#ResearchWonderland statt Brain Drain?
Internationale Stellungnahme zur geplanten Änderung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG)
Von Dorothée Goetze, Lena Oetzel und Jan Süselbeck
Vorbemerkung: Die vorliegende Stellungnahme wurde nicht allein von den drei genannten Autor*innen verfasst, sondern entstand in Zusammenarbeit mit einigen der unterzeichnenden Akademiker*innen, also in einem kollektiven Schreibprozess. Die Initiative zu unserem Statement kam von Dorothée Goetze. Wesentliche Punkte des Papiers wurden nach einem Zoom-Treffen von ihr, Lena Oetzel und Jan Süselbeck niedergeschrieben und dann von weiteren Kolleg*innen ergänzt. Diese Autor*innengruppe setzt sich aus Akademiker*innen zusammen, die in den unterschiedlichsten Teilen der Welt arbeiten.
Bitten um Aufnahme in die Liste der Unterzeichner*innen können an Jan Süselbeck (jan.suselbeck@ntnu.no) geschickt werden.
An English version of the statement, provided by Annika Raapke (see list of signatories), follows further below. If you wish to sign the statement, please feel free to write an email to Jan Süselbeck (jan.suselbeck@ntnu.no).
Hashtags via Social Media:
#WissZeitVG
#HannaGehtInsAusland
#ProfsFürHanna
#ProfsFürReyhan
#IchBinHanna
#IchBinReyhan
#ResearchWonderland
Am 17.03.2023 hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sogenannte Eckpunkte eines Gesetzentwurfs zur Novellierung des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZeitVG) veröffentlicht. Diese Ankündigung haben tausende Kolleg*innen in Deutschland und im Ausland mit Bestürzung zur Kenntnis genommen: Würden sie umgesetzt, folgte daraus eine eklatante Verschlechterung der bereits seit Längerem unter dem Hashtag #IchBinHanna kritisierten Situation an deutschen Universitäten und Hochschulen. Geändert werden soll das WissZeitVG nach dem vorliegenden Entwurf nur insofern, als dieser die bereits bestehenden Probleme weiter verschärfen würde. Gerade aufgrund des WissZeitVG ist jedoch ein Großteil des Mittelbaus in Deutschland prekarisiert angestellt, also ohne Dauerstelle, Tenure Track oder eine Aussicht auf Entfristung. Als außerhalb der deutschen Wissenschaft tätige Forschende und Lehrende beunruhigt uns diese Entwicklung sehr.
Nach dem neuesten Gesetzesentwurf sollten Postdocs in Zukunft nur noch maximal drei anstatt wie bislang sechs Jahre auf Stellen aus Haushaltsmitteln arbeiten können. Auch die bislang längere Befristungsmöglichkeit für Mediziner*innen (bisher 9 Jahre Postdoc), die neben der Habilitation ihre Facharztausbildung absolvieren und in der Klinik als Ärzt*innen tätig sind, soll abgeschafft werden. Kein eigenständiges Forschungsprojekt kann in dieser Zeit erfolgreich abgeschlossen werden – dies gilt sowohl für die in vielen Fachdisziplinen noch immer als Voraussetzung zur Berufung auf eine Professur vorgesehene Habilitation als auch für jede Art von ernstzunehmender empirischer Forschung.
Obwohl diese Maßnahmen an den Universitäten allen Beteiligten schaden und das System disziplinübergreifend beeinträchtigen, ist zu betonen, dass die faktische Abschaffung der Möglichkeit, sich auf einer Postdoc-Stelle sinnvoll für eine Professur zu qualifizieren, in noch dramatischerem Ausmaß Wissenschaftler*innen aus nicht akademischen Elternhäusern und in Deutschland forschende und lehrende Postdocs ohne deutschen Pass trifft. Seit einiger Zeit wird hierzu unter dem Hashtag #IchBinReyhan sensibilisiert, und es steht zu befürchten, dass mit dem neuen Gesetz in Zukunft noch weniger qualifizierte Akademiker*innen aus dem Ausland den Weg nach Deutschland finden und kaum noch Wissenschaftler*innen mit nicht-privilegierten Lebensläufen ihre akademische Kariere fortsetzen oder überhaupt anstreben werden. Diese Entwicklung widerspricht progressiven Zielsetzungen wie der Schaffung von mehr Diversität in der Wissenschaft und bedeutet eine eklatante Verengung der Perspektivenvielfalt, die für eine zukunftsfähige Universität entscheidend ist.
