Der Weg hat kein Ziel

Der Protagonist von Paul Nizons neuem Roman ist ein Streuner

Von Tanja ZobeleyRSS-Newsfeed neuer Artikel von Tanja Zobeley

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der Roman erzählt von einem, der sich dem Leben als "Normaler" entzogen hat und nun auf der Straße lebt. Nur seinen Hund hat er vom früheren Leben mitgenommen, und selbst den läßt er im Verlauf der Geschichte hinter sich. Er ist sehr konsequent, wenn es darum geht, irgendeiner Art von Bindung auszuweichen. Als er sich ein einziges Mal verliebt, kann auch das sein Prinzip nicht durchbrechen: er läuft wieder davon. Er kann und will keine Verantwortung übernehmen, das wichtigste ist, stets weggehen zu können und das auch zu tun. Wobei es primär keine Rolle spielt, wohin, denn: "Der Weg ist das Ziel".

Nizons Held ist ein rastloser Beobachter, und um dieser Tätigkeit nachzugehen hat er feste Orte und bestimmte Kandidaten. Was andere Menschen über ihn denken, scheint ihn nicht sonderlich zu beeindrucken, denn er hat sich dem Wertesystem der Gesellschaft längst entzogen und ist dadurch unantastbar.

Das Buch ist eine Collage aus Erinnerungen an Personen und Ereignissen aus der Vergangenheit des Protagonisten und den Beobachtungen, die er in der Gegenwart macht. Nizons Erzählen wirkt assoziativ und schwerelos, ohne nichtssagend zu sein. Mit verführerischer Leichtigkeit verleitet es zum Schmunzeln und zum Nachdenken. Ein Buch verführerischer Leichtigkeit, das Freude macht. Nur schade, daß der Held sich auch uns entwindet, weiterzieht und entschwindet.

Titelbild

Paul Nizon: Hund - Beichte am Mittag.
Suhrkamp Verlag, Frankfurt a. M. 1998.
148 Seiten, 0,00 EUR.
ISBN-10: 3518409972

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