Weit mehr als Honig allein

Julia Burkhardt präsentiert in einer umfangreichen Edition das „Bonum universale de apibus“ des Dominikaners Thomas von Cantimpré

Von Jörg FüllgrabeRSS-Newsfeed neuer Artikel von Jörg Füllgrabe

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

More than Honey ist eine weit beachtete Dokumentation über Bienen und ihre Bedeutung für die Landwirtschaft, Welternährung und damit grundsätzlich die Ökologie unseres Planeten. Diese Perspektive ist eine relevante, aber nicht die einzige, denn auf die eine oder andere Weise sind Bienen in der menschlichen Wahrnehmung allgegenwärtig. In der Grundschule des Rezensenten beispielsweise wurde eine besonders gute Leistung und vor allem der investierte Fleiß von der Klassenlehrerin mit einem kleinen Bienenbildchen belohnt. Spätestens Biene Maja macht deutlich, welch emotional positiv überprägte Assoziationen und Emotionen Bienen auch heute noch hervorrufen – ungeachtet der Tatsache, dass die Bienen aufgrund ihrer abdominalen Ringelung eher wie Wespen ausschauen und die neueren, in Pseudo-3-D gestalteten Folgen gelinde gesagt gewöhnungsbedürftig sind. Sogar ein Verein der 1. Bundesliga hat die Biene zum Wappentier erkoren, deren Eigenschaften allerdings von seinem Kader in jüngerer Vergangenheit nur bedingt abgerufen worden sind. Vielleicht hülfe auch eine Anleihe an die Bluestradition: Der Slim-Harpo-Song I’m a King Bee ist zwar biologischer Nonsens, aber für den Künstler, der eigentlich James Isaac Moore hieß, relativ erfolgreich und wurde unter anderem sogar von den Rolling Stones auf deren erster LP gecovert.

Natürlich war die Biene weit vor Delta-Blues, der Bundesliga, der Einrichtung von Grundschulen oder gar auf Kinderbuchklassikern beruhenden japanischen Fernsehserien Thema kultureller Projektion und Tradition. Abgesehen von ihrem (Aus-)Nutzen wurde die Biene als Sinnbild für Fleiß, Zielgerichtetheit und in bestimmter Hinsicht auch Selbstlosigkeit gesehen. Ihren Verwandten, den – zumindest ökologisch unterschätzten – Hummeln wurde sie in Volksmärchen oft genug als leuchtendes Beispiel gegenübergestellt, auch wenn das russische Märchen Wie die Hummelbrummel um die Biene freite womöglich weit mehr Obertöne eines carpe diem in sich trägt als nur den vordergründigen Aufruf zum Fleißigsein. Im deutschen Sprachraum taucht die Biene erstmals im althochdeutschen Lorscher Bienensegen auf und ‚fliegt‘ dann weiter immer wieder in kürzeren oder längeren Strecken durch die Literatur(geschichte). Das ist auch für andere europäische Literaturen in ähnlicher Form der Fall. Die Spuren der ‚Bienenliteratur‘ reichen freilich bis in die Antike zurück, auf deren Vorstellungen zumindest die mittelalterlichen Adaptionen direkt basieren.

Im weiteren Sinne ruht auch das von Julia Burkhardt untersuchte und edierte Bienenbuch Thomas’ von Cantimpré – eine überarbeitete, zweibändige Version ihrer Habilitationsschrift – auf diesen altehrwürdigen Fundamenten. In dieser Tradition tritt sowohl der naturwissenschaftliche Aspekt, also das Beobachten des Verhaltens dieser staatenbildenden Insekten, als auch das Transponieren in den Kontext menschlicher Gesellschaften auf. Es ist also immer etwas Vieldeutiges, das Menschen und Insekten miteinander verbindet, was die Menschen wiederum über die Jahrhunderte an diesen Tieren fasziniert hat. Dass sich dabei gleichwohl andere Perspektiven auftun, als das in der klassischen Fabelliteratur der Fall ist, kann kaum verwundern; die einzelne Biene lädt etwa kaum zur Interpretation oder gar Identifikation ein, wie dies beispielsweise für Hasen gilt. Eine Einzelbiene ist zweifellos arbeitsam, wirkt aber nur im Kollektiv. Damit sind ‚die Bienen‘ sowohl biologisch-ökologisch von Bedeutung, als Lieferantinnen von Nahrung, aber eben auch als Interpretationsobjekt und Projektionsfläche für Gesellschaftsentwürfe.