Der Ankündigung des BMBF über Twitter folgte ein umgehender Aufschrei der Empörung. Unter Hashtags wie #WissZeitVG wurde in den sozialen Netzwerken protestiert und eine hitzige Diskussion geführt. Diese hat deutlich gemacht, dass die Politiker*innen der regierenden Ampelkoalition die Tragweite ihrer Entscheidung offenbar selbst nicht hinlänglich verstanden hatten. Immerhin hat das BMBF nun beteuert, den Gesetzesentwurf erneut zu überarbeiten und mit Repräsentant*innen unterschiedlicher akademischer Interessensgruppen zu diskutieren. Die Schnelligkeit, mit der diese Zurücknahme der an einem Freitagnachmittag verkündeten Regierungsentscheidung gewissermaßen über das folgende Wochenende erreicht wurde, war beispiellos.
Unabhängig davon, wie es nun weitergehen wird, erfüllt uns allein schon die den Eckpunkten innewohnende befremdliche Ignoranz auf Seiten der Entscheider*innen mit großer Sorge. Darum solidarisieren wir uns als außerhalb Deutschlands an Universitäten und Hochschulen forschende und lehrende Akademiker*innen, die nicht selten aufgrund des WissZeitVG und der prekären Arbeitsbedingungen für Wissenschaftler*innen in Deutschland ausgewandert sind und unter den gegebenen Bedingungen oftmals auch lieber nicht mehr ins Land zurückkehren möchten, mit den aktuellen Protesten. Wir unterstützen die Kritik der Kolleg*innen in Deutschland, die unter dem Titel Nivellierung statt Novellierung. Kritik an der geplanten Reform des WissZeitVG im Netz steht.
Aus unserer internationalen Perspektive möchten wir darauf aufmerksam machen, dass Deutschland aus akademischer Sicht eindeutig kein Traumland oder, wie es das BMBF selbst in einem Werbevideo für den Wissenschaftsstandort Deutschland gelabelt hat, #ResearchWonderland ist, in dem “die besten Köpfe” unbedingt arbeiten wollen.
Auch wenn das Phänomen umstritten ist, möchten wir in dem Kontext auf das Problem des Brain Drain verweisen, der durch die bisherigen Pläne des BMBF nur weiter verschärft wird. Mit einer weiteren Verkürzung des Befristungsrahmens und ohne eine Anhebung der universitären Grundfinanzierung werden in Zukunft mehr und mehr Wissenschaftler*innen versuchen wollen oder müssen, im optionsreicheren Ausland eine Perspektive und eine Stelle zu finden. Hinzu kommt, dass eine Rückkehr für diejenigen, die außerhalb Deutschlands eine Stelle innehaben, im Angesicht der deutschen Misere immer unattraktiver wird.
In Ländern wie den Vereinigten Staaten von Amerika, Kanada, Großbritannien oder auch dem europäischen Ausland gibt es an den Universitäten meist keine Lehrstuhl-, sondern eine Departmentstruktur mit flachen Hierarchien und viel früheren Entfristungsoptionen auch jenseits der Professur. Neben den verhältnismäßig hohen Lehrdeputaten und der mangelnden Finanz- und Infrastrukturausstattung in Deutschland führt auch das positivere Arbeitsklima, auf das z.B. in Skandinavien allergrößer Wert gelegt wird, dazu, dass manche von uns sich sogar ganz bewusst gegen einen in Deutschland erhaltenen Ruf und stattdessen für ein Angebot im Ausland entschieden haben bzw. sich gar nicht mehr in Deutschland um deutlich unattraktivere Stellen bemühen. In solchen Fällen, die keineswegs nur die absolute Ausnahme darstellen, wird aus der temporären Brain Circulation aus Sicht des “Wissenschaftsstandortes Deutschland” ein dauerhafter Brain Drain.
