Ein kanadischer Flann O’Brien – Stephan Leacocks „Nonsense Novels“, herausgegeben und übersetzt von Friedhelm Rathjen
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseDie Nonsense Novels weisen Stephen Butler Leacock (1869–1944) als eine Art kanadischen Flann O’Brien aus. Leacock war angesehener Professor für politische Ökonomie an einer kanadischen Universität, doch bekannter wurde er mit Literary Lapses (1910), dem Erstling unter seinen literarischen Veröffentlichungen, dem 1911 die Nonsense Novels und danach noch viele weitere Bände folgten. Besonders mit den eine eigene parodistische Gattung begründenden Nonsense Novels wurde Leacock zum Klassiker der humoristischen Literatur. Zu seinen großen Vorbildern zählten Charles Dickens und Mark Twain, mit dem er oft verglichen wurde. Vor allem in Nordamerika, aber auch in England ist Leacock auch heute noch breiten Leserschichten bekannt.
Leacocks Texte sind kein bloßes Gaudium, sind auch nicht reiner Nonsens, sondern spielen gewitzt und bisweilen raffiniert mit literarischen Formen. Die parodistischen Nonsense Novels belegen bei allem Unernst, dass Leacock die Funktionsweisen sämtlicher zu seiner Zeit populären literarischen Gattungen durchschaute und mit wenigen Sätzen punktgenau nachzubilden vermochte. Die Disziplin, die er sich dabei auferlegte, lässt er in den meisten übrigen Büchern vermissen, wo er sich stattdessen ausufernden Abschweifungen hingibt, die jede Handlung ad absurdum führen. Vielleicht sichert gerade das Spannungsverhältnis zwischen dem gegebenen starren Rahmen und der schwer zu bändigenden Lust des Autors am Ausbrechen den Nonsense Novels ihre Qualität: die Gattungen, derer sich Leacock annimmt, werden zwar heftig und kräftig überdreht, aber nie gesprengt. Und bei der Leserschaft stellt sich rasch die Lust auf Leacock ein.
Friedhelm Rathjens Übersetzung der Nonsense Novels erscheint in dieser limitierten Ausgabe von 99 numerierten und vom Übersetzer signierten Exemplaren zum ersten Mal.
Anmerkung der Redaktion: literaturkritik.de rezensiert grundsätzlich nicht die Bücher von regelmäßigen Mitarbeitern der Zeitschrift, Angehörigen der eigenen Universität oder aus dem Verlag LiteraturWissenschaft.de. Diese Bücher können hier jedoch gesondert vorgestellt werden.
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