Den Weg zur Biene an sich, also ihrer biologischen (Be-)Deutung, aber auch gesellschaftlichen Modellfunktion führt Julia Burkhardt über Thomas von Cantimpré, dessen umfassendes Werk nahezu jeden Aspekt jenes Komplexes umfasst, der auch heute noch von Relevanz ist. Zwar stehen mittlerweile die ökologischen Aspekte im Vordergrund, denn es geht um weit mehr als Honig, aber auch anderes kommt durchaus zum Tragen. Wie aus dem gegenwärtigen Diskurs ebenso wie der Einleitung der Publikation abzuleiten ist: Bienen sind allgegenwärtig. Sei es durch die zurückgehenden Erträge von Obst ohne die ‚Fleißarbeit‘ der Bienen oder durch den Modebegriff der ‚Schwarmintelligenz‘.

Im einleitenden Kapitel des ersten Bandes stellt Julia Burkhardt Thomas von Cantimpré als „Hagiograph, Naturkundler und Geschichtensammler“ vor, der nicht nur im Zeitgenössischen verharrte, sondern künftige Perspektiven zumindest anklingen ließ. Und so nimmt es eigentlich nicht wunder, dass das Bonum universale de apibus einerseits als ein Produkt seiner (Entstehungs-)Zeit angesehen werden kann, ja muss, andererseits aber auch hochaktuell anmutet. Und dies, obwohl der Verfasser als Mensch des 13. Jahrhunderts bei Weitem nicht den Kenntnisstand unserer Zeit hatte – geschweige denn die Möglichkeit, sich mit anderen Forschenden zu vernetzen. Thomas von Cantimpré war nach Ausweis seiner Schriften durchaus auch ‚rein‘ naturkundlich interessiert, im Bonum universale de apibus waren allerdings andere Aspekte von größerer Bedeutung. In seinem lateinischen Bienenbuch versuchte er – unter verhaltenskundlicher Beobachtung der Bienen als Referenz –, die Hierarchien, Vorzüge und Abseitigkeiten des menschlichen sozialen Miteinanders zu deuten und einem Wertesystem anzupassen. Sein Ziel war, dieses durch unterhaltsame Anekdoten aus der mittelalterlichen Lebenswelt angereicherte Werk gewissermaßen als ‚Handreichung‘ für die Arbeit des Dominikanerordens zu etablieren.

Neben dem Bienenbuch lassen sich zumindest ein naturkundliches Werk und fünf, in vielfachen und zeitlich weit über das Leben des Mönchs hinausreichenden Abschriften verbreitete Hagiographien nachweisen. Und so scheint Thomas zumindest für seine Zeit geradezu ein ‚Vielschreiber‘ gewesen zu sein. Umgekehrt proportional hierzu ist allerdings der Umfang biografischer Daten, die keineswegs üppig vorliegen und überdies oft auch noch widersprüchlich sind. Immerhin ist eine bildliche Darstellung Thomas’ in der Anfang des 17. Jahrhunderts von François-Hyazinthe Coquet verfassten Geschichte des Dominkaner-Ordens in Belgien überliefert, der Thomas, bischöflich gewandet und mit einem Heiligenschein gekrönt, betend vor einem Marienaltar zeigt. Dies wäre dann freilich bereits ein Bild aus den späteren Jahren seines Lebens, dessen genauere Daten oft genug fehlen.

