n]“, säkularisierten „Werktätigengesellschaft“ DDR habe es dank Bescheidenheit, fehlendem „Standesdünkel oder elitäre[m] Geist“ sowie einem selbst für das Politbüro charakteristischen ‚‚‚Notwendigkeitsgeschmack‘“ (Pierre Bordieu) keine „ausgeprägten Distinktionspraktiken“ und weder einen öffentlichen noch einen privaten „Flickenteppich an Lebensstilen und Sozialmilieus“ gegeben: dies eine der zentralen Aussagen des dritten Kapitels Lebensführung und kulturelle Perspektiven. Das erkläre wohl die „Kuscheligkeit“, die ehemalige DDR-Bürger trotz der „repressiven Züge des Regimes“ mit ihrem untergegangenen Staat verbinden. Soziales Leben habe als „außenverankerte[r], stark politisierte[r] Weltbezug“ und im „weitgehend privatisierten“, auch angesichts von ‚Verwerfungen‘ zusehends geduldeten (viertes Kapitel) Binnenraum stattgefunden. Der öffentliche Raum hingegen habe den „Charakter eines offiziellen und kontrollierten Bereichs“ behalten. Im Übrigen seien „Begünstigungspolitik und Tauschwirtschaft“ selbst auf internationaler Ebene üblich gewesen.

Das vierte, besonders ‚dichte‘ und ‚hautnahe‘ Kapitel Familie, Privatheit, Erziehung streicht „zahlreiche Unterschiede“ zur „sozial“ wie „familien- und sozialrechtlich[]“ einem anderen Modell folgenden Bundesrepublik heraus. Mit einer markanten „Toleranz für anschließende Zweit- und Drittehen“ sei die Ehe in der DDR, mit einem „Kollateralnutzen für das postulierte Gleichheitsziel“ und angesichts geringer „ökonomischer Abhängigkeit der Frauen von ihren Männern“, nicht „in erster Linie Sicherheits- und Statusprojekt[]“ gewesen. Doch sei die „Gleichstellung von Mann und Frau“ „arbeitsmarktpolitisch[]“ und nicht „feministisch“ motiviert gewesen. Dies mit dem Ergebnis immerhin, dass Frauen bspw. in der Volkskammer, im Richteramt oder als Doktorandinnen viel präsenter waren als in vergleichbaren Einrichtungen bzw. Bereichen der BRD und auch in ehelicher bzw. partnerschaftlicher Hinsicht ungleich mehr „Verhandlungsmacht“ hatten. Das „Arsenal heutiger familienpolitischer Offerten“ ähnele „[n]icht zufällig“ dem „Katalog familienpolitischer Maßnahmen“ der DDR der frühen 1970er Jahre. Den „stärksten Zugriff auf die Köpfe der Menschen“ habe die SED in den „Schulen und Ausbildungseinrichtungen“ gehabt, wo es unter dem folgenreichen „Primat ideologischer Linientreue“ und mit Hilfe einer „gute[n] Portion sozialpaternalistischer Mentorschaft“ um „Gesinnungsbildung“ im Sinne der Heranbildung der „sozialistische[n] Persönlichkeit“ als dem auch privat absolut gesetzten Erziehungsziel gegangen sei. Wer dennoch nicht bereit gewesen sei, „am sozialistischen Leben teilzunehmen“, dem sei mit dem „asoziales Verhalten“ mit „bis zu zwei Jahre Haft“ sanktionierenden Paragraphen 249 zu Leibe gerückt worden.

