Vorbemerkungen zum Schwerpunkt über „Juden und Antisemitismus“
Im Februar vor 25 Jahren ist in literaturkritik.de ein Schwerpunkt mit Buchbesprechungen zum Thema „Judentum in der deutschen Geschichte und Literatur“ erschienen. Es ging dort vor allem um Bücher von deutsch-jüdischen Autorinnen und Autoren des 20. Jahrhunderts, doch knüpfte der Schwerpunkt auch an den der Juni-Ausgabe 1999 („Erinnerungen an den Holocaust“) an. Der Themenbereich wurde in den folgenden Jahren wiederholt aufgegriffen. Die am Ende des neuen Schwerpunkts „Juden und Antisemitismus“ in dieser Ausgabe gesammelten Hinweise geben einen Überblick dazu. Der neue Schwerpunkt ist auch motiviert durch die gegenwärtigen Kriege in der Ukraine und vor allem im Gazastreifen, die mit den Debatten über Juden und Antisemitismus oft eng verbunden sind.
Unser Mitarbeiter Jan Süselbeck, der sich mit dem Themenbereich schon lange intensiv befasst und auch zum Schwerpunkt in dieser Ausgabe einen Beitrag vorbereitet, hat kürzlich zusammen mit Elke Wittich in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung einen ausführlichen Artikel über den gegenwärtigen Antizionismus in Norwegen veröffentlicht. Die Reaktionen auf das Verhalten der israelischen Politik unter dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu gegen die Terrorangriffe der terroristischen Hamas provozieren (nicht nur in Norwegen) zu antisemitischen Tendenzen. Es gibt allerdings auch unter Juden (nicht nur in Israel) Einstellungen, die zu Protesten gegen die gewaltsamen und mit zahllosen unschuldigen Todesopfern in Gaza verbundenen Aktionen der israelischen Regierung führen. Antisemitisch sind sie nicht. Antisemitisch ist nicht jede Kritik an israelischer Politik, die auch in Israel selbst existiert.
Am 9. Januar 2025 hat Willi Winkler in der Süddeutschen Zeitung einen Nachruf auf den im Alter von 86 Jahren gestorbenen Sänger Peter Yarrow aus der Band „Peter, Paul and Mary“ veröffentlicht und an einen Abend in den 1960er Jahren erinnert, an dem die Band zusammen mit anderen „das junge Amerika“ feierte, „das aufstand gegen Rassentrennung und soziale Ungleichheit. Schwarze, Juden, Kommunisten, lauter gute amerikanische Minderheiten fanden da zusammen […]. Sie verschränkten die Arme miteinander und sangen zum Abschluss mit religiöser Inbrunst, was die Hymne der Bürgerrechtsbewegung werden sollte: ,We Shall Overcome‘.“
Peter Yarrows Eltern waren übrigens jüdische Einwanderer aus der Ukraine. In der Hymne endet eine Strophe mit dem Vers: „We shall live in peace, some day.“ Das wünschen wir uns, unseren Leserinnen und Lesern sowie allen Menschen im Blick auf die Kriege vor allem in der Ukraine und im Gazastreifen für das neue Jahr 2025.
Thomas Anz