Fest steht aber, dass er 1217 als Domherr in den Augustinerkonvent im brabantischen Cantimpré eintrat, offenbar auf Initiative seines Vaters, der auf einer Pilgerfahrt erfahren hatte, dass er seine eigenen Sünden nur dadurch effektiv büßen könne, wenn er seinen Sohn quasi der Kirche ‚schenkte‘. Allerdings war sein Verbleib in der augustinischen Ordensgemeinschaft nicht von Dauer: Um 1230 ist er nicht nur in Leuven belegt, sondern überdies Angehöriger des ‚Predigerordens‘, also der Dominikaner. In dieser Zeit vertiefte er die bereits angefangenen Studien und erweiterte seinen geistigen Horizont unter anderem durch Reisen und Studienaufenthalte in Paris und Köln. Dort schloss er sich Albertus Magnus an, den er später in seinem Bonum universale de apibus immer wieder auch als Gewährsmann und Korrespondenzpartner anführt. Von Köln aus scheint er zudem Streifzüge durch die Dominikanerprovinz Teutonia unternommen zu haben, deren Eindrücke sich teilweise in Episoden des Bienenbuchs niedergeschlagen haben. Nach seiner Rückkehr wirkte er im heimischen Konvent als Subprior sowie in der unmittelbaren Nachbarschaft als Prediger und Seelsorger sowohl für seine Mitbrüder als auch für Laien; um 1270 schließlich verstarb er und wurde mutmaßlich in seiner Konventskirche in Leuwen beigesetzt, auch wenn kein Grabmal bekannt ist.

Zum eigentlichen Werk führt dann der zweite Abschnitt hin, der sich neben einer allgemeinen Hinleitung insbesondere mit den Aspekten der narrativen Funktionalität, der Bienenallegorie und Gemeinschaftsentwürfen des Bonum universale de apibus befasst. Hier werden zunächst Traditionslinien der Exempelsammlungen und ihre Verankerung in der Antike sowie die Verbreitung solcher Schriften im Hochmittelalter und hier natürlich explizit kirchlicher Texte diskutiert. Im Folgenden erläutert die Autorin unter Rückgriff auf antike Vorlagen, aber explizit auch Johannes von Salisbury, Giolbert de Tournai und unter dem anschaulichen Zwischentitel „Das große Krabbeln?“ die Ideen von Bienen und Ameisen als Sinnbilder vollkommener Gemeinschaften. Dies führt zu einer näheren Vorstellung des Bonum universale de apibus, wobei über die Punkte der Vorbilder, Herleitungen, Widmungen und Autorenintentionen schließlich die „Bienen als Leitmotiv“ des Werks vor- und die Hierarchie als gesellschaftliches Grundprinzip dargestellt werden. Der Abschnitt wird mit der Frage weitergeführt, ob beziehungsweise inwieweit Thomas als „[e]in ‚Bruder Grimm‘ des 13. Jahrhunderts“ anzusehen sei, und schließt mit dem Blick auf „gesellschaftliche Gruppen und regionale Lebenswelten“ in Brabant ab.

Es folgt der Komplex von Rezeption und Adaption, und hier zeigt sich, welchen ungeheuren Aufwand die Autorin betrieben hat. Dem allgemein einführenden Teil, in dem Texte und Handschriften als Medien der Kommunikation und des Diskurses dargelegt sind, folgt ein knapper Überblick über Provenienz, Sprache und Datierung der handschriftlichen Überlieferungen des Bonum universale de apibus. Hierzu passt der darauf folgende Abschnitt, der sich zunächst mit Erstellung und Verbreitung der jeweiligen Abschriften beschäftigt und dabei auch modern anmutende Aspekte wie Layout und Benutzungsfreundlichkeit umfasst.

In diesem Zusammenhang geht Burkhardt auch Fragen zur „Arbeit am Text“ nach, in denen Ordnungsschemata und Kommentierungen diskutiert werden. Zwei – auch durch Abbildungen belegte – Beispiele werden besonders herausgestellt: Da ist zum einen die Bitte um Nachsicht des Schreibers der in Wien aufbewahrten Ausgabe, der behauptet, er sei „der Orthographie unkundig“. Dieser Demutsgeste gegenübergestellt ist der selbstbewusste Hinweis des Johannes Serrator, der in seiner 1475 für das Benediktinerkloster Schönau angefertigten Abschrift gleich zweimal in klassisch-antikem Duktus stolz auf seine Arbeit verweist. Dies blieb jedoch nicht unwidersprochen. Direkt in das Pergament gekratzt und daher auch in der beigefügten farbigen Abbildung nur schwer erkennbar, findet sich ein spöttischer Kommentar, der den Nachnamen ‚Serrator‘ lieber in ‚Narrator‘ aufgelöst sehen will – wobei hier der eigentlich wertneutrale ‚Erzähler‘ eher als ‚Schwätzer‘ aufzulösen wäre. Mit dieser irritierenden Information wird bereits der kommende Unterabschnitt eingeleitet.

