Lutz Hagestedt und andere über Ecos Echos in Deutschland

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Der italienische Semiotikprofessor und Bestsellerautor Umberto Eco legt Wert auf eine intensive Rezeption in den Wissenschaften, in der Kritik und beim breiten Publikum. Er gehört zu den ganz wenigen Medienstars der achtziger und neunziger Jahre, die gediegene Gelehrsamkeit und Unterhaltsamkeit mit viel Gespür öffentlichkeitswirksam zu vereinigen wissen.

Eco ist prinzipiell ein Aufklärer, wie die beiden Herausgeber Tom Kindt und Hans-Harald Müller schreiben, aber er ist - zumindest in seinem literarischen Werk ("Der Name der Rose", "Das Foucaultsche Pendel", "Die Insel des vorigen Tages") - auch ein potentieller Obskurantist, ein Autor, der die Dunkelmännerei, die Geheimwissenschaften und Geheimgesellschaften in den Mittelpunkt seiner Werke stellt.

In dreizehn Beiträgen untersuchen Wissenschaftler, Kritiker und Übersetzer das Phänomen Eco, seine Medienwirksamkeit, sein Poesie- und sein Wissenschaftsverständnis. Ulrich Baron, Literaturchef der Tageszeitung "Die Welt", untersucht den Anspielungsreichtum in "Der Name der Rose". Dörte Schultze-Seehof geht der Frage nach, ob Eco nicht unter verschiedenen Titeln immer wieder dasselbe Buch veröffentliche, seine "Theorie der Semiotik". Fragen der Semiotik erörtern auch Wolfgang Heydrich und Michael Schaudig, der sich die Verfilmung von "Der Name der Rose" angesehen hat. Hans Werner Goetz untersucht Ecos Mittelalter-Rezeption in den Romanen, Burkhart Kroeber berichtet aus seiner Übersetzer-Werkstatt, Hugo Aust spricht über Ecos Konzeption des historischen Romans. Dieter Mersch widmet sich den literarischen und journalistischen Kleintexten, die Umberto Eco in Tageszeitungen und Zeitschriften veröffentlicht. Lutz Hagestedt geht der Frage nach, ob im Roman "Das Foucaultsche Pendel" Michel Foucault mitgemeint sei.

Der Sammelband ist hervorgegangen aus einer Ringvorlesung an der Universität Hamburg. Den Reigen beschließen Lutz Hagestedt und Ernst-Wilhelm Händler, die sich über das Verhältnis der Künste und der Wissenschaften unterhalten.

Titelbild

Hans-Harald Müller / Tom Kindt (Hg.): Ecos Echos. Das Werk Umberto Ecos: Dimensionen, Rezeptionen, Kritiken.
Wilhelm Fink Verlag, München 2000.
232 Seiten, 24,50 EUR.
ISBN-10: 3770534271

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