Klöppelarbeit

Blettenbergs Südafrika-Krimi „Land der guten Hoffnung“ gibt sich zu aufgeräumt

Von Walter DelabarRSS-Newsfeed neuer Artikel von Walter Delabar

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die Aufmerksamkeit das Land auf der anderen Seite der Erde ist seit der Vergabe der Fußball-WM 2010 stetig gestiegen. Nach dem Ende der Apartheid schien Südafrika das klassische Bild einer Übergangsgesellschaft mit spezifisch afrikanischen Problemen zu bieten. Reste der Rassenkonflikte, das Erbe einer langen gewalttätigen Geschichte, Korruption, Gewalt und eine hohe Kriminalitätsrate auf der einen Seite, und die Hoffnung auf die Entwicklung eines neuen, eben afrikanischen Wirtschaftswunders und eines Auswegs aus dem nie endenden Kreislauf von Armut und Hoffnungslosigkeit, der den Kontinent zu prägen schien, auf der anderen. Südafrika konnte und kann alle Erwartungen, in die eine wie in die andere Richtung erfüllen.

Diese Aufmerksamkeit hat auch das Interesse am südafrikanischen Krimi verstärkt, der naheliegend die Problematiken des Landes und vor allem sämtliche Vorurteile aufzunehmen gewillt ist. Blettenbergs „Land der guten Hoffnung“ knüpft daran an, allerdings auf eigentümliche Weise.

Ein Ermittler, Helm Tempow, wird engagiert, einen Mann in Südafrika zu finden. Er weiß nicht warum und von wem, und das interessiert ihn auch nicht weiter. Denn so ist der Deal. Er wird engagiert, Leute zu finden; was dann mit ihnen passiert, ist nicht seine Sache.

Nach relativ kurzer Zeit weiß Tempow allerdings Bescheid: Er ist auf der Suche nach dem Mann, der die Tochter eines reichen Hamburger Reeders als Geisel genommen und dabei auch noch geschwängert hat.

Die Täter wurden nie gefasst, nun, nach einigen Jahren, will der Vater Genugtuung für die Entführung (von der Vaterschaft des Entführer ahnt er nichts, die Tochter hat ihn, was das angeht, belogen), und Tempow wird losgeschickt.

Die Suche gestaltet sich relativ einfach. Tempow hat schnell die richtigen Kontakte, die ihn vom einen zum nächsten schicken. Er kommt gut vorwärts und hat schnell den Mann gefunden, der von der Entführten damals als Chef der Bande angegeben worden ist.

Allerdings ist der Gefundene nicht nur ein Farbiger (die Tochter aber weiß), sondern auch nach dem Gespräch mit Tempow tot, wie auch zwei andere Gesprächspartner, die er aufgesucht hat, ein schnelles Ende finden. Irgendjemand scheint es also nicht zu gefallen, was Tempow herausfinden will.

Zugleich entdeckt Tempow, dass er von einer jungen Frau verfolgt wird, die sich schließlich als das Entführungsopfer herausstellt. Ihrer nimmt er sich nun an, und wiederum schnell ist der echte Entführer gefunden. Die Frau sinkt in seine Arme, alles könnte in Ordnung sein. Ist es aber nicht.

Denn zum einen will Tempow immer noch sein Geld, und dafür muss er immerhin jemanden finden und seinem Auftraggeber ausliefern. Dagegen stehen aber afrikanische Machtverhältnisse und die Entführte in den Armen ihres Entführers. Zum anderen ist da noch die Sache mit der Entführung, die eben doch am Ende als Verbrechen gelten muss. Auch die junge Frau scheint nicht ganz eitel Sonnenschein mit ihrem Ex-Lover zu sein. Was sie im Übrigen gelegentlich widerruft. Na, was soll man davon halten?

So treibt Tempow mit einer Handlung mit, die nur angeblich etwas mit einem Krimi zu tun hat. Der Gesuchte ist naheliegend in die Machenschaften des Apartheidregimes verwickelt und nun ein erfolgreicher Geschäftsmann. Die Aufarbeitung der Vergangenheit und die merkwürdigen Beziehungen der Figuren zueinander bilden das Handlungsgerüst des Krimis.

Das aber ist ein bisschen wenig. Na schön, die Bösen werden am Ende bestraft, die Guten fangen sich wieder, die Überheblichen werden kleingemacht. Und auch das merkwürdige Pärchen (Entführer-Entführte) hat den einen oder anderen Strauß miteinander auszufechten.

Aber gerade darin liegt das Problem des Romans. Er ist in einem Maße aufgeräumt und durcherzählt, dass er keinerlei Überraschungen bietet. Dass es darin unfeine Formulierungen gibt, wie die, dass „jemand in die Sache verwickelt“ sei, zumindest sei er, Tempow, sich dessen sicher, lassen wir dabei noch außer Acht.

Aber was ist davon zu halten, dass Blettenberg sich gelegentlich fragt, warum er nicht einmal wisse, von welchem Stamm einer der Farbigen des Romanpersonals sei. Und von welchem Stamm ist Tempow? Und was wüssten wir, wenn wir das wüssten?

Auch ist die Anlage des Textes merkwürdig unaufgeregt. Blettenberg versammelt sein gesamtes Personal da, wo er es haben will; er lässt er die eine Figur ein wenig unausbalanciert sein, die andere ein wenig gewalttätig, schon hat er eine lebendige Szenerie? Nicht wirklich. Die Anlage scheint wie eine mühsam zurechtgelegte Rechenaufgabe, die am Ende irgendwie auch noch aufgehen muss. Damit aber gibt es weder rätselhafte Strategien noch unlösbare Aufgaben. Jeder Faden wird zuende gesponnen und am Ende sind alle einigermaßen gut bedient. Aber wem das gefallen oder auch nur nutzen soll, bleibt offen.

Titelbild

D. B. Blettenberg: Land der guten Hoffnung. Südafrika-Krimi.
Pendragon Verlag, Bielefeld 2010.
287 Seiten, 10,95 EUR.
ISBN-13: 9783865321633

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