Denn wenngleich derlei marginale Informationen einerseits die Zeit des intellektuellen Spätmittelalters mit überraschenden Aspekten anreichern und damit die vorliegende Publikation lebendig(er) machen: Noch interessanter als derlei Details ist die Rezeptions- und Adaptionsgeschichte des Bienenbuchs in Mittelalter und Früher Neuzeit. Dabei werden nicht nur die Komplettausgaben des Bienenbuchs angeführt, sondern auch Exzerpte sowie die offenbar gar nicht so selten erfolgte ‚interpretierende Aneignung‘ des Inhaltes, die in eigenständige und veränderte Kontexte gestellt einen Nachweis dafür liefern, in welchem Umfang das Werk nicht nur präsent, sondern im breiteren Sinne vorbildhaft gewesen sein muss. Dabei gelingt es der Autorin, immer wieder interessante Details vorzustellen. So wird etwa der böhmische Reformator Jan Hus angeführt, der im Januar 1411, also vier Jahre vor seiner Hinrichtung im Kontext des Konstanzer Konzils, im Rahmen der jährlich an der Prager Universität stattfindenden ‚Quodlibet-Disputation‘ das Bienenbuch nicht nur als Textquelle erwähnte, um seine Gelehrsamkeit zu unterstreichen, sondern die im Rahmen dieses Werkes getroffenen Aussagen in seine eigene Argumentation einbezog. Und auch der Umstand, dass der Prager Erzbischof Ernst von Padubitz bereits um die Mitte des 14. Jahrhunderts dem Bienenbuch Anregungen für seine Gebetesammlung entnahm, macht die Adaptionsvielfalt deutlich, durch die das Werk des Thomas von Cantimpré weiterlebte.

Diese umfangreiche Wirkung und Nachwirkung, belegt durch eine Vielzahl von Abschriften des Buches, mag verdeutlichen, warum es bislang nur wenige moderne Annäherungen an das Werk gegeben hat. Dies wird im vierten Großabschnitt des ersten Bandes – „Die Edition. Konzept und Richtlinien“ – verdeutlicht. Beginnend mit dem Hinweis auf den Archivar Élie Berger, der im Jahre 1895 an der Pariser Universität seine Dissertation über das Bonum uniuversale de apibus einreichte, angesichts des Überlieferungsumfangs hinsichtlich einer Textausgabe jedoch kapitulierte, bis hin zum mittlerweile eingestellten Editionsprojekt Nadia Pollinis werden die entsprechenden Versuche einer Edition in jüngerer und jüngster Vergangenheit zumindest erwähnt.

Dass es zumindest ansatzweise erfolgreiche Unternehmungen gegeben hat, die dann freilich nicht den heutzutage angelegten wissenschaftlichen Standards zu entsprechen vermögen, wird in einem kurzen Verweis auf frühneuzeitliche Druckausgaben und editorische Vorarbeiten zu Anfang des 19. Jahrhunderts erwähnt. Unter diesen Voraussetzungen nimmt es nicht wunder, dass Julia Burkhardt sich bei der Erarbeitung ihres Editionskonzeptes auf eine „Suche nach dem roten Faden“ begeben musste. Diesen hat sie, so viel kann an dieser Stelle bereits festgehalten werden, gefunden und den Weg zum Ziel detailliert beschrieben und dokumentiert. Neben dieser grundlegenden Hinleitung werden die Rahmenbedingungen und Einzelschritte des Editionsprojektes ebenso beschrieben, wie dies auch für die herangezogenen, das heißt der Edition zugrunde liegenden Handschriften der Fall ist.

Dem umfangreichen Anhang des ersten Bandes sind nochmals Detailinformationen zu diesen Handschriften, dezidierte, großteils diagrammatisch dargestellte Informationen zu relevanten Textstellen sowie über eine umfangreiche tabellarische Erschließung verdeutlichte und verdichtete Hinweise zu lateinisch- wie volkssprachlichen Adaptionen des Bienenbuchs zu entnehmen. Ein Verzeichnis relevanter Bibelstellen sowie ein Kapitel wie Unterkapitel umfassendes Inhaltverzeichnis von Thomas’ Werk runden diesen Anhang ab, der überdies anhand einer Karte die Lebenswege des Autors visualisiert. Eine umfangreiche Bibliographie, ein Abbildungsverzeichnis sowie ein hilfreiches Namens- und Ortsregister beschließen den ersten Band.

