Neue Schiller-Bücher von Mitarbeitern an dieser Ausgabe: Peter-André Alt, Walter Hinderer, Walter Müller-Seidel
Besprochene Bücher / LiteraturhinweisePeter-André Alt, Walter Hinderer und Walter Müller-Seidel, die in dieser Ausgabe von literaturkritik.de mit Beiträgen zum Schiller-Jahr 2009 vertreten sind, haben über diesen Autor seit vielen Jahren zahlreiche Publikationen vorgelegt.
2008, acht Jahre nach dem Erscheinen seiner zweibändigen Schiller-Biographie, veröffentlichte Peter-André Alt das Buch “Klassische Endspiele. Das Theater Goethes und Schillers“. Die klassischen Dramen Goethes und Schillers werden hier analysiert im Zusammenhang neuer Erkenntnisse über Politik und Macht um 1800, über die höfisch-aristokratische Öffentlichkeit in der Epoche der Französischen Revolution und die anthropologischen Theorien der Spätaufklärung. Alt interpretiert sie als Endspiele, in deren Welt Trauer und Schönheit keine Gegensätze bilden. Themen sind die Tragödien der Macht, die Selbstinszenierungen des Hofes, die Phänomenologie des Bösen, die Schauspiele der Intrige und die Katastrophen des Eros. Das Buch rückt damit die dunklen, unerledigten Seiten der Weimarer Klassik ins Blickfeld.
„Schiller und keine Ende“ heißt das eben erschienene Buch Walter Hinderers. Ein Kapitel erzählt detailliert die makabre, aber spannende Geschichte der drei Begräbnisse des angeblichen Nationaldichters und der verschiedenen Versuche, den Inhalt des Schillersarges zu identifizieren. Weitere Kapitel führen die verschiedenen Metamorphosen von Schiller exzentrischer Laufbahn vor, unternehmen diverse Annäherungen an seine facettenreiche Persönlichkeit und untersuchen die Wirkung Schillers unter anderem auf Hölderlin, Kleist, Büchner, Brecht und Hochhuth.
Walter Müller-Seidels Buch über „Friedrich Schiller und die Politik“ befragt Schillers Dramen im Hinblick auf Herrschaftsformen, Widerstandsrecht und Tyrannenmord. Während tyrannische Herrschaftsformen nach Schillers Auffassung zu beseitigen sind, redet er dem Tyrannenmord lange Zeit keineswegs das Wort. Erst in seinem letzten abgeschlossenen Drama, in „Wilhelm Tell“, wird die Ermordung des Tyrannen bejaht. Im Zentrum der Ausführungen steht Schillers Auseinandersetzung mit Napoleon, den Schiller niemals beim Namen nennt, der aber die erschließende Hintergrundfigur in den Dramen seit „Wallenstein“ bildet. Anders als Goethe, Hegel oder Heine sieht Schiller in Napoleon nicht den „großen Menschen“, sondern befindet sich zu ihm in dezidierter Gegnerschaft. Was er den jungen Piccolomini sagen läßt, ist aus der Sicht eines neuen Begriffs von Humanität ganz in Schillers Sinne gesagt: „Nicht das Große, das Menschliche geschehe …“
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