Der „homo oeconomicus“ und die blauen Augen des Multikulturalismus

Der Historiker Egon Flaig stemmt sich gegen den Strom und weist den wahren Weg zu einer säkularen Republik Europa nach dem souveränen Willen seiner Völker

Von Herbert JaumannRSS-Newsfeed neuer Artikel von Herbert Jaumann

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Die Idee von den „Vereinigten Staaten von Europa“, prominent von Victor Hugo auf einem Pariser Kongress der Pazifisten im Jahre 1849 formuliert, ist nicht etwa gescheitert – als wahrhaft demokratische Republik eines europäischen demos hatte sie noch gar keine Realisierungschance: „Es führt kein Weg von der Brüsseler Europäischen Union zu einem demokratischen Europa. Ohne Bürger keine Republik; ohne Volk keine Demokratie. […] Der Plan der europäischen Einigung seit den achtziger Jahren des 20. Jahrhunderts war ein Meisterwerk technokratischer Bankrotteure.“ Die politische Klasse betrog die Bürger ihrer Länder, also „das künftige europäische Staatsvolk“, um den Gründungsakt ihrer eigenen Republik, und „diese Hintergehung rechtfertigte sich mit der Annahme, die Völker würden in der Nachfolge der EWG und nach der Logik der EWG automatisch zu einer Wirtschaftsgemeinschaft zusammenwachsen.“ Eine solche „aberwitzige Fehleinschätzung“, gesteuert durch die Medien der „öffentlichen Meinung“, betrachte die Bürger lediglich als „homines oeconomici“, „als Zuschußberechtigte und Konkurrenten um zu verteilende Vorteile“. Daher die Forderung: Dieses undemokratische und gänzlich verfehlte Gebilde muss aufgelöst werden; denn „aus einer Sackgasse kommt man nur rückwärts wieder heraus oder indem man wendet und entschlossen in der Gegenrichtung fährt.“

Mit dezidierten Urteilen dieser Art stellt nun auch Egon Flaig, der politisch überaus artikulationsfreudige und streitbare Geschichtsprofessor aus Rostock, seine Kritik an der EU vor, vielleicht mit Blick auf die Europawahl im Mai 2014 oder auch davon unabhängig. Flaig hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten mit entschiedenen Stellungnahmen vielfach exponiert: gegen den Ausgang des Historikerstreits in den 1980er-Jahren und zumal gegen Jürgen Habermas; gegen Kulturrelativismus und den darauf gegründeten Multikulturalismus („mündet langfristig in den Bürgerkrieg“); gegen die Ansprüche schon des orthodoxen Islam, nicht erst die Anschläge des fundamentalistischen Terrorismus (als Theokratie gegen universelle Menschenrechte und säkulare Demokratie) und gegen die sogenannte Inklusionspädagogik (als „Zerstörung des humanistischen Menschenbildes“)[1].

