Zu dieser Ausgabe
Wie steht es um die Zukunft der Literaturwissenschaft? Diese immer wieder gern gestellte und oft mit dem Timbre kulturpessimistischer Empörung formulierte Frage wird nach wie vor an den Universitäten beantwortet. Hier sucht der Nachwuchs allerdings nicht nur nach „Bildung“ im emphatischen Sinne des Wortes, sondern vor allem auch nach konkreten Zukunftsperspektiven. Ob dabei so etwas wie ein Funke überspringt, der dazu führt, dass sich jemand am Ende tatsächlich dafür entscheidet, den unsicheren Karriereweg eines Literaturwissenschaftlers einzuschlagen, hängt in erster Linie von den Formen der Vermittlung des Wissens zusammen, denen er begegnet.
Gleich nach der Beschaffenheit der Lehre dürften hier die aktuellen Einführungspublikationen und -handbücher wesentlichen Einfluss auf die Orientierung der Studierenden haben – wenn sie diese Bücher denn überhaupt noch jemals lesen oder auch nur in die Hand nehmen sollten. Unklarheit herrscht in unserer Redaktion jedenfalls gegenwärtig darüber, ob die neue Flut von „BA-Einführungen“ in alle nur erdenklichen Themen des Fachs, die dem verschulten Charakter der neuen Turbo-Studiengänge sklavisch folgen und oft auch dementsprechend holzschnittartig aussehen, überhaupt noch hilfreich oder eher als teuerer Papiermüll zu klassifizieren sind.
Muss es zum Beispiel unbedingt sein, dass solche Büchlein mittlerweile teils schon kapitelweise nach „Modulen“ strukturiert werden? Wie ist es überhaupt möglich, diese ulkigen Broschüren in einer solchen affenartigen Geschwindigkeit und erdrückenden Masse zu fabrizieren? Sind die Dinger am Ende schon genauso lieblos zusammengebastelt wie irgendwelche „Ghostwriter“-Hausarbeiten, von denen man unter Lehrenden an den Unis bereits mit zunehmender Besorgnis raunt?
Wie schon das eine oder andere Mal zuvor haben wir deshalb das Thema ins Zentrum der aktuellen Ausgabe gerückt. Nicht zuletzt um zu zeigen, dass es um das Fach vielleicht doch noch nicht ganz so düster nicht bestellt ist, wie manch einer meinen mag.
Herzliche Grüße
Ihr
Jan Süselbeck