Der Kleine Unterschied
Besuch beim female gaze in der Kunst
Von Dirk Kaesler und Stefanie von Wietersheim
Rätsel des Lebens. Was, um Himmels willen, ist mit den Augen der Menschen los? Blicken sie im Jahr 2024 anders auf Körper, meist Körper von Frauen, als früher? Befreien sich Frauen in diesen Tagen von den objektivierenden männlichen Blicken auf ihre äußere Erscheinung – die tagein tagaus, morgens, mittags, abends und nachts als visuelle Ware und Wichsvorlage, im besten Fall aber als Inspiration von Künstler*innen diente und dient?
Allerorts wird über den feministischen Theoriebegriff female gaze diskutiert. In der Fotografie, der Malerei, auf feministischen Panels und in der Literatur. Female gaze ist ein Magnetwort und Hashtag geworden wie body positivity, body neutrality, ein feministisches Movement, das langsam in den Mainstream einsickert. Um was geht es? Dass Frauen Subjekte mit Handlungsmacht sind, nicht Objekte, die durch einen männlichen Blick stereotyp dargestellt werden. Dass der verzerrte Blick auf die Hälfte der Menschheit endet, der durch veraltete Machtstrukturen zementiert wurde.
Hinter allem steht die abgründige Frage: Schauen Männer auf eine „männliche“ Art und Weise in die Welt? Schauen Frauen anders als Männer auf ihre Mitmenschen? Gibt es den male gaze, dessen Begriff die Filmwissenschaftlerin Laura Mulvey in den 1970er Jahre prägte? Der female gaze kann bedeuten, dass Frauen nicht aus einer cis-männlichen Sicht betrachtet werden.
Aber: Was wollen Frauen sehen? Sind Frauen selbstbestimmt auf der Suche nach sich selbst und anderen Frauen? Gibt es wirklich einen female gaze? Unterscheiden sich beide voneinander? Und wenn ja: wodurch? Wann glotzt der „Voyeur“? Wann staunt der „Bewunderer“ mit aufgerissenen Augen und offenem Mund?
Frauen erzählen, dass sie oft das Gefühl haben, von den Augen eines männlichen Gegenüber von oben bis unten gescannt, taxiert, ausgezogen zu werden. „Denkt er darüber nach, wie ich im Bett wäre? Warum starrt er so auf meinen Busen, meinen Arsch? Soll ich was sagen, hier in der S-Bahn, in der Straßenbahn? Warum kann der Besucher meiner Lesung seine Augen von meiner goldenen Hose gar nicht mehr lösen? War es doch ein Fehler, heute keinen BH zu tragen?“
Erst kürzlich schilderte die heute Neunzigjährige Schauspielerin Shirley MacLaine, die in ihrem langen Leben nicht nur mit den ganz Großen der Filmindustrie gearbeitet hat, sondern auch dreizehn amerikanische Präsidenten kennenlernte, eine solche unerfreuliche Begegnung mit Donald Trump. Sie begegnete dem New Yorker Immobilienverkäufer bei einer Wohnungsbesichtigung: „Ich konnte ihm ansehen, wie er mich und sich in seinem Kopf auszog, und bin schnell gegangen.“ Sie nahm die Wohnung nicht: „zu teuer“.
Auch Männer spüren die Blicke von Frauen, die sie mustern und einordnen. Auch sie erkennen den leicht spöttischen Blick auf die weißen Tennissocken, das kleine Bäuchlein, die nicht ganz saubereren Fingernägel, das lichter werdende Kopfhaar. Gibt es Frauen, die das Leben hinter dem „Eingriff“ der Hose abschätzen können?
Für Ansehen bietet die englische Sprache viele Worte an, das Erstaunlichste ist gaze. Es kann übersetzt werden mit „Starrer Blick“, „Anstaunen“, „Dahinschmelzender Blick“, „Auf etwas starren“, „Etwas betrachten“, „Jemanden anschauen“. Was genau, so fragen wir, ist der Unterschied zwischen „Anschauen“ und „Ansehen“? Ist „Ansehen“ oberflächlicher, weil wir nur mit den Augen sehen? Ist „Anschauen“ tiefer, weil wir mit der Seele sehen? „Sieh mal her!“ rufen wir beim Selfie machen. „Schau doch mal!“ sagen wir dem vertrauten Menschen, wenn wir ihm ein besonders schönes Bild zeigen wollen.
