Literatur hat mit Geschwindigkeit zu tun
Ein Gespräch mit Kathrin Röggla, der ersten Trägerin des Italo-Svevo-Preises
Von Charlotte Brombach und Ulrich Rüdenauer
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseFrage: "Ja, hört ihr mal alle her da unten in austria, felix oberquatsch austria, wir haben da den durchblick, da könnt ihr mit eurem vienna einpacken, das ist oberlangweilig dagegen, in berlin geht die post ab, und zwar doppelt oder so", heißt es in Ihrem Roman "Abrauschen". Sie kommen aus Wien, wohnen aber ansonsten in Berlin. Wo geht denn nun die Post ab?
Kathrin Röggla: So einfach ist das gar nicht zu sagen. In Wien ist zumindest der politische Feind im Moment sichtbarer als in Berlin. Und es kann sich eine Menge Widerstand organisieren, es ist sehr einfach, eine Allianz der Empörung zu bilden. Im Umfeld dieses Widerstands passiert eine Menge. Was die "Post" ist, die - wo auch immer - abgehen soll, bleibt natürlich die Frage. Meiner Ansicht nach hat sich das sehr verändert. Dieser Spruch kommt ja aus "Abrauschen", einem Buch, das ich 1995 geschrieben und 1997 veröffentlicht habe. Damals war die Situation noch ziemlich anders. Ich habe den Eindruck, dass in Berlin in den letzten zehn Jahren sukzessive eine Einbetonierung der Stadt und der dort vorhandenen Möglichkeiten stattgefunden hat. Das betrifft die Konstruktion von Berlin als Hauptstadt und als europäische Geschäftsmetropole. Man kann dies an der Architektur ablesen, man kann es aber auch an sozialen Verteilungen beobachten. Die ganzen Nischen im Bereich der Kunst oder Subkultur sind immer weiter zurückgedrängt worden.
Frage: Ist der Cyberspace dann eine Art Ausweichort?
Röggla: Es gibt schon Möglichkeiten, die durch das Internet neu entstehen bzw. entstanden sind. Doch der Schluss, Cyberspace sei reiner Cyberspace und habe nichts mit dem Realräumlichen zu tun, ist Unsinn. Zum Beispiel kann es schon sein, dass sich Dinge im Netz entwickeln. Damit sie aber weiter bestehen können, ist es wichtig, dass sich die Leute - ob Schriftsteller oder Künstler - treffen. Es gibt zig Medienfestivals, wo sie sich dauernd begegnen, auch weltweit. Man kennt sich.
Frage: Sie haben selbst in "Pool" geschrieben.
Röggla: Ich habe dort in genau sieben Tagen mit Lothar Späth zusammen die Welt erschaffen. Was ich da gemacht habe, hat sehr wenig mit meiner Literatur zu tun. Ich habe nicht Texte von mir reingestellt, sondern ausschließlich mit Zitaten gearbeitet. Mit der dort herrschenden Selbstinszenierung und den ins Netz gestellten Tagebucheintragungen habe ich Probleme. Das hat meistens etwas Schnöseliges. Dabei handelt es sich um so ein Glamour-Ding. Man versucht, sich selbst als Autor, als Popstar, als Persönlichkeit zu entwerfen und eine Medienfigur zu werden. Was natürlich heute immer auch mit reinspielt: Es existiert ja kein Raum, der frei davon ist, aber manchmal möchte ich halt schon, dass es um was geht, beispielsweise um Literatur.
Frage: Sie würden also zwischen Texten unterscheiden, die Sie ins Internet stellen, und solchen, die Sie in Buchform veröffentlichen?