Auch die Urteile über „Europa“ kämen nicht von Flaig, wenn sie über die allenthalben geäußerte „Europa-Skepsis“ von Jürgen Habermas und Roman Herzog bis Hans Magnus Enzensberger nicht weit hinausgingen und sich an prinzipienkritischer Schärfe von jemandem übertreffen ließen. Die einzelnen Beiträge zu dem neuen Band im Anschluss an das Vorwort („Plädoyer für die Auflösung der Europäischen Union“), dem unsere einleitenden Zitate entstammen, handeln dann von den größten Hindernissen, die einem vereinigten Europa entgegenstehen, allesamt Probleme, die ohnehin zu den Hauptthemen der politischen Kritik des Verfassers an den gegenwärtigen Demokratien zählen: an Defiziten in der Verfassung unseres Staatswesens und dem verhängnisvollen Fehlen einer „Leitkultur“ („Überforderter Staat und zweifelhafte Kohäsion“; „Versagen ohne Verhängnis – zum Abbau der politischen Kultur“), an dem allenthalben geduldeten Vormarsch der Religionen, der sich gegen den Universalismus der Menschenrechte und die säkulare Republik richtet („Die Umgründung Europas auf die Religion“) und schließlich an der ebenso fahrlässigen wie verantwortungslosen Duldung des Islam („Der gefährlichste Rechtsextremismus der Gegenwart“) – gemeint ist offensichtlich nicht die Alltagskultur des friedlichen Zusammenlebens von Menschen verschiedener Herkunft auch in Deutschland, sondern die archaische Orthodoxie des Scharia-Islam und seine Vertreter unter den Theologen und Predigern, den Verbandsfunktionären und Anwälten. Die Warnungen richten sich selbstverständlich nicht gegen die Integration der gewöhnlichen Zuwanderer aus islamischen Ländern und ihrer Familien. Flaig ist kein Ausländerfeind, sondern ein Gegner und Warner vor dem menschenrechts- und aufklärungsfeindlichen Islam – und nicht zuletzt ein Kritiker von Institutionen in diesem Land, die dabei zusehen, wie demokratiefeindliche Aktivisten unter dem Deckmantel des Diskriminierungsverbots und der Grundrechte auf Meinungs- und Religionsfreiheit für eine andere Ordnung werben, unter deren Geltung diese Grundrechte abgeschafft würden. Man kann davon jeden Tag in der Zeitung lesen, auch von Zuständen und Ereignissen in Gegenden der Welt, in denen diese Ordnung herrscht, und auch bei Flaig kommen genügend Beispiele für verantwortungslose Entscheidungen in unserem Land zur Sprache.

Das Buch bietet eine Fülle gedrängter Informationen über Geschichte und Gegenwart und gelangt gelegentlich zu drastischen Urteilen und Folgerungen, die auf den Appell an die Vergegenwärtigung der europäischen Identität und ihrer Werte und deren historische Ursprünge hinauslaufen. Negation und Pessimismus haben also nicht das letzte Wort in diesem Buch, das den Leser auf vielen Seiten mit bedrückenden Tatsachen konfrontiert. Vor dem „Epilog“ über einen entschieden säkularen Universalismus und ein recht verstandenes Weltbürgertum („Es hilft uns nichts, Weltbürger zu werden, wenn in dieser Welt die Rechte und der Raum des Bürgers verlorengehen“) beschäftigt sich der letzte längere Beitrag mit der ausdrücklich geschichtswissenschaftlichen Vergegenwärtigung dessen, was Europa ist, was daran „orientierungsrelevant“ ist diesseits von Idealisierungen der Vergangenheit und einer ungeeigneten sogenannten „Gedächtnispolitik“ („Das Geheimnis der Erlösung heißt Erinnerung“, 1. Abschnitt: „Warum Europa?“).

Flaig scheut sich an dieser Stelle auch nicht, den Anspruch wissenschaftlicher Kritik auf „Wahrheit“ offensiv zu vertreten, und wagt es schließlich, sechs exklusive Merkmale für die „Besonderheit der westeuropäischen Kultur“ zu formulieren, die es in der Tat wert wären, festgehalten und verteidigt zu werden: 1. „Die europäische Kultur ist die einzige, die es dauerhaft ausgehalten hat, immer mehr Lebensgebiete einer wissenschaftlichen Wahrheit zu unterwerfen.“ 2. Nur sie hat „die Autonomisierung des politischen Raumes“ vorangetrieben. 3. Sie allein hat die Abschaffung der Sklaverei als einer extremen Erniedrigung von Menschen durchgesetzt, als eine einzigartige Leistung in einem Prozess der beständigen Bemühung um operationalisierte universale Regeln für den Humanismus. 4. Die europäische Kultur ist die einzige, die durch ihre Eliten beständig ihre eigene Selbstreflexion und Selbstkritik betreibt. Die öffentliche Rolle des Intellektuellen hat nur sie hervorgebracht. 5. „Sie ist die einzige [Kultur], die ihre ’Schuld‘ anderen gegenüber eingesteht und obsessiv nach eigener Schuld sucht.“ 6. Schließlich hat nur sie ein „Allinteresse“, das heißt ein weitreichendes Intreresse an fremden Kulturen entwickelt, und Ethnozentrismus ist ihr am wenigsten nachzusagen. An diesen autochthonen Werten, die durch höchst konkrete kulturelle Leistungen begründet sind (und die durch Anschlüsse an geeignete Theorien begrifflich präzisiert werden könnten und sollten), ist die europäische Identität zu messen, und daran will auch die auf weite Strecken harsche Kritik des Verfassers an Positionen auch der westlichen Kultur, die diese Errungenschaften und Werte bedrohen und negieren, gemessen werden. Man kann Flaig jedenfalls nicht vorwerfen, seine Kritik und seine Forderungen erschöpften sich in irgendwelchen akademischen Abstraktionen oder weit hergeholten Idealismen.

