Totgeforscht und ausgefragt

Gero von Wilpert beantwortet „Die 101 wichtigsten Fragen“ zu Friedrich Schiller

Von André SchwarzRSS-Newsfeed neuer Artikel von André Schwarz

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Als Professor im Ruhestand scheint man eine Menge Zeit zu haben – so wohl auch Gero von Wilpert, seines Zeichens emeritierter Professor für Deutsche Literatur und an der Universität Sydney tätig, der in der Beck’schen Reihe die „101 wichtigsten Fragen“ zu Friedrich Schiller beantwortet. Über den inhaltlichen Sinn und Zweck der Reihe kann man sich streiten, kommerziell erfolgreich scheint sie aber auf jeden Fall zu sein und ist mittlerweile auf zwanzig Bände zu so unterschiedlichen Themen wie „Urzeit“, „Comics und Manga“, aber auch „Das Dritte Reich“ angewachsen.

Nun also Schiller. Ein Blick ins Buch zeigt: Eine bunte Mischung, kein Bereich zwischen Mensch, Werk und Theorie wird ausgelassen. Erstaunlich ist aber, dass sich von Wilpert von der teilweise unfassbaren Dämlichkeit der Fragen („Hat Friedrich von Schiller wirklich gelebt?“, „War Schiller in seiner Kleidung eitel?“ oder „Rauchte Schiller?“) nicht ins Bockshorn jagen lässt, sondern diese mit einer gehörigen Portion Ironie und Sinn für Humor beantwortet, so dass man erst gar nicht auf die Idee kommt, das alles irgendwie ernst zu nehmen. Denn was will man denn auf die Frage, ob Schiller Bigamist war, antworten, außer dass das Ganze mit nur einer Ehefrau relativ schwierig sei. Von Wilpert liefert interessanterweise aber nicht nur simple Antworten auf noch simplere Fragen, sondern agiert den Umständen zum Trotz ganz geschickt: Er antwortet jeweils knapp und mit einem Lächeln, um dann kurz, aber seriös die wichtigsten Hintergrundinformationen doch zu liefern. Und so erfährt man selbst bei den allerdümmsten Fragestellungen noch etwas über Schillers Leben und Werk.

Wenn der Verlag das Ganze aber wirklich ernst meinen sollte – für wen ist dieses Buch dann überhaupt gedacht? Diejenigen, die sich solche Fragen wirklich stellen, werden sowieso nie ein Buch kaufen und diejenigen, die ein tiefergehendes Interesse an Schiller haben, können mit dem Eingangsniveau, das sich irgendwo zwischen Teppichkante und den üblichen „Wissenssendungen“ des Privatfernsehens bewegt, wohl kaum etwas anfangen. Als „Was ist was“-Buch für Jugendliche – gerne. Aber als ernsthafter Teil der Beck’schen Reihe – nein danke. Auch wenn man als emeritierter Professor viel freie Zeit hat und einem die Langeweile plagt, so sollte man sich dennoch fragen, ob man jede Verlagsanfrage positiv bescheiden muss.

Titelbild

Gero von Wilpert: Die 101 wichtigsten Fragen Schiller.
Verlag C.H.Beck, München 2009.
160 Seiten, 9,95 EUR.
ISBN-13: 9783406586873

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