Dass im „Abwanderungsland“ DDR ein „unterschwelliges Superioritätsgefühl“ gegenüber den „‚Bruderstaaten‘“ herrschte, dürfte bekannt sein, ebenso, dass sich jener lange vor den Zweiten Weltkrieg zurückreichende Trend merklich verstärkte, den Osten zu verlassen. Weniger im Bewusstsein dürfte sein, dass, so das fünfte Kapitel Einschluss nach innen, Abschottung nach außen, nach dem Mauerbau 1961 bis ins Jahr 1988 weitere 600.000 Menschen in die Bundesrepublik abwanderten – zunächst Leute mit Besitz oder einschlägigen Qualifikationen, dann aber auch „der Querschnitt der Bevölkerung“ –, davon allein 113.000 zwischen 1984 bis 1988. Überraschen dürfte es auch nicht wenige, dass die DDR bei allem „propagierten Internationalismus“ doch ein „durch und durch nationales“, auf „Kulturnation“ und nicht auf das „republikanische Konzept der Staatsnation“ setzende „Identitätskonzept“ hatte, bis in die Staatsführung hinein die beim Untergang ca. 1% der Bevölkerung ausmachenden Ausländer jeder Art „nicht sonderlich willkommen“ waren und es für die allermeisten „DDR-Deutsche[n]“ „weder Gelegenheit noch Notwendigkeit gab, sich auf andere Kulturen einzulassen“. Vor diesem Hintergrund einer um sich greifenden „Provinzialisierung“ sei es in den letzten beiden Jahrzehnten des Staates „zu einer Vielzahl rassistischer Übergriffe“ und zur Bildung eines „regelrechte[n] Neonazi-Netzwerk[s]“ gekommen.

Im sechsten, im ersten Teil womöglich ‚anstößigsten‘ Kapitel Die formierte Gesellschaft widerspricht Steffen Mau entschieden der im Westen bis heute gehätschelten „Vorstellung, die DDR sei eine vor allem (oder gar ausschließlich) repressive Kommandogesellschaft gewesen […], in welcher die staatlichen Agenturen unbegrenzten Zugriff auf alle Aspekte des gesellschaftlichen Lebens hatten“ und in der es keine Form von „Eigenleben“ gab. Es seien vielmehr „in Spannung zu und im Schatten von staatlichen und ideologischen Vorgaben eigene Sozialformen“ entstanden. Zwar sei die DDR eine „Organisationsgesellschaft“ und also eine „Zwangsveranstaltung“ gewesen, die „von ihren Mitgliedern Folgebereitschaft erwartete“ – am ausgeprägtesten in der Nationalen Volksarmee als einer „‚totalen Institution‘“ (Erving Goffman) –, doch habe es dennoch „informelle Freiräume und Widerständigkeit“ und so etwas wie eine „second society“ mit einer abgemilderten „‚Verohnmächtigung‘ [Günter Gaus] der Individuen“ gegeben. „Ein nicht unwesentlicher Teil“ dieser „‚inoffiziellen DDR‘“ (Frank Ettrich) lasse sich ebenso wie die „erheblichen Ineffizienzen“ „unmittelbar auf Defizite des Systems“, auf die „politische[] Programmierung aller Prozesse“ zurückführen. Andererseits habe es das System aber auch verstanden, sich selbst vier Jahrzehnte lang auch dadurch „stabil“ zu halten, dass „Versorgungs- und Loyalitätsfragen selektiv“ miteinander verflochten wurden.

II. Transformationen

Dieser zweite Teil beschäftigt sich mit der von altbundesrepublikanischer Seite „managerial“ bewerkstelligten Zusammenlegung der bis dahin souveränen Staaten DDR und BRD. Dabei wurden ungezählte Oktroys hinter dem auch formal irreführenden Hochglanzwort Wiedervereinigung verborgen. Deren Folgen beschäftigen uns bis heute. Von daher dürfte dieser zweite Teil im Ganzen noch mehr Zündstoff bieten als der erste.

