Friedhelm Rathjen über Arno Schmidts Erzählung „Die Wasserstraße“

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die ländlichen Erzählungen, die Arno Schmidt in der ersten Hälfte der 1960er Jahre schrieb und im Band Kühe in Halbtrauer veröffentlichte, sind weit mehr als Handübungen für die sich anschließende Arbeit am Großwerk Zettel’s Traum, dessen Techniken sie vorwegnehmen. Viele Leser schätzen diese kompakten, aber vielfach rätselhaften Erzählungen als geheimen Höhepunkt der Erzählkunst Arno Schmidts. Hier eignet er sich erstmals Elemente der Sprachkunst des späten James Joyce an und unterfüttert sie mit Modellen der Psychoanalyse Sigmund Freuds; hinzu kommen untergründige Strukturierungsweisen, die Schmidt dem von ihm als „Kirchenvater aller modernen Literatur“ ausgemachten Lewis Carroll abschaut. Zu welcher sprachlich-literarischen Virtuosität Schmidt durch diese Impulse gelangt, zeigt sich beispielhaft an der Erzählung Die Wasserstraße, einem Gang zu den Quellen nicht nur auf der Handlungsebene, sondern auch im Gewebe der Textur. In zwei Studien führt Friedhelm Rathjen vor, welche Einsichten ins Innenleben des Textes sich aus der Verfolgung nur scheinbar isolierter Zitatsplitter (hier speziell aus der englischsprachigen Literatur) ergeben.

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Titelbild

Friedhelm Rathjen: Blake Borrow O‘Brien. Zwei Quellenstudien zu Arno Schmidts Erzählung „Die Wasserstraße“.
Edition ReJOYCE, Südwesthörn 2018.
120 Seiten, 10,00 EUR.
ISBN-13: 9783947261062

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