Frische Brötchen, noch warm

Walter Mayer sucht mit „Brot“ den Duft des Lebens

Von Simone Sauer-KretschmerRSS-Newsfeed neuer Artikel von Simone Sauer-Kretschmer

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Walter Mayer scheint prädestiniert dafür, ein Buch über das wohl wichtigste Grundnahrungsmittel unseres Kulturkreises zu schreiben: das Brot. Der Autor stammt aus einer Bäckerfamilie, ist selbst jedoch gelernter Buchhändler. Mit „Brot“ dokumentiert er, so der Untertitel, „die Suche nach einem besonderen Duft“. Denn Brot ist natürlich nicht gleich Brot und die Assoziationen mit einem Lebensmittel, das unzählige Menschen ein Leben lang in der Frühe und am Abend begleitet, sind ebenso vielfältig wie das deutsche Angebot an Brotsorten.

Mayer stellt nicht nur traditionelle wie industrielle Fertigungsweisen von Brot vor, fragt nach der Herkunft der Rohstoffe und den Broten anderer Länder, sondern es geht ihm noch um viel mehr: Brot, das ist Gemütlichkeit pur, ein warmer Geruch und im Idealfall ein unvergleichlicher Geschmack, der mit zu Hause verbunden ist. Brot, so möchte man in diesen Tagen schreiben, ist der Inbegriff von „hygge“. Diese kleine Kulturgeschichte ist  informativ, unterhaltsam und vielseitig geraten und besonders die aufgezeigten Verbindungen von Brot und Politik sind sehr spannend.

Ein wenig getrübt wird das Lesevergnügen dann gelegentlich aber doch: Mayers Formulierungen sind manchmal ein gutes Stück zu lässig geraten und man wünscht sich etwas weniger Tempo und den Verzicht auf die ein oder andere Metapher. „Jedes Brot erzählt eine Story“, heißt es da einmal – und auch wenn hier vieles sehr gelungen ist, kommt man nicht umhin, die Pointen-Jagd selbst weiter zu treiben, bis hin zu der Überlegung, dass man auch in stilistischer Hinsicht mal wieder kleinere Brötchen backen könnte.

Titelbild

Walter Mayer: Brot. Auf der Suche nach dem Duft des Lebens.
Mit Illustrationen von Alexandra Klobonk.
Insel Verlag, Berlin 2017.
277 Seiten, 22,00 EUR.
ISBN-13: 9783458177258

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