Will man in Deutschland mehr gegen diesen Trend tun und hochqualifizierte Wissenschaftler*innen anlocken und halten, so muss man an den bestehenden Gegebenheiten endlich etwas grundsätzlich ändern. Mit anderen Worten: Wenn das BMBF fortan nicht wesentliche Reformen im Sinne des Protests gegen das WissZeitVG vorantreiben sollte, käme dies einem nicht mehr zu stoppenden Selbstzerstörungsmechanismus des deutschen Universitätssystems gleich.
Auf der anderen Seite fehlt vielen Akademiker*innen, etwa solchen mit Visa-Beschränkungen oder familiärer Care-Arbeit, die notwendige Flexibilität, um ins Ausland gehen zu können. Sehr viele von ihnen werden daher die Wissenschaft komplett aufgeben müssen. Damit wird im Regelfall aus der gewollten Brain Circulation lediglich ein Academic Drop Out. Alle diese Wissenschaftler*innen mit ihrem Wissen und ihren Kompetenzen werden der Spitzenforschung und einer spezialisierten akademischen Lehre, wie sie der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Bettina Stark-Watzinger (FDP), offenbar vorschweben, verloren gehen.
Darüber hinaus hat das WissZeitVG eine zusätzliche problematische Dimension, deren negative Folgen durch die präsentierten Reformvorschläge nur noch weiter verstärkt würde. Um ein notorisches Wahlkampfargument an die Entscheider*innen in der Politik zurückzuspielen: Die “Verschenkung” deutscher Steuergelder, die in die Ausbildung all dieser Akademiker*innen investiert wurden und deren Verlust durch Brain Drain und Academic Drop Out gesteigert wird, dürfte die angeblichen ökonomischen Gewinne der durch den Gesetzesentwurf vorangetriebenen Bildungspolitik um ein Vielfaches übersteigen. Wissenschaftler*innen werden, dies ist gesellschaftlicher Konsens, über Steuergelder ausgebildet (Schule, Studium) und finanziert (etwa durch Gehälter, Drittmittel oder auch Förderungen des Deutschen Akademischen Austauschdienstes). Sie durch eine Verkürzung der gesetzlich erlaubten Zeitverträge nach dieser jahrelangen Förderung endgültig ins Ausland zu drängen, bedeutet für das deutsche Universitätssystem nicht nur einen immensen Verlust an Wissen und Kompetenzen, sondern auch eine „Verschwendung“ der eingesetzten Steuermittel, da die Früchte dieser Investitionen dem deutschen Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung stehen und stattdessen dem Bildungs- und Wissenschaftssystem anderer Länder zugute kommen.
Dennoch kann eine verstärkte Abwanderung in die Bildungs- und Wissenschaftssysteme anderer Länder auch die dortigen Arbeitsmärkte für Akademiker*innen unter Druck setzen. Wissenschaft ist ein internationaler und kein rein nationaler Arbeitsmarkt. Verschlechterungen in einem Land können sich, Kettenreaktionen gleich, auch auf andere Länder auswirken.
Weiterhin sollte die wichtige Funktion einer weltoffenen, freien Forschung und Wissenschaft für die Demokratie und das gesellschaftliche Klima eines Landes nicht unterschätzt werden. In Zeiten zunehmender Fake News sowie antidemokratischer und antiaufklärerischer Bewegungen wird dies auch in Deutschland immer wichtiger werden. Diesen Gefahren kann an den Universitäten allerdings nur ohne (weitere) finanzielle Kürzungen und personalpolitische Maßregelungen effektiv begegnet werden.
Aufgrund unserer eigenen Erfahrungen in anderen Universitätssystemen sehen wir deutlich, dass Deutschland, dem sogenannten Land der Dichter und Denker, im internationalen Umgang mit den genannten Problemen eine Schlüsselrolle zukommt. Sich klar zu einer Universitäts- und Hochschullandschaft der Vielfalt zu bekennen, in der unter guten Arbeitsbedingungen zukunftsweisend geforscht und gelehrt wird, sich deutlich gegen den in vielen Ländern zu beobachtenden Abbau in den Geistes- und Sozialwissenschaften zu positionieren und diese stattdessen als wichtige Impulsgeber für die drängenden Probleme der Zukunft zu fördern, – und nicht zuletzt die vielen Stimmen der Protestbewegung gegen die derzeitige Situation des deutschen Hochschulsystems in einem echten, professionell gestalteten, breit aufgestellten Entwicklungsprozess zu integrieren, würde einer Regierungskoalition aus SPD, Grünen und FDP gut zu Gesicht stehen.