Jeder macht sich angreifbar, der auf engem Raum komplexe Sachverhalte darstellt mit dem Ziel, darüber zu prägnanten Urteilen und Folgerungen zu gelangen. Wie in seinem großen Opus über die „Mehrheitsentscheidung“, das in der August-Ausgabe an dieser Stelle ausführlich rezensiert wurde[2], gehört der Glaube an deren Wert für die demokratische Volkssouveränität zu den Maximen und Prämissen des Verfassers auch in diesem Band, und auch hier ist auf der begrenzten Überzeugungskraft dieses Vertrauens zu insistieren. Gewiss gibt es gelegentlich erfreuliche Beispiele wie in diesen Tagen das sensationelle Ergebnis des Bürgerentscheids vom 10. November 2013 gegen die Olympia-Geschäftemacher in Bayern und im IOC, das heißt gegen die Bewerbung Münchens und der anderen Austragungsorte um Olympia 2022 – den erkennbar im Dienst des erwarteten Riesengeschäfts stehenden Journalisten, die über den auch für sie desaströsen Wahlausgang zu berichten hatten, geriet am Wahlabend die Syntax durcheinander und es fehlten ihnen die Worte. Man wurde Zeuge des Gestammels von Versagern, denen es in einem Fall von herausragender Bedeutung nicht gelungen war, wie üblich für die erforderliche Massenloyalität zu sorgen. Die Marionetten hatten ihre Schnüre abgerissen und die Regie übernommen, und die Politiker müssen sich ein anderes Volk suchen. Ein im Dienst des FC Bayern stehender Sportfunktionär sagte schließlich den Satz, der alles klar macht: „Zu viel Demokratie!“ Natürlich gehören solche Ereignisse zu den seltenen Triumphen des Mehrheitsprinzips in einer Bürgerrepublik. Aber diese Momente sind gezählt, und da man hierzulande Wahlergebnisse nicht mehr einfach fälschen kann, werden die Verwalter der „öffentlichen Meinung“ daraus lernen und sich für die Vorbereitung künftiger Abstimmungen etwas einfallen lassen; dafür gibt es schließlich Markt-, Meinungs- und Medienforschung.

Viel häufiger sind denn auch Gegenbeispiele wie das Resultat der vergangenen Bundestagswahl oder, besonders typisch, der negative Ausgang des Berliner Volksentscheids vom 3. November dieses Jahres, eine Woche vor dem Triumph des oberbayerischen Republikanismus, über die Frage der Rekommunalisierung der Energieversorgung: Der hauptstädtische Souverän hat sich mehrheitlich dagegen ausgesprochen, dass ein wesentlicher Teil seiner Daseinsvorsorge aus den Klauen eines privatwirtschaftlich planenden und profitierenden Großkonzerns (hier: Vattenfall) der Verfügungsgewalt der betroffenen Bevölkerung zurückgegeben wird. Überhaupt dürfte es keineswegs der Fall sein, dass sich der Wahlbürger, auf den Flaig seine Hoffnung setzt, durch die Brüsseler Wirtschaftsbürokratie und ihre Lobbyisten auf den homo oeconomicus reduziert sieht: Diesem Bürger sind die europäische Identität und die säkulare Republik gleichgültig, solange „die Rendite stimmt“.