Das erste Kapitel Zusammenbruch und Übergang stellt heraus, dass das Ende der DDR für deren BürgerInnen mit vielfach „gesellschaftsweiten prekären biographischen Passagen“ auch ein „kollektiver Schock“ und nicht nur „überwältigen[de]“ Freude angesichts ungeahnter Möglichkeiten gewesen sei. Es gebe „gute Argumente“ dafür, dieses Ende als „Ergebnis einer Revolution“ zu begreifen – schließlich habe sich eine „steingraue Manövriermasse“ in eine „kollektive Handlungsmacht“ verwandelt“. Vieles spreche aber auch für eine „Implosion“, vor allem der Zerfall des „implizite[n] Sozialvertrag[s]“ und der Verlust politischer Glaubwürdigkeit bzw. ideologisches Abwirtschaften. Bei der letzten Volkskammerwahl im März 1990 seien die westdeutschen Parteien als „reine [] Verführungsagenturen“ aufgetreten, hätten in einem „Kapermanöver die gerade aufkeimende DDR-Demokratie schon wieder zertrampelt“ und die DDR-BürgerInnen zur „etatistischen“ „Verschiebemasse des westdeutschen Parteiensystems gemacht.“ Die BRD selbst habe „wie ein Insolvenzverwalter“ die „Bedingungen der Abwicklung der DDR“ diktiert. Damit habe sie einen unheilvollen „‚Subjektverlust‘“ und eine bis heute anhaltende „Distanz zwischen ‚den Leuten‘ und deren uner- wie ungehörten „millionenfach[en] Geschichten“ einerseits und „dem System“ andererseits heraufbeschworen. Hätten auch viele, vor allem junge Leute den Sommer 1990 als ein „großes Happening der Freiheit“ empfunden, sei dieses Hochgefühl doch bald angesichts bspw. von „Konsumfallen“ allerorten und angesichts von ‚Regulierungen‘ auch in spezifischen Milieus wie Hochschullandschaft oder Hausbesetzerszene wassergussartiger Ernüchterung gewichen.

„Wie bei einem Kopiervorgang wurde die Blaupause West auf den Osten übertragen“, so eine der zentralen Aussagen des zweiten Kapitels Blaupause West. Dabei sei auf der Grundlage der revitalisierten, auf „Marktwirtschaft, Demokratie und Rechtsstaat“ setzenden Modernisierungstheorie der 1950er und 1960er Jahre einer von jedem „Interessenausgleich“ und jeder kritischen „Selbstbefragung“ freien „‚machiavellistische[n] Staatsübernahmestrategie‘“ (Klaus von Beyme) das Wort geredet und „‚Leichenfledderei‘“ praktiziert worden; die habe zugleich einen krönenden „‚Glanz auf die Bundesrepublik‘“ (jeweils Ulrich Beck) als Erfolgsmodell geworfen: „[D]er Einigungsvertrag kam einer bedingungslosen Kapitulation gleich.“ Diese „Kapitulation“ habe die „als Mängelwesen angesehenen und sozial pathologisiert[en], die bald als „‚Jammerossis‘“ verunglimpften BürgerInnen der DDR in eine bloße „Beobachterrolle“ ohne „jede Möglichkeit der Mitbestimmung“ getrieben. Das habe östlicherseits nicht nur zu der sich bis heute haltenden Wahrnehmung geführt, von den „‚Besserwessis‘“ „untergebuttert“ worden zu sein. Es habe „mitursächlich“ auch dazu beigetragen, dass „die ostdeutsche Gesellschaft“ – Stichwort: AfD – weniger gegen „regressive und autoritäre Abweichungen vom „‚Modernisierungspfad‘“ immunisiert sei als diejenige der alten Bundesrepublik und eine geringere „kollektive Bindung“ an die von ihr ja nicht mit ausgehandelte Verfassung habe. Als „funktionales“, das „Politische durch das Nationale“ immunisierende „Äquivalent“ habe man den quasi „en bloc in die Bundesrepublik“ migrierenden Ostdeutschen die zusehends „identitätspolitisch aufgeladen[en]“ „Bande nationaler Einheit“ angeboten, mit allen prekären Folgen für „Öffnungs- und Migrationsprozesse[]“ der jüngsten Vergangenheit und der Gegenwart.