43 nackte Frauenkörper
Aktuell läuft eine Ausstellung in der Potsdamer Villa Schöningen, in der man den male gaze und den female gaze wunderbar studieren kann. Und zwar sowohl in der Bildenden Kunst als auch, wenn man die Besucher und Besucherinnen beobachtet. Die Schau steht unter dem Titel „STOFF. Textil und der weibliche Akt“. Im Programm heißt es dazu:
Die Ausstellung betrachtet die Beziehung zwischen Textilien und dem weiblichen Akt in der Kunst. Von Meisterwerken des frühen 17. Jahrhunderts bis hin zu zeitgenössischen Positionen präsentiert die Villa Schöningen rund 43 Werke verschiedener Genres zu diesem Themenkomplex. […] Vorhänge und andere Textilien wie Tücher, Strümpfe oder Laken spielen in der Inszenierung eine zentrale und theatrale Rolle. Sie verhüllen und enthüllen, werten das Verborgene auf und machen es so begehrenswerter. Fungieren daher als zentrales Stilmittel in der langen Darstellungstradition des weiblichen Aktes. Doch diese Funktion birgt auch eine Ambivalenz: Was selten gesehen wird, wird oft objektiviert und im Falle des weiblichen Körpers häufig sexualisiert.
Die Gemälde, Statuen und Installationen dieser faszinierenden Ausstellung stammen nicht nur von männlichen Stars wie Lucas Cranach der Jüngere, Lovis Corinth, Paul Delvaux, George Grosz, Hans Makart, Rembrandt und Christian Schad. Auch Künstlerinnen wie Paula Modersohn-Becker, Cindy Sherman und Allison Zuckerman sind unter anderen vertreten. Sie alle malten nackte Frauen. Die Männer sahen nackte Modelle vor ihrer Staffelei, die Frauen malten sich selbst.
Vor zwei Bildern haben wir lange verweilt. Schon deswegen, weil uns beide Künstler vollkommen unbekannt waren. Beide lebten und malten im Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert. Die eine in Frankreich, der andere in Italien.
Das Macaron
Da liegt sie, die nackte Manon. Auf ihrem zerwühlten, weißen Bett, über dem sich ein Himmel von bläulichem Seidenstoff entfaltet, streckt sie ihr rundes, rechtes Bein dem Betrachter entgegen. Ihre Schenkel sind eng aneinandergepresst, ihre Füße berühren einander. Der weiße, runde Bauch zeigt keinen Hauch von Schamhaar. Über dem Bauch recken sich die aufgerichteten rosa Spitzen zwei voller Brüste, die linke berührt den Bettbezug. Unterhalb von Hals und Kinn liegt eine lange Perlenkette auf der bloßen Haut. Die Hände der Frau spielen mit den schimmernden Perlen. Über der haarlosen linken Achselhöhle sieht man den rötlich getönten, halboffenen Mund. Die Augen sind geschlossen. Sie scheint zu schlafen. Angesichts des jungen Leibes ist das silbergraue, gekräuselte Kopfhaar verwunderlich. Der puppenartige Kopf ruht auf einem großen Seidenkissen. Neben dem Bett steht ein kleines Tischchen, auf dessen unterer Ablage silberfarbene Schuhe liegen, auf der oberen Ablage hat sie ihren aufgeklappten Fächer abgelegt.