Röggla: Für mich ist das Internet nicht nur ein Raum. Und dann gibt es unterschiedliche Formen, mit dem Digitalen umzugehen. Eine Möglichkeit war eben, den Hypertext "Nach Mitte" zu machen. Wiederholen würde ich das allerdings nicht wollen. Das Netz ist kein Ort für Literatur. Am ehesten taugt es wohl noch für das, was beispielsweise Rainald Goetz mit "Abfall für alle" gemacht hat, oder möglicherweise als ein internes Verständigungsmedium. Allerdings glaube ich nicht, dass es als Ort für Öffentlichkeit wirklich funktioniert. Mit dem Hypertext habe ich die Erfahrung gemacht, dass niemand das liest. Das Internet ist eben nicht der Ort, wo man wirklich liest und nachdenkt. Das Medium erfordert einen schnelleren Umgang. Und es ist auch ein Medium, das schon so ziemlich kommerzialisiert und trivialisiert ist. Internet, das ist der Ort der Domains geworden, und Kunst dient dazu, ihn aufzuwerten, man könnte sagen: Gentrification im Netz. Es ist schwierig, da noch etwas Interessantes zu machen. Es würde mich reizen, einen völlig anderen Umgang damit zu suchen, einen spielerischen oder medienaktivistischen, der das Kunstmäßige nicht so herausstellt. Was ich eine Zeit lang interessant fand, waren Internet-Radio-Geschichten. Zunächst mal kann man unabhängig von Sendern arbeiten, also das starre Prinzip Sender-Empfänger so brechtisch umkrempeln. Doch es funktioniert auch ganz anders als Radio, weil es sehr viel mit Netzkunst zu tun hat und also an Bildende-Kunst-Kontexte angekoppelt ist.
Frage: Ihre Texte gehen weniger von Figuren als vielmehr von Räumen aus. Durch diese kommen Ihre Geschichten in Gang.
Röggla: Es braucht diese realräumliche Anbindung, sonst ist es nicht wirklich existent. Raum und Raumwahrnehmung ist ein wahnsinnig weites Thema. Ich glaube, dass der Raumbegriff sich im Zeichen von Globalisierung und Cyberspace schon sehr stark verändert hat. Man spricht da von der Entkopplung des Raums. Aber im Grunde beinhalten die Vorstellungen vom Cyberspace oftmals eine emphatische Raumbestätigung. Oder umgekehrt: In politischen Kämpfen zeigt es sich, dass diese von konkreten Orten ausgehen oder an konkreten Orten, in konkreten Situationen stattfinden. Die Leute fahren nach Seattle oder nach Washington, um ihren Protest zu zeigen.
Frage: Und die Räume wirken dann zurück auf die Sprache?
Röggla In "Irres Wetter" habe ich den Raum sehr komplex aufgefasst, als reale Situation - und die Situation ist überhaupt ein guter Begriff, man denke nur an den Situationismus. Es geht bei der Situation immer um ein Bündel an sozialen Beziehungen, an Sprechweisen, an Architektur, an politischer Situation, Geschwindigkeiten. Ein Ort ist nicht einfach nur der leere Raum, die Architektur, sondern all das, was dort stattfindet. Und dazu kommt natürlich das, was im Buch als Gegenmodell funktioniert: rhetorische Topoi oder die Topologie des Sprechens, also Räumlichkeit in einem übertragenen Sinn. Diskursschichten kann man ja durchaus auch räumlich verstehen. Sprachliche Orte sozusagen.
Frage: Sie zeigen verschiedene Diskurse und ihre Phrasenhaftigkeit.
Röggla: Es geht natürlich noch einen Schritt weiter. Ich mache da keine 1:1-Übertragung. Es ist eine Art Verdichtungsarbeit. Situationen sind nicht neutral aufzufassen; man blickt darauf von einer gewissen Richtung her.
Frage: Und hat auch eine gewisse Absicht?