Das dritte Kapitel Vermarktlichung zeichnet sehr anschaulich nach, wie mit „[n]icht zu leugnender Unbarmherzigkeit“, einem „gesellschaftlichen Tsunami“ gleich, seitens der Treuhandanstalt die Marktwirtschaft in der ehemaligen DDR als einem „Experimentierfeld“, als einer „Pionierregion neoliberaler Deregulierung“ durchgeboxt wurde. Für die bzw. Großteile der Bevölkerung habe das vor allem „Entsicherung“, „Statusturbulenzen“, Marginalisierung, Deklassierung, Berufswechsel, AB-Maßnahmen, „Vorruhestand“, (dauerhafte) „Arbeitslosigkeit“, Erkrankung, individuelle Schuldzuschreibung, „Armut trotz Arbeit“, permanenten Bewährungsstress und dergleichen mehr bedeutet: Die Ostdeutschen wurden auf „Marktgängigkeit“ getrimmt und „massenhaft[]“ zu „‚Pioniere[n] der Prekarität‘“ (Elena Buck, Jana Hönke). Darüber hinaus sei es zu „Deindustrialisierung in der Fläche“, „regionaler Verödung“, „Regionalisierung sozialer Ungleichheit“, bis dahin so nicht gekannten Segregierungen des „Sozialraum[s]“ und tendenziell zu einer Art „Mezzogiornisierung“ des „Billiglohnland[es]“ Ostdeutschland gekommen. Auch die Hoffnung auf „meritokratische Prinzipien“ bei der „Verteilung von Positionen und Ressourcen“ sei enttäuscht worden. All dies in Verbindung mit den „Altlasten einer sozialistischen Prägung“ habe dazu geführt, dass in Ostdeutschland „die Bereitschaft, weiteren Wandel zu verdauen, nach wie vor unterentwickelt“ sei.

Das vierte Kapitel Unterschichtung, Überschichtung untergliedert sich in Statusbezogene Deklassierung, Aufstieg für alle?, Gesellschaft für Habenichtse und Transfereliten. „Soziokulturell“ sei das „recht komplexe[]“ „Zusammengehen“ von Ost und West eine „Mesalliance“ und für die sich meist als „Werktätige“ verstehenden Ostdeutschen trotz „Wohlstandzugewinnen“ eine mit Identitätswandel zu „ganz normalen Leute[n]“ einhergehende „relative soziale Deklassierung“ gewesen. Dieses „Zusammengehen“ habe zwar als „Wendegewinner“ wahrgenommene „autochtone[] Eliten“ hervorgebracht, doch habe es – Stichwort „Mobilitätsblockaden der ostdeutschen Gesellschaft“ – insbesondere für die „mittlere und jüngere Generation“ „nicht mehr, sondern weniger Aufstiegschancen“ gebracht und somit zu einer DDR-Verhältnisse fortschreibenden „sozialkulturelle[n] Petrifikation“ (Bastian A. Betthäuser) geführt. Die „getrost als ‚erinnerungskulturelle ›Bad Bank‹ des Ostens‘ (Constantin Goschler, Marcus Böick)“ zu bezeichnende Treuhand habe die „schamlose Bereicherung“ skrupelloser und an keinem Aufbau Ost interessierter westlicher Akteure und damit eine „strukturell ungleiche Vermögensakkumulation“ ermöglicht. Darüber hinaus habe die Treuhand dafür gesorgt, dass die erdrückende Mehrzahl der Ostdeutschen „vermutlich auf Dauer“ wohl „Teilnehmer des Marktes wurden, aber keine Teilhaber“. Zudem sei es im Osten durch einen häufig nach dem Muster „‚moving out to move up‘“ (William Watson) ablaufenden, mitunter unter dem Verdacht der „zweiten Garnitur“ stehenden „Elitetransfer von West nach Ost“ zu einer „Überschichtung“ gekommen. Noch heute seien dort einer jüngeren Studie zufolge „nur 23 Prozent des Personals“ in den „oberen Etagen“ Ostdeutsche. Das löse bei Teilen das Gefühl aus, „fremdregiert“ zu sein und ziehe jedenfalls „Kollateraleffeke für die Integration“ nach sich, zumal die wenigen Ostdeutschen in „Elitenränge[n]“ von einer „großen Entfremdung von den Herkunftsmilieus“ berichteten.

