Ein neu erschienener Einführungsband beleuchtet die wichtigsten epischen Texte aus unterschiedlichsten Zeiten und Kulturen

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Das Epos gilt als die Königsgattung der Literatur und wurde gar als „Bibel eines Volkes“ (Hegel) gesehen. Die großen Epen zählen zwar zum literarhistorischen Bildungsgut, sind aber selbst für motivierte Lesende häufig nur mit Schwierigkeiten zu erschließen. Ein von den Marburger Germanisten Manuel Bauer und Nathanael Busch unter Mitarbeit der Keltologinnen Christina Fischer und Regine T. Reck herausgegebener komparatistischer Einführungsband hilft durch profunde Annäherungen von ausgewiesenen Fachwissenschaftler*innen, zahlreiche dieser epischen Texte, vom Gilgamesch-Epos bis in die Gegenwart, kennenzulernen.

Das bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft erschienene Lehr- und Studienbuch stellt erstmals klassische und traditions- sowie identitätsbildende Epen aus verschiedenen (nicht nur europäischen) Kulturräumen von der Antike über das Mittelalter bis zur Moderne gemeinsam vor, die allesamt zum zentralen Bestand der Weltliteratur zählen: die Ilias, das Nibelungenlied, die Göttliche Komödie, um nur einige zu nennen. Ein Buch, das einen vergleichbaren Einstieg in die Komparatistik des Epos leistet, gibt es bislang nicht. Es richtet sich nicht nur an Fachwissenschaftler*innen, sondern insbesondere an Studierende sämtlicher Literaturwissenschaften. Ihnen wird eine umfassende Darstellung geboten, die unter Beteiligung unterschiedlicher Philologien erarbeitet wurden (Altorientalistik, Gräzistik, Latinistik, Keltologie, Indologie, Anglistik, Iranistik, Romanistik, Germanistik). Durch die Beiträge werden vermeintlich unvergleichbare Werke vergleichbar gemacht. Es zeigt sich, dass die Ähnlichkeiten und Übereinstimmungen überraschend hoch sind zwischen Texten wie Firdausis Schahname, dem Cantar de Mio Cid, John Miltons Paradise Lost oder Johann Wolfgang Goethes Hermann und Dorothea. Selbst in der Gegenwart wird fortlaufend mit der Gattung experimentiert, obschon sie mehrfach für tot erklärt wurde.

Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert nicht die Bücher von Mitarbeitern der Zeitschrift, Angehörigen der eigenen Universität oder aus dem Verlag LiteraturWissenschaft.de. Diese Bücher können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.

Ein Beitrag aus der Mittelalter-Redaktion der Universität Marburg

Titelbild

Manuel Bauer / Nathanael Busch (Hg.): Epen der Weltliteratur. Eine komparatistische Einführung.
wbg – Wissen. Bildung. Gemeinschaft, Darmstadt 2023.
186 Seiten, 25,00 EUR.
ISBN-13: 9783534450398

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