Handelt es sich beim Glauben an die Kraft des Mehrheitsprinzips schlicht um Naivität? Um ein Urvertrauen („das Volk“ wird sich schon für das Richtige entscheiden), das sonst eher im Sprachgebrauch der „alten Linken“ zu finden ist, ein Standort, der Flaig wiederum ziemlich fern liegen dürfte und der zu dem überzeugend realistischen Kritiker der Multikultis so gar nicht passt. Der sich aber auch nicht scheut, ohne Not altertümliche Schemata wie das von organischer „Gemeinschaft“ versus mechanischer „Gesellschaft“ zu reaktivieren,[3] während er nützliche Anschlüsse an heute aktuelle Sozialtheorien meidet. Fragezeichen verdient auch so manche andere Beobachtung an diesen Texten, die ihrerseits so wenig Fragen stellen. Stattdessen wird darin zu gerne der Neigung zu apokalyptisch klingenden Sätzen nachgegeben wie auch einer generellen Vorliebe für starke Behauptungen, die dann doch allzu leicht und pauschal dahingesagt klingen und der Ernsthaftigkeit der Tonlage einen schlechten Dienst erweisen, einer durchgehenden Ernsthaftigkeit, die weder Ironie noch Satire kennt. Wir wollen sie dafür nicht kritisieren (Ironie und noch mehr Zynismus sind heute oft allzu billig zu haben), aber daran erinnern, dass sie gegen Gefahren auf der Hut sein sollte, die ihr eigentümlich sind: Düstere Monotonie gehört dazu ebenso wie sprachlicher Grobianismus und ein Pathos, das schon mal auf die Seite des unfreiwillig Komischen kippt.

Ein Problem stellen auch die Zitate dar, die etwa aus entlegenen Quellen der Religionsgeschichte stammen und die man, weil sie so treffend sind, mit großem Interesse zur Kenntnis nimmt, deren Quellen aber selten nachgewiesen werden. Man mag dies zunächst mit Blick auf die Gattungskonventionen des Essays entschuldigen, zumal der Band in der bekannten Essay-Reihe des Verlags von Dietrich zu Klampen im niedersächsischen Springe erschienen ist. Auch Angaben zu möglichen Erstveröffentlichungen der einzelnen Texte vermisst man (oder eben einen Vermerk, falls es sich um ungedruckte Beiträge handeln sollte). Gewiss gehört es zu den eingebürgerten Vorrechten des Essayschreibers, dass er seine Zitate nicht nachweisen muss, – aber nicht jeder, der seine Zitate nicht nachweist, ist auch ein Essayist. Und Flaigs für den neuen Band ausgewählte historisch-politische Arbeiten sind eigentlich auch keine Essays, obwohl die wenigsten Zitate belegt sind. Dazu sind sie zu wenig experimentell in ihren Argumentationen und viel zu selbstgewiss formuliert, und wenn wir recht gelesen haben, bemüht auch der Autor den Gattungsbegriff des Essays für seine Texte an keiner Stelle. In der alten Gelehrtenkultur trügen diese vielleicht die griechische Bezeichnung élengchoi (lateinisch: elenchi) oder (orationes) invectivae: kritische Überprüfungen, Widerlegungen oder Angriffe – adagia hätte man sie wohl kaum genannt, wie Erasmus von Rotterdam seine schon im 16. Jahrhundert so überaus viel gelesenen und zitierten Stücke bezeichnet hat, die für die Vorgeschichte des Essays mit am wichtigsten waren, noch vor Michel de Montaigne und Francis Bacon, die den neuen Namen zur Bezeichnung solcher mehr oder weniger kurz gefassten Gedankenspiele fast hundert Jahre danach eingeführt haben.