Der zweite Band – wenngleich noch wesentlich umfangreicher – muss an dieser Stelle nicht en détail besprochen werden. Allenfalls mag die Untertitelung „Edition, Übersetzung und Kommentar“ auf den ersten Blick überraschen, denn ein eigens ausgewiesener Kommentarteil lässt sich nicht direkt finden. Gleichwohl lässt sich die Irritation rasch auflösen: Lateinischer Originaltext und neuhochdeutsche Übertragung sind mit umfangreichen Fußnoten unterfüttert, deren kommentierender Charakter ganz außer Frage steht. Auch an dieser Stelle lassen sich Aufwand und Sorgfalt der geleisteten Arbeit erkennen, die es ermöglicht, dem Bonum universale de apibus ein Maximum an Informationen zu entnehmen.

Die Verschriftlichung der Naturbeobachtung war allenfalls eines der Anliegen, die der Verfasser des Bienenbuchs verfolgte. Es ging ihm zuvorderst darum, das Verhalten dieser staatenbildenden Insekten als Analogon und Matrix zunächst für die Verhältnisse in menschlichen Gesellschaften, dann aber auch für die Beziehung zwischen Gott und den Menschen als wegweisend zu erkennen. Dabei erfolgte der Weg dorthin durchaus über die Schöpfungsidee als solche – eine Vorstellung, die heute sicherlich leichter nachvollziehbar ist als die Vorstellung, den Willen Gottes aus der Natur und der Beobachtung in ihr zu erschließen. Vielleicht wird dieser Aspekt zum Abschluss des Werks deutlich, wenn Thomas ob seiner – möglichen! – Verdienste darum bittet, dass „Jesus Christus unser Herr [ihn] an jenem gleichsam teilhaftig macht, der mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebt“. Abschließend heißt es entsprechend: „Und Gott möge herrschen bis in alle Ewigkeit. Amen.“

Es ist nie ganz einfach, Wert und Bedeutung einer Publikation zu beurteilen, die einerseits durchaus aktuelle Fragestellungen und Probleme berührt, andererseits jedoch so spezifiziert ist, dass der Kreis unbedingt Interessierter nur schwer abgeschätzt werden kann. Dieses opulente zweibändige Werk gehört in diese Kategorie. Es erschließt zum einen, gerade in den ersten Kapiteln von Band 1, Lebenswelten und -vorstellungen, die trotz veränderter Grundbedingungen, was die Frage der Religiosität und Frömmigkeit angeht, auch gegenwärtig von essenziellem Interesse sein dürften. Dann aber bietet vor allem der in Band 2 edierte Text und nicht zuletzt die Übertragung ins Neuhochdeutsche den Zugang zu einer Quelle, in die immer wieder hineinzulesen sich nicht nur grundsätzlich lohnt, sondern auch deshalb, weil doch stets aufs Neue überraschende Perspektiven aufscheinen, die zum Innehalten und Nachdenken einladen. Obgleich das Ganze in keiner Weise ein ‚Discounter-Angebot‘ darstellt, ist das immer wieder zitierte Preis-Leistungs-Verhältnis hier schwer zu überbieten. Es handelt sich um ein Geschichts-, Lehr- und Lesebuch, und es sei angesichts der besonderen Thematik über wissenschaftliche Interessierte hinaus – das ist weder despektierlich noch scherzhaft gemeint – dem Deutschen Imkerbund als Präsent für verdiente Mitglieder ans Herz gelegt!

Ein Beitrag aus der Mittelalter-Redaktion der Universität Marburg

Titelbild

Julia Burkhardt: Von Bienen lernen. Das ‚Bonum universale de apibus‘ des Thomas von Cantimpré als Gemeinschaftsentwurf. Analyse, Edition, Übersetzung, Kommentar. 2 Bde.
Verlag Schnell und Steiner, Regensburg 2020.
1616 Seiten, 76,00 EUR.
ISBN-13: 9783795435059

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