Wir fragen Pola van den Hövel, gegenwärtige Interim Director und Kuratorin dieser Ausstellung: „Was sehen Sie, als Kunstexpertin und als Frau bei diesem Bild?“ Die Antwort verblüffte uns: „Ich sehe ein Macaron. Eine pfiffige Lockspeise für finanzkräftige, männliche Käufer auf dem Pariser Kunstmarkt.“
Wir betrachten das große Gemälde – 106 x 158 cm – erneut. Und ja, auch wir können das fleischliche Macaron erkennen. Ein wunderschöner Frauenkörper gleicht jenem französischen Baisergebäck aus Mandelmehl, dessen Herkunft bis ins Mittelalter zurückreicht. Heute werden in Frankreich viele Varianten von traditionellen Macarons gebacken, davon ist das bunte Macaron in Form einer kleinen Doppelscheibe mit einer Cremeschicht dazwischen am weitesten verbreitet. Dieser Frauenleib liegt wie eine weiß rosa Sahneschicht zwischen dem Seidenhimmel von oben und dem nach unten fließenden Wasserfall aus Stoff. Es ist zum Anbeißen, wenigstens zum Kosten.
Wer, bitte schön, malt sowas? Eine Frau! Die Französin Madeleine Jeanne Lemaire, die im Jahr 1845 geboren wurde und 1928 in Paris, wo auch sonst?, starb. Berühmt wurde sie als Malerin, Grafikerin und Salonnière. Eine Starkünstlerin, die einen akademischen Stil pflegte und für ihre Rosenstillleben bekannt wurde. Ihr Adressbuch umfasste das Who is Who der Pariser Gesellschaft. Adlige, Politiker und Künstler gingen bei ihr aus, Marcel Proust wählte sie als Vorbild für eine seiner Romanfiguren.
Wenn eine Kunstexpertin in diesem Bild eine Frau als Macaron sieht, was sollen wir Besucher noch sagen? Sollte Marcel Proust für die legendäre Szene in seinem Auf der Suche nach der verlorenen Zeit gar nicht an die Sandtörtchen bei Tante Léonie in Combray gedacht haben? Sondern sehr viel mehr an das Gemälde Le Sommeil de Manon im Atelier seiner Freundin Madeleine Lemaire, die gerade an diesem zuckersüßlichen Bild arbeitete?
Wir scheuten uns, eine Zuschauerbefragung zu Manon in diesem abgedunkelten Raum der imposanten Villa neben der Glienicker Brücke – dieser ehemaligen Grenze zwischen Ost und West – durchzuführen. „Entschuldigen Sie bitte: Was sehen Sie da? Sehen Sie ein französisches, rosafarbenes Törtchen? Oder eine junge Frau mit gepudertem, grauem Haar, die ihr Mittagsschläfchen macht? Und was löst das bei Ihnen aus? Wollen Sie sich zu ihr legen? Oder schleichen Sie sich einfach still hinaus?“
Kuratorin Pola van den Hövel berichtet davon, dass Menschen in die Ausstellung kommen, um sich aufzuregen, sich zu beschweren über so viel Nacktheit.
Die Bloßgestellte
Das zweite Bild, vor dem wir nach Manon verweilten, hat ein Mann gemalt: Pompeo Massani, ein italienischer Maler, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Maler von Figuren, Genreszenen und Porträts bekannt wurde. Im Mittelpunkt seiner häufig kleinformatigen Bilder stehen alte Männer, Teilhabe an kleinen Freuden des alltäglichen Lebens, aber keine professionellen Modelle.
Aber unser Bild in der Potsdamer Ausstellung ist kein kleinformatiges Gemälde alter Männer: es ist ein großformatiges Bild einer nackten Frau, die angeglotzt und verspottet wird. Unsere Begleiterin Pola van den Hövel durch die von ihr komponierte Ausstellung findet es „eklig“. Es ist das voyeuristischste Bild der Sammlung. Ein Mann malt, was Männer sehen wollen: eine ausgelieferte nackte Frau. Wir sehen gemalten Blickmissbrauch.