Wir wenden uns entschieden gegen die bisherige Politik des BMBF. Zugleich warnen wir aber auch vor der nur unwesentlich liberaler erscheinenden Positionierung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), die an der massenhaften Befristung wissenschaftlichen Personals nach der Promotion festhalten und damit die prekären und forschungsfeindlichen Bedingungen des akademischen Mittelbaus fortführen will. Es ist diese Politik, die viele von uns ins Ausland getrieben hat und die für uns mit unseren Expertisen eine Rückkehr unter den aktuellen Bedingungen äußerst unwahrscheinlich macht. Kurz: Da das WissZeitVG nicht angemessen reformierbar ist und seine Bestimmung, mehr Dauerstellen zu schaffen, seit seiner Einführung verfehlt hat, empfehlen wir, es am besten so schnell wie möglich ganz fallen zu lassen. Dagegen mahnen wir eine nachhaltigere Stellenpolitik an, die die Kompetenzen unzähliger Forscher*innen durch ernstzunehmende Perspektiven auf Dauerstellen an den Wissenschaftsstandort Deutschland bindet. Nur so kann die deutsche Wissenschaft wieder zukunftsfähig werden.
Wir sind gerne bereit, uns mit unseren unseren Erfahrungen und Einsichten aus den Wissenschaftssystemen anderer Länder in diesen Reformprozess einzubringen und dazu beizutragen. Bedingung dafür ist jedoch eine Politik, die sich ernsthaft daran interessiert zeigt, die Strukturen und Arbeitsbedingungen im deutschen Hochschulwesen dauerhaft und nachhaltig zu verbessern.
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Hashtags via Social Media:
#WissZeitVG
#HannaGehtInsAusland
#ProfsFürHanna
#ProfsFürReyhan
#IchBinHanna
#IchBinReyhan
#ResearchWonderland
On march 17, 2023, the Federal Ministry of Education and Research (BMBF) in Germany published key points for the draft of an amendment of the Wissenschaftszeitvertragsgesetz (WissZeitVG, see footnote 1). Thousands of colleagues in Germany and abroad reacted with dismay to this announcement: If implemented, the amendment would lead to a drastic deterioration of the situation at German universities and Higher Education Institutions, a situation which has been heavily criticized for some time under the hashtag #IchBinHanna. According to the present draft, the WissZeitVG is to be changed solely in ways that would exacerbate the existing problems. It is, however, due to the WissZeitVG that the majority of the so-called “Mittelbau”, the academic staff below the professorial level in Germany, is employed precariously, meaning on fixed-term contracts with no tenure track or any prospect of permanent employment. As researchers and teachers working outside of German academia, we are extremely concerned by this development.
According to this recent draft, the maximum period of employment for a Post-Doc drawing their salary from university household funds is supposed to be cut down from the current six to a maximum of three years. Medical researchers, who under the current law may work on fixed-term contracts for 9 years during the Post-Doc-Phase if they pursue a habilitation while completing their medical specialist training and working hospital hours, will no longer have the option of an extension of their employment. It is not possible to successfully complete an independent research project within this timeframe – this holds true not only for the habilitation, which in many disciplines still is a prerequisite to be eligible for a professorship, but for any kind of serious empirical research.
Even though these measures impair researchers across the board and damage the system across the disciplines, it must be emphasized that the de-facto elimination of the possibility to reasonably qualify for a professorship on a Post-Doc position hits researchers from non-academic families or those researching and teaching in Germany without a German passport particularly hard. Awareness for this has been raised for a while under the hashtag #IchBinReyhan, and it is to be feared that the new law will lead to even fewer qualified academics from abroad making their way to Germany, and to even fewer researchers with non-privileged backgrounds and biographies continuing, or even aspiring to, a career in academia. This development goes against progressive objectives such as the pursuit of more diversity in Academia, and would mean a blatant narrowing of the variety of perspectives which is key for a sustainable, future-oriented university.