Zusammenbruch der DDR und „Unwägbarkeiten des Übergangs“, so das fünfte Kapitel Demografischer Umbruch, führten zunächst zu einem drastischen, „präzedenzlos[en]“ Geburtenrückgang, so dass heute die „Alterspyramide Ostdeutschlands […] im unteren Bereich stark ausgedünnt“ ist. Zwar sei die „Rate der Kinderlosen“ im Osten geringer als im Westen, doch habe keine „Retraditionalisierung der Familien- und Geschlechterbeziehungen nach westdeutschem Vorbild“ stattgefunden. Daher sei davon auszugehen, dass in Deutschland „dauerhaft zwei unterschiedliche demografische Regimes parallel existieren“ werden. Im Übrigen sei Ostdeutschland seit den frühen 1990er Jahren durch die Abwanderung von ca. 10 Prozent der Bevölkerung (bis 2013) zu einer „Schrumpfgesellschaft“ geworden, „der Talent, Jugend und Wissen“ abhanden gekommen seien. Durch die „überproportionale Abwanderung“ von Frauen habe sich in „fast allen Regionen“, besonders unter Jüngeren, ein „deutlicher Männerüberschuss“ herausgebildet. Für „Männer ohne Abitur“ sei der Partnerschaftsmarkt „dramatisch schlecht“. Diese auf eine „demographische Maskulinisierung“ hinauslaufende „extreme[] demografische[] Fehlstellung“ habe dazu geführt, „dass sich eine instabile, möglicherweise brüchige Lage“ mit „Gegenwelten“ und „Anerkennungskontexte[n]“ teils fragwürdiger Art herausgebildet habe.

Das sechste Kapitel Mentale Lagerungen handelt zunächst von sehr unterschiedlichen „generationalen Erfahrungen“ in der DDR. Die seien durch die Wende „noch weiter verschärft“ worden und hätten ganz unterschiedliche Reaktionsmodi auf die ‚neue Zeit‘ hervorgerufen. Dann ist von der „kulturelle[] Kränkungen“ und „‚gespaltene Erinnerung‘“ (Stefan Wolle) nach sich ziehenden „Entwertung“ des in der DDR „angehäuften Erfahrungsschatzes“ und der mit diesem einhergehenden „Herkunftskultur“ seit den 1990er Jahren die Rede. Anschließend werden an einem Beispiel die „viele[n] Fallstricke“ des „Stasi-Komplex[es]“ angesprochen. Unangemessene diesbezügliche „Schwarz-Weiß-Urteile“ seien vor allem durch die vorschnelle „Gleichsetzung von System und Alltagserfahrung“ begünstigt worden. Die bis heute verbreitete, mit Skepsis gegenüber der Wiedervereinigung einhergehende „Unterlegenheitserfahrung“ der Ostdeutschen wird vor allem auch damit in Zusammenhang gebracht, dass die „Selbstabschaffung“, die „diskursive Entwertung“, die „Tilgung“ und die „‚Spurenbeseitigung‘“ der DDR ein „kulturelles Repertoire“ bzw. einen „erinnerungsgemeinschaftliche[n] Zusammenhang“ als Quelle von „Selbstwert“ und „starke[r] Identität“ verhindert habe. In dieses mentale Umfeld gehört auch die „Konstruktion einer sozialmoralischen Überlegenheit […] vieler Ostdeutscher“ bis heute, die als „Antidot zur positionalen und kulturellen Deklassierung“ interpretiert werden könne. Wenn „eine ganze Reihe“ jüngerer Studien dieser „Konstruktion“ zugunsten der Westdeutschen widerspreche, habe das gewiss auch mit der „nach 1989 rasch einsetzenden Entsolidarisierung“ innerhalb der „Vertrautheits- und Nahbeziehungsgemeinschaft“ DDR zu tun, die als eine Folge der neuen marktwirtschaftliche Verhältnisse zu betrachten sei. Diese Verhältnisse hätten generell „Misstrauen“ („Konsumfallen“) und eine barsch sich äußernde Skepsis gegenüber Fremden befördert.