Röggla: Ja klar. Es gibt keine neutrale Situation, es gibt keinen neutralen Blick, das ist ja ein alter Hut. Mir ging es darum, einer gewissen Inszenierung der Stadt Berlin und vieler anderer Städte in Europa etwas entgegenzusetzen: die Perspektive einer anderen Stadtwandlung, die nicht auf Events setzt, nicht auf Zentralisierung, nicht auf New Business und auf Neue Mitte. Was gerade stattfindet, hat ja etwas sehr Ideologisches. Schaut man genau hin, merkt man, dass im Stadtteil Mitte 50 Prozent der Leute weggezogen sind, weil sie sich die Mieten nicht länger leisten können. Das sind Rentner und Rentnerinnen und sozial Schwächere. Im Prenzlauer Berg geschieht genau dasselbe, da soll es sich sogar um 60 Prozent handeln. Und dann fragt man sich, wer denn am Potsdamer Platz gebaut hat? Daimler Benz und Sony zum Beispiel, Konzerne, die billig an die Gelände gekommen sein sollen und am Ende noch subventioniert werden, aus den berühmten Standortgründen. Die Industrie wird ja ständig alimentiert, nur davon spricht man nicht. Man spricht eher von den faulen Arbeitslosen, die dem Staat auf der Tasche liegen. Und die wohnen in Berlin in Stadtteilen wie Neukölln, wo ich jahrelang lebte, die in der Öffentlichkeit negativ besetzt werden. Da sollen ja lauter Gangs rumlaufen, und die türkische Überfremdung soll überhand nehmen. So findet eben eine Stigmatisierung von Vierteln statt, die zwar sehr wohl mit Arbeitslosigkeit zu kämpfen haben, aber die Frage, wer für die soziale Situation und die Arbeitslosigkeit verantwortlich ist und wie damit gesellschaftlich umgegangen werden kann, wird nicht gestellt. Zur Ideologie der Neuen Mitte gehört eben auch, dass das Problem auf den einzelnen Arbeitslosen abgewälzt wird: Der ist an seiner Misere selber schuld. Dieses Klima ist sehr spürbar und sehr absurd. In meinen Texten erscheinen diese Themen natürlich nicht ungefiltert. Die sozialen Veränderungen sind für mich eine Motivation, auf eine gewisse Weise auf die Stadt zu schauen und über sie zu schreiben.
Frage: Und die Geschwindigkeit der Veränderungen findet sich in Ihren Texten wieder.
Röggla: Zunächst denke ich mal, dass Literatur grundsätzlich etwas mit Geschwindigkeit zu tun hat. Texte sind rhythmische Gebilde und haben ihre Zeit. Unsere Lebenswahrnehmung ist geprägt von ganz unterschiedlichen Geschwindigkeiten und konkurrierenden Zeitmustern. Industrielle, technische, mediale, aufgezwungene und erwünschte Zeitmuster. Das erleben wir alle, zum Beispiel wenn wir in einem Kino arbeiten, die Zeit absitzen müssen und das als Verlangsamung empfinden und dann auf die Straße rausgehen und durch die plötzlich einstürzenden Eindrücke dies als Beschleunigung erleben. Es sind also solche Alltagserfahrungen, die unser Zeitgefühl bestimmen. Moderne Literatur hat immer mit verschiedenen Tempi gespielt. Das ist kein Phänomen der 90er. Diese Techniken, die mich immer schon sehr fasziniert haben, kann man bereits bei der historischen Avantgarde finden. Dabei wird nicht unbedingt von einem souveränen Bewusstsein ausgegangen, sondern von einem, das diesen Erfahrungen unterschiedlicher Geschwindigkeiten ausgesetzt ist. Bei Jean Paul findet man ebenfalls dieses Spiel mit Geschwindigkeiten. Auch er verwendet bereits Techniken, die sehr modern wirken und genauso gut aus dem 20. oder 21. Jahrhundert stammen könnten. Wenn heute von neuem Erzählen gesprochen wird, erhoffen sich Agenten, Verlage und Kritiker ja gerade, dass solche Wechsel nicht vorkommen, dass alles ästhetisch gesehen einigermaßen bruchlos abgeht. Eine ästhetisch glatte, heile Welt. Denn Tempowechsel können ja anstrengend sein, und anstrengend soll die Literatur des neuen Erzählens nicht sein, im Gegenteil. Man will ja erholsame Literatur, die eher von einem Geschwindigkeitsklischee bestimmt ist.
Frage: Es scheint nicht nur ein Geschwindigkeitsklischee in vielen zeitgenössischen Texten zu geben, sondern auch ein Gegenwartsklischee. Es genügt dann zum Beispiel nachzuerzählen, wie es letzte Woche in der Disko war.