The BMBFs announcement via Twitter met with an immediate outcry of dismay. Protest and heated discussions were carried out in social media under hashtags such as #WissZeitVG, showing that the politicians of the governing coalition of Social Democrats, Liberals and the Green Party themselves apparently had not understood the impact of their decision. The BMBF has by now assured that they would revise the draft again, including discussions with representatives of different academic interest groups. The rapidity with which the decision was made to withdraw a draft that was announced on a Friday virtually over the following weekend was unparalleled. Any further developments notwithstanding, it is the decision-makers’ bewildering ignorance inherent in the key points alone which concerns us. We, as academics researching and teaching at universities and Higher Education Institutions outside of Germany, many of whom moved abroad because of the WissZeitVG and would prefer not to return to Germany under the given circumstances, therefore declare our solidarity with the current protests. We support the criticism voiced by our colleagues in Germany, which is to be found online under the title Nivellierung statt Novellierung. Kritik an der geplanten Reform des WissZeitVG.
From our international perspective, we would like to highlight that, from an academic viewpoint, Germany is by no means a dreamland – or, as the BMBF itself labelled it in an ad video promoting Germany as a research and science hub – a #ResearchWonderland, where the best and the brightest are determined to stay and work. Even if the phenomenon itself is contested, we would like to point towards the problem of Brain Drain which will only be exacerbated through the BMBF’s current plans. By further shortening the period in which fixed-term employment is permitted, and without raising the universities’ basic funds, more and more researchers will wish or be forced to look for prospects and a position in more attractive systems abroad in the future. Furthermore, given the German plight, a return to Germany becomes increasingly unattractive to those working abroad.
Universities in the United States of America, Canada, the United Kingdom as well as many European countries usually do not have a chair-based structure centered around a professor, but a departmental one characterized by flat hierarchies and options for early tenure beyond the professorship. Apart from Germany’s relatively high teaching load and the lack of financial and infrastructural equipment, it is aspects such as a positive work climate, which is a high priority for example in Scandinavia, which induces some of us to deliberately turn down job offers within Germany and choose to accept an offer from abroad, or even no longer apply for much less attractive jobs in Germany. In such cases, which are by no means the exception, the temporary Brain Circulation, as the “Science Hub Germany” would have it, turns into a permanent Brain Drain.
If Germany wants to counteract this trend and attract and keep highly qualified researchers, it is necessary for the existing conditions to finally and fundamentally change. In other words: If the BMBF were to henceforth avoid pursuing essential reforms in accordance with the protest against WissZeitVG, this would amount to an unstoppable self-destruction mechanism of the German university system.
On the other hand, many academics, such as those subject to Visa-limitations or shouldering responsibilities for care-work in their families, lack the flexibility for moving abroad. Many of them will therefore be forced to leave academia completely and for good, the desired Brain Circulation thus usually turning into a mere Academic Drop Out. All these researchers, with their knowledge and competences, who only recently received such high praise from Bettina Stark-Watzinger, the Federal Minister for Education and Research (Liberals), will be lost to state-of-the-art research and academic teaching.
Apart from that, the WissZeitVG has another problematic dimension, the negative consequences of which will only be enhanced through the reform proposals presented in the draft. To play a notorious election campaign argument back to the political decision-makers: the “waste” of German tax money invested into the education of all these academics, made worse by their subsequent loss Brain Drain and Academic Drop Out, will likely far exceed the alleged economic profit anticipated in the educational policy which the draft promotes. It is a societal consensus that researchers are to be educated (school, university) and funded through tax money (salaries, third party funding, even the scholarships of the German Academic Exchange Service). Pushing them towards a career abroad by shortening the period of legal fixed-term employment not only means an immense loss of knowledge and competence for the German university system, but also a “waste” of the tax funds invested, since the returns on these investments are no longer available to the German job market, but rather benefiting the education- and research systems of other countries. And yet, increased emigration towards the education- and research systems of other countries can also create pressure on their respective academic job markets. Research and Science job markets are international rather than national. Deterioration in one country can, similar to chain reactions, make itself felt in other countries.