Selbstverständlich kommt Steffen Mau auch – ausführlich und dabei explizit an die „soziologisch bedeutsame Unterscheidung von Verstehen und Verständnis“ erinnernd – auf Lichtenhagen und die „Nacht vom 24. auf den 25. August 1992“ zu sprechen. Unter der Überschrift Verwilderung des sozialen Konflikts bezieht er sich dabei im abschließenden Kapitel Bruchzonen erklärend vor allem auf Ergebnisse der „Gewaltforschung“ und, insofern es um die aktuelle Situation und um das Stichwort AfD geht, auf Gespräche mit dem heutigen Polizeichef Rostocks. Diese miteinander verknüpften Problemstellungen „Feindlichkeit gegenüber MigrantInnen“ und „Rechtpopulismus“ werden im Folgenden unter den in den Sozialwissenschaften entwickelten „Sichtweisen“ Klasse versus Kultur? diskutiert. Dabei zeigt Mau, dass „Vieles, was uns als ‚Kulturkampf‘ erscheint, […] ökonomisch grundiert“ ist. Generell sei es so, dass für das mit Traumata hinterlegte „Gedeihen von Ressentiments“ diverser Art in Ostdeutschland die zuvor einlässlich beschriebenen „Frakturen“ als „konstitutiv“ zu betrachten seien. Entstanden sei bei einem Teil der Bevölkerung so ein „diffuse[s] Bedrohungsszenario“. Das wiederum sei Ausdruck der Furcht vor einer „zweiten Welle der kulturellen Enteignung“ einerseits und der ethnisch-national eingefärbten Wut über vermeintliche Bevorzugungen der und Erleichterungen für die MigrantInnen andererseits. „Populistische Bewegungen“ versuchten nunmehr, reale und gefühlte ökonomische und kulturelle Deklassierung zu „kapitalisieren“.

‚Nachwort‘/ ‚Vorwort‘

Hausbesuch fasst die vor Ort-Beobachtungen und -Feststellungen Steffen Maus bei seinen letztjährigen Aufenthalten in Lütten Klein und sogar in der ehemaligen Wohnung seiner Familie zusammen. In Lütten Klein wirke die „Zivilgesellschaft“ heute „wie ein kümmerliches Pflänzchen, das noch unentschlossen ist, ob es nun eingehen soll oder zu neuem Leben erwacht.“ Es dominierten „eine abwartende, skeptische und desillusionierte Haltung, die von der Politik wenig erwartet, ihr aber auch nicht mit rebellischem Zorn begegnet“.

Gesellschaftliche Frakturen schaut „über den Horizont meines alten Stadtviertels hinaus“ insbesondere auf jene „zahlreiche[n] Bruchstellen, die die „ostdeutsche Teilgesellschaft“ „viele[r] erfolgreiche[r] Entwicklungen“ zum Trotz „auszumachen scheinen“ und die im Transformationsprozess „häufig“ sogar „noch vertieft wurden“. Es seien nicht zuletzt diese etwas viel Fundamentaleres als „eine Missstimmung übellauniger und undankbarer Ostdeutscher“ darstellenden ökonomischen, „sozialstrukturell[en] und mental[en]“ „Frakturen“, die nicht wenige Ostdeutsche aus einer „Verteidigungshaltung“ heraus für „rechte[] Populisten“ und deren so überaus attraktives Angebot „‚Die Welt muss verändert werden, um sich an dich anzupassen!‘“ anfällig machen. Nach dem „Transformationsgalopp“ der letzten drei Jahrzehnte treffe hingegen die Botschaft „‚Du must dich ändern, um dich an eine sich wandelnde Welt anzupassen!‘“ auf „Erschöpfung“ und „eine Haltung des ‚Nicht schon wieder‘.“

