Weit mehr als die Autorin des „Reports der Magd“

Margaret Atwoods gesammelte Essays liegen nun auch als Taschenbuch in deutscher Übersetzung vor

Von Rolf LöchelRSS-Newsfeed neuer Artikel von Rolf Löchel

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Margaret Atwood ist nicht nur eine literarische Ikone Kanadas, sondern eine weit über ihr Heimatland hinaus anerkannte Erfolgsautorin ebenso anspruchsvoller wie unterhaltender Romane. Am bekanntesten dürfte ihre einige Jahre nach Erscheinen von Volker Schlöndorf verfilmte und weitere drei Jahrzehnte später als eine TV-Serie adaptierte Dystopie Der Report der Magd sein. Mit diesem und anderen einschlägigen Werken ist Atwood insbesondere als Sciene-Fiction-Autorin zu Ruhm und Ehre gelangt und wurde 2017 in die Science-Fiction Hall of Fame aufgenommen. Sie selbst bezeichnet ihre diesem Genre zugerechneten Bücher – neben dem Report der Magd etwa die Oryx und Crake-Trilogie – lieber als Speculative Fiction, da in diesen Büchern nichts geschehe, „was die Menschheit nicht bereits irgendwann in der Vergangenheit angerichtet hätte, im Moment anrichtet, etwa in anderen Ländern, oder wofür sie nicht bereits die Technik entwickelt hat“.

Atwood auf das Science-Fiction-Genre zu reduzieren, würde ihr auch aus einem anderen Grund nicht gerecht: Denn ihre anderen Romane und Erzählungen stehen ihren zu Recht oder zu Unrecht der SF zugerechneten Werken in keiner Weise nach. Dies gilt nicht weniger für ihre Gedichte. So wurde sie in eben dem Jahr, in dem sie in die Ruhmeshalle der SF aufgenommen wurde, aus gutem Grund mit dem Friedenspreis des deutschen Buchhandles ausgezeichnet. So gut wie unbekannt ist hierzulande bedauerlicherweise allerdings, dass auch etliche Kinder- und Sachbücher zu ihrem ebenso umfangreichen wie vielfältigen Œuvre zählen.

Doch war es in eben diesem Jahr 2017, in dem erstmals ein Band mit nichtfiktionalen Texten Atwoods ins Deutsche übersetzt und überaus positiv aufgenommen wurde. So unter anderem in literaturkritik.de. Er trägt den Titel Aus Neugier und Leidenschaft und bietet seinem Untertitel zufolge den Lesenden gesammelte Essays zur Lektüre dar. Tatsächlich aber enthält er Schriften aus vielerlei Textsorten, von Rezensionen und Nachrufen bis hin zu Reden und Vorlesungen,  selbstverständlich aber auch die angekündigten Essays, in denen Atwood etwa über die „schmachvolle Welt der Auftragsschreiberei“ klagt, in der sie sich, zumal in jungen Jahren, aus Gründen des Broterwerbs bewegen musste, oder sie erklärt, warum sie es „immer problematisch“ findet, Bücher zu besprechen. All das und vieles mehr schreibt sie mit nicht selten selbstironischem Humor.

Nun ist Atwoods Auswahl nichtfiktionaler Texte auch in einer preiswerten Taschenbuchausgabe für den schmalen Geldbeutel auf den Markt gekommen. Nicht nur SF-Fans sollten spätestens jetzt zugreifen.

Titelbild

Margaret Atwood: Aus Neugier und Leidenschaft. Gesammelte Essays.
Übersetzt aus dem Englischen von Christiane Buchner, Claudia Max und Ina Pfitzner.
Piper Verlag, München 2019.
478 Seiten, 14,00 EUR.
ISBN-13: 9783492313827

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