Additionally, the vital function which open-minded, free research and science fulfills in a democracy and for a country’s social climate should not be underestimated. In these times of increasing Fake News as well as antidemocratic and anti-enlightenment-oriented movements, this will become more and more important in Germany as well. However, universities will only be able to effectively meet these challenges without (further) financial cutbacks and staff-political crackdowns. Based on our experiences in and with other university systems, we clearly see that Germany, the so-called land of poets and thinkers, has a key international role in addressing these problems. It would become a governing coalition of Social Democrats, Greens and Liberals very well to clearly position themselves in favor of a diverse university- and Higher Education-landscape in which pioneering research and education are carried out under good working conditions and in which there is a clear pull against the cutback in Humanities and Social Sciences currently observable in many countries; to instead present themselves as key initiators in solving the pressing problems of the future – and last but not least to integrate the many voices of the protest movement against the German Higher Education system’s current situation in a real, professional, broad development process.
We vehemently oppose the policies which the BMBF has hitherto pursued. At the same time, we also warn against the positioning of the German Rector’s Conference (HRK) which comes across as only marginally more liberal; holding on to mass fixed-term employment of post-doctoral academic personnel and thus intending to perpetuate the precarious conditions of the academic “Mittelbau” which are detrimental to research. This is the policy that drove many of us abroad and which, under these conditions, makes a return of us and our expertise highly unlikely.
In short: since the WissZeitVG cannot be amended appropriately and, since its introduction, has consistently failed to fulfill its purpose of creating more permanent positions, we recommend to drop it in its entirety as soon as possible. Instead, we call for a more sustainable job policy which can tie the competences of countless researchers to Germany as a research location by means of serious prospects of permanent employment. This is the only way for German research to once more become fit for the future.
We are happy to contribute to the reform process by sharing our experiences and insights from and into other countries’ academic systems. The condition we set, however, is a policy that is seriously interested in permanently and sustainably improving the structures and working conditions in German Higher Education.
[1] The Wissenschaftszeitvertragsgesetz regulates how long a researcher may be employed by German public universities on fixed-term contracts which draw on the universities’ own household budget. The entire qualification phase (PhD and Post-Doc, including the habilitation, which is still de facto obligatory in many disciplines in Germany) is currently limited to 6 years per qualification step, 9 years for M.D. Post-Docs. After that, the researcher can only be employed on household funds if they a) move “up” on the career ladder, e.g. obtain a professorship, b) obtain a permanent position on the Post-Doc level – currently not a common fixture of the German academic landscape which eschews a department structure and holds on to a more traditional, chair-oriented system; or c) provide their own third-party funding to pay their salary. Otherwise, they can no longer be employed at a university or Higher Education Institution. This law, the interpretation and application of which is usually at the universities’ discretion (including the granting of extension periods for childcare etc.) collides heavily with the realities of German academia, where most of the daily teaching and administration work is carried out by staff below the professorial level for whom realistic, secure career options are few and far between. This holds true in particular for researchers who face additional, systemic challenges, such as discrimination due to background or identity, illness and disability, or responsibilities as a parent or caregiver. Researchers have been raising awareness for their situation and lobbying for a change of the law since 2021 using the slogans and hashtags #IchBinHanna and #IchBinReyhan.
Unterzeichner*innen / Signatories
Assistant Professor Dr. phil. Dorothée Goetze, Geschichte, Mid Sweden University (MIUN)
Assistant Professor Dr. phil. Lena Oetzel, Geschichte, Paris Lodron Universität Salzburg
Associate Professor Dr. phil. habil. Jan Süselbeck, Deutschsprachige Kulturwissenschaft, Technisch-Naturwissenschaftliche Universität Norwegens (NTNU), Trondheim
Dr. Alan van Beek, Senior Scientist, Germanistik, Paris Lodron Universität Salzburg
Prof. Dr. phil. Philipp Krämer, Linguistik, Vrije Universiteit Brussel, Belgien
Assistant Professor Dr. med. Katja Herges, PhD, Medizin und Germanistik, Uniwersytet Wrocławski, Polen
Associate Professor Dr. phil Lukas R.A. Wilde, Medienwissenschaft, Technisch-Naturwissenschaftliche Universität Norwegens (NTNU), Trondheim
Visiting Assistant Professor Dr. phil. Annika Raapke, Geschichte, Uppsala Universitet
Associate Professor Dr. phil. Antonia Scholkmann, Hochschul- und Organisationsforschung, Universität Aalborg, Dänemark
Dr. Mona Krewel, Senior Lecturer (tenured), Victoria University of Wellington, Neuseeland
Prof. Dr. Tom Brökel, Regionale Innovationsforschung, Universität Stavanger, Norwegen.