Kritik

Was wäre – schließlich – eine Kritik ohne Kritik im landläufigen Sinne. Da freilich kann ich mich als soziologischer Laie halbwegs kurz fassen und wohl auch nicht mehr beitragen als einige Fragen, Anregungen und ein verhaltenes Mäkeln angesichts eines durchgängig sehr hohen, handlungsrelevanten Informations-, Thesen- und Erkenntnisniveaus.

Wohnungsbau, Wohnungsnot und Wohnkultur spielen wie viele weitere Alltagsbereiche auch in literarischen, filmischen und fernsehtheatralen Narrativen der DDR über die Jahrzehnte hinweg eine einschlägige Rolle, bspw. in Brigitte Reimanns unvollendetem Roman Franziska Linkerhand und in Produktionen des Fernsehtheaters Moritzburg. Hier wäre trotz gewisser methodologischer, auch an sogenannten ZeitzeugInnen haftender Fallstricke möglicherweise auch für den Soziologen etwas ‚zu holen‘ gewesen.

Sollten bei der Diskussion des Themas „Zugang zu höherer Bildung und höheren Qualifikationen“ neben absoluten Zahlen nicht auch qualitative Überlegungen und solche berufsperspektivischer Art eine Rolle spielen? Ist der „internationale Trend“ zu diesbezüglichem „Ausbau und Erweiterung“ nicht auch mit qualitativen Einbußen, mit einer faktischen Abwertung von Abschlüssen und, damit einhergehend, mit reduzierten beruflich-sozialen Anspruchsmöglichkeiten und Aufstiegschancen verbunden?

Hätte die „Ende der siebziger Jahre […] sichtbarer“ werdende und gewiss mit halbherzigen (bspw. Ausbürgerungen) kulturellen und künstlerischen Liberalisierungstendenzen in Verbindung stehende „Jugendkultur der DDR“ nicht mehr als eine Buchseite verdient gehabt, zumal sie in den 1980er Jahren – Stichworte bspw. Prenzlauer Berg oder DEFA-Filme (vgl. jüngst Klaus-Dieter Felsmann: Inszenierte Realität) – nach innen wie nach außen merklich an Einfluss gewann?

Gewiss trifft es zu, dass die Berliner Republik viele „familienpolitische[n] Offerten“ der DDR übernommen hat. Erwähnenswert scheint mir zu sein, dass die Bonner BRD viele dieser Offerten lange Jahre ‚bis aufs Blut‘ als hochgradig ideologisch bekämpfte, mit Blick bspw. auf das in der DDR Ehekredit genannte Darlehen und dessen Modalitäten bis heute hinter den DDR-Offerten zurückgeblieben ist und es (wie in anderen Hinsichten auch) versäumt hat zu bekunden, dass es auch von der DDR etwas zu lernen und zu übernehmen gab.

Um einer auf Alleinschuld der DDR und des Sozialismus hinauslaufenden, westlicherseits ‚gesetzten‘ monokausalen Erklärung sowohl für das Abwanderungsgeschehen der 1950er Jahre wie für den Mauerbau zu begegnen, wäre es hilfreich gewesen, das angedeutete frühere Abwanderungsgeschehen knapp zu umreißen, auf die von der Sowjetunion betriebene Reparationspolitik und -praxis auf der einen und den von der Siegermacht USA ins Werk gesetzten, insbesondere Westeuropa begünstigenden Wiederaufbauplan auf der anderen Seite zu verweisen und u.a. an die gezielten, destabilisierenden Abwerbestrategien der BRD gegenüber der DDR (bspw. unter Hinweis auf Werner Bräunigs Roman Rummelplatz und eine Reihe von DEFA-Filmen) zu erinnern.