Was sehen wir? Da liegt sie, die nackte Namenlose. Ihr weißer, voller Leib ruht auf einer Felldecke. Auch sie hat ihre runden Schenkel fest zusammengelegt. Dazwischen könnte man ein winziges Dunkel der Schamhaare vermuten, vielleicht ist es aber auch nur der Schatten des rechten Beines. Der Bauch berührt die Decke, die rechte Brust wird durch den rechten Arm halb verdeckt. Der Kopf mit dem vollen, kastanienbraunen Haar ruht auf ihrem rechten Unterarm, die linke Hand liegt vor dem Kopf auf der Felldecke. Ihr Gesicht kann man nicht sehen, warum verbirgt sie es? Schämt sie sich? Das Verblüffende am Bildaufbau ist die Teilung dieses 90 x 140 Zentimeter großen Bildes: Quer durch das gesamte Bild verläuft ein rotes Tuch. Das nackte Weib liegt davor, über das Tuch schauen sieben Menschen auf ihren bloßen Rücken und ihr nacktes Gesäß. Sechs Frauen und ein Mann. Ein Mann kann gar nicht nah genug kommen, er hat das rote Tuch auseinandergeschoben und seinen Kopf durchgesteckt: er muss den warmen Leib gerochen haben, während die anderen ihn nur beglotzen. Die Frauen betrachten ihre Geschlechtsgenossin teils amüsiert, teils schadenfroh. Eine trägt einen Hut mit großem Federschmuck. Erst beim genauen Hinsehen entdeckt man ein kleines dunkelhaariges Hündchen neben dem Kopf der Liegenden. Das Bild nennt sich The peepshow.
Die Frau mit dem Schwanz
Wir nehmen noch ein drittes Bild dazu: Es ist groß – 180,5 x 135 cm – und füllt fast die ganze Wand. Es heißt lakonisch Lutz & Alex holding cock und stammt von dem deutschen Fotokünstler Wolfgang Tillmans aus dem Jahr 1992. Es zeigt die empowernde Geste einer Frau: ein Paar steht in einer undeutlichen Landschaft. Sie hält den Penis eines Mannes in ihrer rechten Hand. Der stark behaarte Mann ist nur mit einer hellgelben engen Weste bekleidet, die Frau mit einem weißen Seiden-Tuch von Chanel, das mit goldenen Kettenmustern bedruckt ist. Die barbusige Frau trägt einen Kurzhaarschnitt. Die beiden Menschen blicken sich nicht an, auch nicht in die Kamera. Sie verdeckt seinen Penis mit der Hand, hält ihn aber fest. Es ist ein sehr zeitgenössisches, ein anderes Adam & Eva Paar, fast lakonisch und auf Augenhöhe. Die Schultern fast gleich hoch, beide Köpfe werden durch die obere Bildkante abgeschnitten. Kein male gaze, kein female gaze. Einfach ein gaze. Auf den wir, die wir davorstehen, schauen dürfen.
Begehren und Missbrauch sind keinem Geschlecht zugeordnet
Wir setzen uns zum Gespräch mit Pola van den Hövel zusammen. In ihrem Büro sind wir umgeben von der Handbibliothek des verstorbenen Journalisten Joachim Fest: auf diese Bücher griff er zu, als er an seiner Biographie von Albert Speer schrieb, die 1999 publiziert wurde. Uns beschlich ein eigenartiges Gefühl, über die Themen von Macht und Missbrauch zu sprechen, während die Quellen jener Legende vom unpolitischen Technokraten des NS-Unrechtssystems um uns herumstanden, der nichts vom Holocaust gewusst haben wollte. Heute wissen wir, wie geschickt es dem ehemaligen Rüstungsminister und Hitler-Vertrauten Speer gelungen war, seinen willfährigen Biographen in ein Gespinst von Lügen, Halb- und Unwahrheiten einzuwickeln.
- „Was also, Pola, ist ein ‚male gaze‘ in Ihrer Ausstellung?“
- „Dieses männliche Glotzen auf die Frau, vor allem, wenn sie nackt ist, macht aus einem Menschen ein Objekt. Der Blick ist objektivierend. Am deutlichsten wird das bei jenen Bildern, auf denen man das Gesicht der Frau nicht sieht, sondern nur ihren Rücken, ihr Gesäß, ihre Schenkel.“
Eine Etage tiefer hängen markante Beispiele: „Liegender weiblicher Rückenakt“ von Lovis Corinth, „Schlafender weiblicher Akt auf einem Sofa“ von William Etty, „Zwei Mädchen“ von George Grosz, „Liegende Odaliske“ von Hans Makart.