Eher gehört der treffliche Titel „Gegen den Strom“ in die semantische Umgebung des Essayisten. Gegen den Strom (der Konvention, der herrschenden, der öffentlichen Meinung): Nur so, durch den Widerstand, den man ihnen entgegensetzt, wenn man gegen ihre eigene Richtung, ihre Eigenbedeutung und Interessen schwimmt, kommt man mit den Dingen wirklich in Berührung, erkennt man ihre wahre Natur, und in der Bewegung gegen ihn lernt man den Strom erst kennen, seine Stärke und andere Qualitäten – kurz, die Metapher gehört zu den klassischen, den zentralen Selbstidealisierungen des – ja eben des europäischen Intellektuellen. Doch ohne gleich in den Chor der inzwischen schon konventionellen Besserwisser einzustimmen, die mit oder ohne Krokodilstränen den Tod des Intellektuellen vermelden, muss man auch, und musste man schon immer, sozusagen als Beobachter des gegen den Strom Schwimmenden vom Ufer aus fragen: um welchen Strom es sich jeweils handelt und ob die Gegenrichtung nicht auf einer optischen Täuschung des Schwimmers beruht; ob dieser überhaupt kräftig und geschickt genug ist, um gegen den Strom zu schwimmen, und, wenn ja, wohin er mit seiner Kraftanstrengung auf diesem Weg eigentlich gelangen will? Der Regress der Beobachter-Relationen, der sich hier andeutet, gehört zu einer Dimension, die für die Applikation der Metapher Folgen haben müsste, die dem Autor Flaig aber entgangen sind, der mit Systemtheorie und derartigen Komplikationen nichts im Sinn hat. Niklas Luhmann ist für ihn ein in die Theorie verirrter Verwaltungsbeamter, wie es ähnlich an einer Stelle bei ihm heißt. Doch auch er scheint sich über die Metapher ein paar Gedanken gemacht zu haben, die auf den bekannten Sinnspruch des Konfuzius zielen: Nur gegen den Strom, stromaufwärts, findet man die Quelle. Sie gehen in eine etwas andere Richtung, wie man sieht, wenn man den Zeilen (Versen?) folgt, die dem Vorwort als Motto voranstehen und ebenfalls ganz ohne Quellennachweis bleiben (sind sie vom Autor selbst formuliert?), und bringen einen anderen Bereich des semantischen Reichtums der Metapher prägnant zum Ausdruck: „Wer gegen den Strom schwimmt, / verlangsamt. Ihm bleibt Zeit, Ufer / und Landschaft zu betrachten. / Wer gegen den Strom schwimmt, / will Höhe gewinnen. Bei starker / Strömung geht es mit ihm lang- / samer abwärts. / Wer gegen den Strom schwimmt, / richtet das Gesicht zur Quelle.“

[1] Dazu Egon Flaig: Inklusion. Überlegungen zur Zerstörung des humanistischen Menschenbildes, in: „Das Menschenbild der Inklusion.“ Erster Inklusionskongress Mecklenburg-Vorpommern. Hrsg. von Mathias Brodkorb und Katja Koch. Dokumentation Rostock 2012, S. 47-56; und vgl. „Inklusion – Ende des gegliederten Schulsystems?“ Zweiter Inklusionskongress Mecklenburg-Vorpommern, Rostock 2012. Hrsg. von Mathias Brodkorb und Katja Koch. Dokumentation. Schwerin: Ministerium f. Bildung, Wissenschaft u. Kultur 2013.

[2] Vgl. „Die Geburt der Mehrheitsentscheidung aus dem Dissens“ von Herbert Jaumann, in: literaturkritik.de Nr. 8, August 2013.

[3] Die Formel geht zurück auf Ferdinand Tönnies: „Gemeinschaft und Gesellschaft. Abhandlung des Communismus und des Socialismus als empirischer Culturformen“, zuerst Leipzig 1887. Diese als Grundlegung der Soziologie gedachte Abhandlung eines damals eher linken, wenn auch in der Wahl seiner Kategorien unvorsichtigen Autors und Gründungsvaters der Soziologie in Deutschland, der sich später auch gegen Hitler aussprach, hat eine theoriegeschichtlich vielleicht interessante, aber auch traurige Missbrauchsgeschichte hinter sich und muss in solchen aktuellen Zusammenhängen, von denen Flaig handelt, nicht wieder aufgewärmt werden.

Titelbild

Egon Flaig: Gegen den Strom. Für eine säkulare Republik Europa.
zu Klampen Verlag, Springe 2013.
254 Seiten, 22,00 EUR.
ISBN-13: 9783866741683

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