Associate Professor Dr. phil. Asami Kobayashi, M.A., Faculty of Humanities, Dep. of Comprehensive History, Shujitsu University, Okayama, Japan
Dr. phil. Julia Gebke, Institut für die Erforschung des Habsburgermonarchie und des Balkanraumes, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Wien, Österreich
Dr. Sarah-Maria Schober, Oberassistentin, Geschichte, Universität Zürich, Schweiz
Dr.in Dagmar Fink, Literatur- und Kulturwissenschaftlerin, Wien
Associate Professor Dr. rer. Nat. Markus Luczak-Roesch, School of Information Management, Victoria University of Wellington, Neuseeland
DAAD Hannah Arendt Visiting Chair, PD Dr. Tobias Hof, Munk School of Global Affairs and Public Policy, University of Toronto, Canada
Dr. rer. nat. Eliana Nachman, VIB-KU Leuven Center for Brain & Disease Research, Belgien
Christine Lehnen, Department of English Literature, American Studies and Creative Writing, The University of Manchester
Prof. Dr. Norbert Götz, Institute of Contemporary History, Södertörn University, Sweden
Prof. Dr. Heiko Droste, Institute of Urban History, Stockholm University, Stockholm
Dr. Judith-Frederike Popp, Senior Post-Doc, Akademie der bildenden Künste Wien, Österreich
Prof. Dr. Ingolf Kühn, Geobotanik und Botanischer Garten, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Fellow der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee, Landschaft – WSL
Marabel Riesmeier, Department of History and Philosophy of Science, University of Cambridge, Great Britain
Vera Marstaller, Neuere und Neueste Geschichte, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Dr. Marcus Stiebing, Historisches Institut, Universität Stuttgart
Dr. Kathrin Zickermann, Centre for History, University of the Highlands and Islands, Scotland
Dr. Alexander Mildner, University Turku, Department of Biomedicine, BioCity, Turku, Finnland
Dr. Corinna Peil, Fachbereich Kommunikationswissenschaften, Paris Lodron Universität Salzburg
Ass.-Professor Dr. phil. Niels Grüne, Department of History and European Ethnology, Innsbruck University
Univ.-Prof. Dr. Sebastian Haumann, Fachbereich Geschichte, Paris Lodron Universität Salzburg
Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dr. Marion Näser-Lather, Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie – Fach Europäische Ethnologie, Universität Innsbruck
Extraordinary Professor, Dr. rer. pol., Henning Melber, University of Pretoria und University of the Free State, Bloemfontein, Südafrika
Associate Professor of Political Science Sebastian Elischer, University of Florida, Gainesville, Florida
Associate Professor Dr. habil. Carsten Jahnke, Saxo Insitute – Archeology, Ethnology, Greek & Latin, History, University of Copenhagen, Denmark
Professor Dr. Raingard Esser, Director of the Graduate School for the Humanities (GSH), Faculty of Arts, Department of History, University of Groningen, The Netherlands
Daniel Lucas, Department für Geistes-, Sozial-, und Staatswissenschaften, ETH Zürich, Schweiz
Ass.-Prof. Dr. phil. Friederike Gesing, Institut für Geographie und Raumforschung, Universität Graz
Dr. Anita Moser, Interuniversitäre Einrichtung Wissenschaft & Kunst, Paris Lodron Universität und Universität Mozarteum Salzburg
Gwendolin Lehnerer, MA, Interuniversitäre Einrichtung Wissenschaft & Kunst, Paris-Lodron Universität und Mozarteum Salzburg
Prof. Dr. Wiebke Kolbe, Department of History, Lund University, Sweden
Dr Cathleen Sarti, Departmental Lecturer and Tutor, University of Oxford, UK
Reinhard Nießner, MA, Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie, Universität Innsbruck
Prof. Dr. phil. Philipp Altmann, Departamento de Ciencias Sociales y Humanas, Universidad Central del Ecuador
Assistant Professor Wiebke Frey, Meteorology and Air Quality Group, Wageningen University and Research, Niederlande