Das Gemälde der Künstlerin Madeleine Lemaire nennt die Kuratorin „den krassesten male-gaze! Die Praline, die genossen werden soll.“ Und den malte eine Frau, für einen Männermarkt.
Lange sprechen wir über das Zusammenspiel von Maler und Aktmodell, wir denken an Pablo Picasso, an Christian Schad, an Egon Schiele. Wir kommen zum Motiv des vollbekleideten Malers, der eine nackte Frau malt, die vor ihm steht, liegt, hockt. Lange verweilen wir bei dem so oft gemalten Motiv „Susanna im Bade“ aus dem Buch Daniel. Die beiden Ältesten und Richter sind der ikonische Prototyp des lüsternen Mannes, der das arglose nackte Weib aus dem Versteck heraus beobachtet und sich dadurch aufgeilt.
Vom heimlichen Beobachter weiblicher Nacktheit schweifen wir ab zum upskirting und dem downblousing in unseren Tagen, und freuen uns über den §184k des Strafgesetzbuches, der seit dem 1. Januar 2021 in Kraft ist. Dieses Gesetz zur „Verbesserung des Persönlichkeitsschutzes bei Bildaufnahmen“ hat das heimliche Fotografieren des Intimbereichs oder des Ausschnitts zu einer Straftat gemacht, das als Sexualdelikt eingestuft worden ist.
Wir sprechen über die Performances der Künstlerin Sophia Süßmilch in der Kunsthalle Osnabrück, die bei ihren diesjährigen Inszenierungen die Performerinnen nackt auftreten lässt, wenn es um Themen wie häusliche Gewalt, Fehlgeburten und Kinderlosigkeit geht. „Wen“, so fragen wir uns, „regt eigentlich noch Nacktheit, weibliche Nacktheit insbesondere, eigentlich noch auf?“ Auf Opernbühnen wird sie als Stilmittel eingesetzt, von Theater, Kino und Fernsehen ganz zu schweigen.
Und doch kommen immer wieder einige Besucher und Besucherinnen der Villa Schöningen in diesen Tagen an den Eingangstresen und entladen ihre Empörung. „Manche Menschen wollen sich einfach aufregen“, sagt Pola van den Hövel. „Genau dafür ist Kunst aber da, dass Menschen sich über solche Themen miteinander austauschen. Und sich empören, Emotionen zeigen.“
Was also ist unsere Antwort auf die Frage nach dem angeblich geschlechtsspezifischen Blick, dem male gaze auf einen nackten Frauenkörper? Der begehrende, lüsterne, geile Blick eines Menschen ist keinem Geschlecht zuzuordnen. Sowohl der heterosexuelle Mann als auch die homosexuelle Frau können sich erregen durch den Anblick eines weiblichen Körpers. Menschen begehren Menschen, unabhängig davon, ob diese angezogen oder nackt sind. Das Machtgefälle zwischen blickendem Subjekt und beäugten Objekt kann dazu führen, dass die Lust und das Begehren sich steigern. Die Gefahr dabei ist, dass es mit dem heimlichen Voyeurismus beginnt und beim Femizid endet. Wir denken an die Verbrechen, die an Gisèle Pelicot begangen wurden und die derzeit in Avignon vor Gericht verhandelt werden: der Verbrecher filmte seine Taten, ohne dass sein Opfer es wusste.
Wie sagte Pola van den Hövel? „Ich kann nicht beurteilen, wie ein Mann auf eine Frau schaut. Weil ich kein Mann bin.“ (https://villa-schoeningen.de)
Anmerkung der Redaktion: Der Beitrag gehört zur monatlich erscheinenden Kolumne „Rätsel des Lebens“ von Dirk Kaesler und Stefanie von Wietersheim.