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Der Themenschwerpunkt der Juni-Ausgabe beschäftigt sich mit der Literatur des fernöstlichen Landes

Von Stefan JägerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Stefan Jäger

Japan kann nicht nur mit Sushi, Shinkansen und Origami aufwarten, sondern auch mit spannenden Entwicklungen in der (Gegenwarts-)Literatur. Wurde der bislang letzte Literaturnobelpreisträger Kazuo Ishiguro zumindest in Japan geboren, bevor er mit seiner Familie nach Großbritannien zog, so wird der seit Mitte der 1990er Jahre wieder in Japan lebende Haruki Murakami schon länger als möglicher Nobelpreisträger gehandelt. Ob dieser zukünftig jedoch tatsächlich noch einmal vergeben werden wird, steht nach den Querelen in der Schwedischen Akademie allerdings in den Sternen. Um die Gegenwartsliteratur in Japan braucht man sich deshalb aber keine Sorgen zu machen: Die Verlagskataloge waren und sind mit vielen interessanten Neuerscheinungen gespickt. Zeit für die Gegenwartskulturen-Redaktion in Duisburg-Essen, einen entsprechenden Themenschwerpunkt zu initiieren, in dem es um „Japanische Literatur und Japan in der Literatur“ geht. Mit dem fernöstlichen Land hatten wir uns zuletzt in der Aprilausgabe 2016 intensiv auseinandergesetzt, vor allem in Bezug auf die nukleare Katastrophe von Fukushima (11. März 2011) und deren Verarbeitung in der Literatur.

Des Weiteren widmet sich Michael Niehaus in seinem Artikel einem der bedeutendsten Literaturwissenschaftler aller Zeiten, der am 11. Mai 2018 verstarb: Gérard Genette. Mit Discours du récit gilt er zu Recht als Begründer der modernen Narratologie. An seinem Instrumentarium zur Erzähltextanalyse kommen weder Studienanfänger noch langjährig Forschende vorbei – und auch in Schulen wird das Modell mehr und mehr zum Standard. Ebenso grundlegend sind die anderen, ins Deutsche übersetzten Bücher Genettes: Man denke nur an Paratexte. Das Buch vom Beiwerk des Buches, Palimpseste. Die Literatur auf zweiter Stufe oder an das kürzere, aber deshalb nicht weniger gewichtige Fiktion und Diktion. Bleibt zu hoffen, dass die Übersetzung seiner bisher noch nicht ins Deutsche gebrachten Texte alsbald in Angriff genommen wird.

Vielen Dank allen, die zum Gelingen dieser Ausgabe beigetragen haben und die unsere Arbeit unterstützen!

Anregende Frühsommer-Lektüren wünscht

Stefan Jäger