Röggla: Mir ist es unverständlich, wie man schreiben kann: Ich war letzte Woche in der Disko, und es war so geil. Überhaupt dieses rein inhaltliche Verständnis von Pop. Vielleicht bin ich da von den 80er Jahren geprägt. Für mich gibt es immer noch eine Reibung zwischen Bewusstsein, Sprache und Medien. Ich weiß nicht, was mich an einer scheinbar reinen Nacherzählung der Gegenwart interessieren könnte. Da wird so getan, als ob Bewusstsein und Erfahrung eine homogene Sache seien, also da habe ich häufig das Gefühl von Verlogenheit - ästhetischer Verlogenheit, um mal von einer moralischen Seite zu kommen. Wenn Texte auf Grund ihrer politischen Bedingtheit eine Erfahrung mitteilen und dafür eine einfache Sprache zu finden versuchen, die nicht weiter reflektiert wird, würde ich es vielleicht noch eher akzeptieren, aber wenn ich diese Lifestyle-Geschichten sehe, weiß ich nicht, was das eigentlich soll.
Frage: Und warum schreibt Kathrin Röggla? Gab es einen Moment, an dem Sie sich dafür entschieden haben, dass die Sprache Ihr Medium ist?
Röggla: Ich habe eigentlich mit dem Theater angefangen. Vielleicht habe ich deshalb diese aktivistische Haltung. Ich habe da sowohl gespielt als auch Texte verfasst beziehungsweise mitverfasst. Die Sprache war dementsprechend schon sehr früh als Mittel und Möglichkeit da. Mit 17 bin ich in eine Literaturwerkstatt in Salzburg gegangen. Es gibt da das Toi-haus, ein Off-Szene-Theater. Man hat sich dort einmal die Woche getroffen, anonym Texte verteilt und anschließend darüber diskutiert. Das habe ich ein Jahr lang intensiv gemacht, eine wichtige Schule. Ich habe dort auch Leute kennen gelernt, die eine Literaturzeitschrift herausgegeben haben, in deren Redaktion ich dann mitgearbeitet habe. Und irgendwann gab es auch diesen Abend mit Ludwig Hartinger, einem Salzburger Lektor, der mir zugesetzt hat: "Was willst Du denn eigentlich? Studierst jetzt oder schreibst?"
Frage: Und am nächsten Tag sind Sie von der Uni abgegangen?
Röggla: Ich habe die Uni weitergemacht, eine wissenschaftliche Auseinandersetzung ist für mich immer wieder eine spannende Sache.
Frage: Ändert sich das eigene Schreiben, wenn man sich als Literaturwissenschaftlerin mit Texten beschäftigt?
Röggla: Ja, ich denke schon. Theorie ist notwendig, um ein bisschen Abstand zu den Dingen zu bekommen und Phänomene anders zu begreifen. Aber ich lese nebenbei auch andere theoretische Texte und schreibe meine Bücher nicht einfach aus eine persönlichen Erfahrung heraus. Bei "Irres Wetter" war das beispielsweise Literatur zum Thema Urbanismus-Kritik.
Frage: Welche anderen Schriftsteller sind für Sie wichtig?
Röggla: Das ändert sich von Buch zu Buch. Bei "Irres Wetter" war es ganz klar Hubert Fichte. Das ist besonders im Hinblick auf die Raum- und Ortsfrage sehr interessant, da Fichte nicht nur in seinen Reportagen ebenfalls sehr stark von Orten ausgegangen ist. Aber auch jemand wie Elfriede Jelinek oder Arno Schmidt sind für mich von großer Bedeutung. Witold Gombrowicz war für "Abrauschen" eine Anregung. Es gibt bei jedem Buch literarische Paten und Patinnen, aber auch Autoren, die immer wieder auftauchen wie Alexander Kluge, den ich sehr schätze.
Frage: Hier sind einige Charakterisierungen Ihrer Texte, die in der Kritik aufgetaucht sind: "unverstellt autobiographischer Gestus", "supernervöse Prosa" und "kalter Blick". Was halten Sie davon?
Röggla: "Unverstellt autobiographischer Gestus" - das ist schon heftig. Jede Schriftstellerin hat mit solchen Zuschreibungen zu kämpfen, eine tückische Sache: Autorinnen wird ja immer wieder unterstellt, sie könnten nur über sich schreiben. "Supernervös" - damit kann ich schon eher etwas anfangen. Aber ich weiß auch nicht, was es taugt, Nervositätsgrade als Kriterium für Literatur anzugeben.
