Bezaubernde Geschichte um Eros und platonische Liebe

Ein autobiografisches „Liebesabenteuer“ von Alexandre Dumas

Von Manfred OrlickRSS-Newsfeed neuer Artikel von Manfred Orlick

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der französische Schriftsteller Alexandre Dumas der Ältere (1802-1870) war im 19. Jahrhundert vor allem durch seine zu Klassikern gewordenen Historienromane bekannt geworden, etwa „Die drei Musketiere“ oder „Der Graf von Monte Christo“. Dumas hat daneben auch zahlreiche Kurzromane geschrieben, von denen jetzt im Manesse Verlag „Ein Liebesabenteuer“ erstmals in deutscher Übersetzung erschienen ist.

Im Mittelpunkt steht das Liebesverhältnis zwischen einem Dichter in den besten Jahren (Ego Dumas) und der jungen Schauspielerin Lilla von Bulyowsky aus Budapest. Zunächst noch abweisend, will der doppelt so alte Galan die Frau gar nicht empfangen. Doch die bezaubernde Fünfundzwanzigjährige entwaffnet ihn. Vor allem ihre kindliche Bewunderung für seine Person schmeichelt ihm ungemein.

Madame Bulyowsky bittet ihn, sie in die Welt der französischen Künstler einzuführen. Aber bitte nicht mehr, schließlich ist die verheiratet und hat ein Kind. So führt der Dichter und Lebemann sie einen Monat lang zwei- oder dreimal die Woche zum Abendessen oder ins Theater aus. Als sie plötzlich abreisen will, unterbreitet er ihr den Vorschlag, sie zu begleiten. So wird er zum charmanten Reisebegleiter auf einer gemeinsamen Europareise.

Ob in Brüssel oder während einer romantischen Rheinfahrt – überall liegt ein erotisches Knistern in der Luft, und der Ich-Erzähler genießt diese Beziehung. Dem ungleichen Reisepaar schließt sich später noch eine junge, hübsche (namenlose) Touristin aus Wien an. So kommt es zu einem pikanten Dreiecksverhältnis, wobei der Dichter von der gegenseitigen Eifersucht der beiden jungen Frauen profitiert: „Kaum hatte die hübsche Wienerin gesehen, dass ich mich Madame Bulyowsky wieder näherte, als sie auch schon herbeigeeilt kam“.

Schließlich haben der Dichter und Lilla ihre Zweisamkeit wiedererlangt, die letzte Station ihrer Europareise ist Mannheim, jene melancholische Stadt, die Goethe zum Schauplatz der Liebe zwischen Charlotte und Werther erkoren hatte. Hier kommt es zum Abschied, dem erst nach Jahren ein einladender Brief von Lilla folgt. Es wird jedoch kein Wiedersehen geben.

Dumas hat in diesem „Liebesabenteuer“ eine eigene frühere Affäre während einer Italien-Reise verarbeitet. Entstanden ist eine lockere und prickelnde Geschichte, dabei überschreitet die schwärmerische Beziehung zu den beiden Schönen jedoch nie die Grenze des Scheins. Der Ich-Erzähler bleibt ein rastlos Suchender und „ein Getriebener des Schicksals“. Ein Nachwort von Romain Leick komplettiert die ansprechende Manesse-Ausgabe, darin beleuchtet der Journalist auch die autobiografischen Hintergründe der Liebesaffäre.

Titelbild

Alexandre Dumas: Ein Liebesabenteuer.
Nachwort von Romain Leick.
Aus dem Französischen übersetzt von Roberto J. Giusti.
Manesse Verlag, Zürich 2014.
202 Seiten, 19,95 EUR.
ISBN-13: 9783717521907

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