Zu Recht wird darauf hingewiesen, dass dem „Glanz des Konsums“ vereinzelt wie bei Stefan Heym ein „konsumkritisches Credo“ gegenübergestellt wurde, dieser „Glanz“ für viele schnell durch „Konsumfallen“ zumindest mattiert wurde und das Konsumieren generell auf Kosten bis dato allseits gepflegter kultureller Aktivitäten ging. Hätte das nicht auch Anlass sein können kurz darüber nachzudenken, ob die hehre, doch einen Teil unserer Identität darstellende Idee eines Deutschlands als im Alltag von vielen gelebte Kulturnation längst nicht schon auf dem einst in Bonn aufgeschlagenen Altar des Konsumglaubens geopfert worden ist?

Erfreulicherweise wird auch von einer „Liste der ‚Errungenschaften der DDR‘“ gesprochen, die allerdings nie angelegt worden sei. Gewiss macht die Studie bspw. mit dem Hinweis auf Familienförderung erste, eher über den Text verstreute Schritte in diese Richtung, ein paar weitere (bspw. Didaktik, Kinder- und Jugendmedien), auf „best practices“ hinauslaufende Betrachtungen wären freilich nicht unwillkommen gewesen.

Fazit

Zu Ende gedacht, geht es mit Steffen Maus mit ‚Herz‘ und Verstand, mit Vernunft also diagnostizierender, kaum einmal aburteilender doch ohne „konkrete[] Reparaturempfehlungen“ daherkommender Studie über Ostdeutschland als „frakturierte[r] Gesellschaft“ um nicht weniger als eine deutsche Identität auf der Grundlage eines einheitlichen „sozialmoralischen und sozialstrukturellen Unterbau[s]“ – und um die Frage, wie diese im Lichte von „einig Vaterland“ und „Einigkeit“ konstruiert werden könnte: U.a. angesichts temporär getrennter, systemisch basal geschiedener, dann unter einem einseitigen Diktat zusammengeführter zweier bis heute vielfach ungleichen Teilstaaten und deren nunmehr auch schon wieder drei Jahrzehnte währenden, faktual wie prozessual wie sprachpolitisch zu verstehenden ‚Wiedervereinigung‘. Die freilich ist keineswegs vollendet, „wenn man sich darunter so etwas vorstellt wie Konvergenz“.

Wer immer sich aus welchen privaten, beruflich-fachlichen oder politischen Gründen akuter oder historischer Natur für die ehemalige DDR, für die aus dieser entstandenen neuen Bundesländer und für die Signaturen der jetzigen Bundesrepublik interessiert – beispielsweise für politisch-mentale und soziale Konstellationen im Osten heute, beispielsweise für die bereits genannten gesellschaftlichen Subsysteme Literatur, Film und Fernsehen einst, beispielsweise für den Blickwinkel „Wie wir wurden, was wir sind“ (Bernt Engelmann), beispielsweise und vor allem auch für die Frage „Wer wollen wir werden“ –, wird an Steffen Maus Studie nicht vorbeikommen. 

Als Trost für dieses Muss sei allerdings mit auf den Leseweg gegeben, dass einen eine mit Nützlichem, zum so oder so befähigenden Handeln reich gefüllte Schatzkiste erwartet. Diese in Augenschein und erbend in Empfang zu nehmen, vergeht wie im Flug und stellt eine reine, anhaltende und vielleicht sogar für viele BürgerInnen Gutes bewirkende Freude dar.

Titelbild

Steffen Mau: Lütten Klein. Leben in der ostdeutschen Transformationsgesellschaft.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2020.
284 Seiten, 12,00 EUR.
ISBN-13: 9783518470923

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