Frage: "Kalter Blick"?
Röggla: Ah, schön! Aber ich weiß nicht... Der Begriff funktioniert schon mal rein technisch nicht, weil mein Schreiben viel mit Satire und einem ironischen Gestus zu tun hat. Und ein ironischer Gestus ist niemals ein kalter Blick. Das kann ich also ganz technisch abbügeln. Trotzdem gefällt's mir irgendwie... Das hätte ich manchmal schon gerne, so einen Medusenblick...
Frage: Sind Sie mit der Rolle, die Sie im Literaturbetrieb spielen, zufrieden? Das Etikett "Fräuleinwunder" ist Ihnen ja erspart geblieben.
Röggla: Also dieser frauenfeindliche Begriff des "Fräuleinwunders", und was man heute überhaupt unter einem Schriftsteller versteht, das irritiert mich beides doch sehr. Gemeint ist damit jemand, der Zeitgeist als Ware feilbietet oder ganz subjektivistisch auftritt, aber nicht jemand, der ästhetisch oder politisch agieren möchte. Deshalb bin ich momentan ganz glücklich, auch andere Bereiche zu haben, in denen ich Dinge ausprobieren kann. Nur immer den Überblick zu haben, wie man in welchem Kontext funktioniert, was eigentlich mit einem in der Öffentlichkeit passiert, scheint mir manchmal äußert schwierig, wenn nicht unmöglich.
Frage: Wie wichtig ist Ihnen die Zusammenarbeit mit anderen Künstlern, etwa Musikern?
Röggla: Ich finde es spannend, so eine Gegenmusikalität zu haben. Mit Franz Tröger habe ich im letzten Jahr mehrere Auftritte gemacht. Er hat ein ganz eigenartiges Instrument erfunden, ein Zungenschlaginstrument, das mit Computerlochstreifen funktioniert. Ich fand die Ungleichzeitigkeit daran sehr schön. Prinzipiell hat so eine Zusammenarbeit auch etwas Heikles: Man muss unbedingt eine Gleichberechtigung herstellen, also weder soll die Musik etwas Dekoratives bekommen noch alles zukleistern. Es soll etwas Dialogisches sein. Was mir an einem gemeinsamen Auftritt mit einem Musiker gefällt, ist, dass der Auftritt mehr einen theatralischen Charakter bekommt. Ich finde reine Lesungen sind eine komische Sache, eigenartige Inszenierungen von Authentizität. Mich interessiert es dagegen, mit unterschiedlichen Formen zu spielen, die Möglichkeit zu haben, mit anderen zusammen etwas auszuprobieren. So auch beispielsweise mit dem Medium Radio zu spielen, was in einem Kollektiv auch mehr Sinn macht. Ich mag mich jedenfalls nicht in einer Position ausruhen, das interessiert mich nicht. Andererseits macht es schon Spaß, einfach Texte für Zeitschriften oder für ein Buch zu schreiben.
Frage: Gibt es denn schon Pläne für ein neues Buch?
Röggla: Ich sitze gerade dran. Ich habe mich in der letzten Zeit intensiv mit dem Arbeitsbegriff beschäftigt. Ich gehe von Arbeitssituationen aus beziehungsweise von Arbeitslosigkeitssituationen. Auch der Medienbetrieb wird eine gewisse Rolle spielen, einerseits dieser Druck, der durch die Konzentration von Unternehmen - auch bei Verlagen - entsteht, und andererseits das Outsourcing, so dass Leute immer mehr in flexiblen Positionen gehalten werden und einen ständigen Kampf austragen müssen. Ich werde zwar stärker von den Figuren ausgehen, trotzdem verfolge ich die Frage, wie gesellschaftliche Verhältnisse Strukturen bilden, aus denen der Einzelne schwer heraus kann, wie diese Strukturen formal sichtbarer werden können, wie sie ihrerseits eine formale Kraft haben, zum Beispiel über die Sprache der Medien und ihre Formate; wie dieses Interview eines ist.
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