Brush up your Shakespeare

Katharina Mahrenholtz beweist, dass Einführungswerke zu Shakespeare amüsant und anspruchsvoll sein können

Von Christa JansohnRSS-Newsfeed neuer Artikel von Christa Jansohn

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Bereits in ihrem ersten Vademecum, Literatur! Eine Reise durch die Welt (Hoffmann und Campe, 2012), gelang es Katharina Mahrenholtz, Redakteurin bei NDR Info, und Dawn Parisi, Illustratorin und Buchgestalterin, einen kurzweiligen und überaus informativen und mit Verve verfassten Überblick über die wichtigsten Bücher zu geben. Bereits dort spielte auch Shakespeare eine eminente Rolle, als der „größte Literat der Welt“, „kein Werk (mit Ausnahme der Bibel) ist so randvoll mit geflügelten Worten wie das vom guten alten Will“. Er sei „[g]eheimnisvoll, rätselhaft, großartig“, aber immer noch nicht zu Gänze erforscht. Der Klappentext des zum Jubiläumsjahr erschienenen Bändchens, Shakespeare! Seine Werke, seine Welt verspricht denn auch, dem Leser/der Leserin „kompakt und mit viel Humor alle Werke in Wort und Bild vor[zustellen] und [zu] erzählen vom Leben und der Zeit jenes Autors, der wie kein anderer seit über vierhundert Jahren mit seinen Stücken die Welt bewegt.“ Mit einfachen Symbolen werden die Werke eingeordnet und prägen sich aufgrund ihrer leichten Memorierung schnell ein: eine gelbe, lachende Maske präsentiert die Komödie, eine graue, finstere die Tragödie, während eine goldene Krone auf die Historiendramen verweist, ein grünes geschwungenes L auf die Lyrik, ein Ausrufezeichen in einem violetten Kreis sowie ein rotes Herz stehen für die Problemstücke und die Romanzen. Die Chronologie der shakespeareschen Werke folgt der Oxford-Ausgabe von Wells und Taylor, die auch bei der Rubrik „Inhalt in Zahlen“ als Quelle diente. Englische Zitate werden nicht immer übersetzt, „oft aus Platzgründen und manchmal einfach, weil das englische Original so viel schöner klingt“. „Das Versschema bei Shakespeare“ wird rasch und richtig unter der Hauptüberschrift „Da-dum-da-da-dum-da-da-dum-da-da-dum“ erklärt. Auch hier schafft sprachlicher Witz das, was Pädagogen und Pädagoginnen oft vergeblich mit allzu viel Ernst ihren Lernenden beibringen wollen. Mit Esprit und ein wenig Ironie gelingt dies Katharina Mahrenholtz weit besser, ohne dabei so simpel zu wirken wie so manche heutige Einführungen in das Werk Shakespeares: So heißt es zum Blankvers:

Fast alle Verse bei Shakespeare sind jambische Pentameter. Huch! Das klingt nach Germanistik-Seminar, ist aber leicht zu erklären:

Jede Zeile besteht aus zehn Silben, von denen fünf (griechisch: penta) Silben betont werden. Dabei folgt auf eine unbetonte eine betonte Silbe (=Jambus).

Wilt thou be gone? It is not yet near day.
It was the nightingale and not the lark (…)

Besonders gelungen ist auch eine gut recherchierte „Timeline“ am unteren Rande des wunderbar illustrierten Bändchens. Sie gibt Auskunft über die wichtigsten politischen und kulturellen Ereignisse der Zeit, etwa die Gründung der ersten Kolonie in Amerika im Jahr 1584 (Virginia), wir erhalten aber auch weniger naheliegende Informationen, so etwa, dass um 1600 der „Bodensee komplett zugefroren“ war, was vielleicht manchen irritieren mag, aber sicherlich zur Lebendigkeit beiträgt und immer für Überraschungen sorgt. Es ist gerade diese lebendige Darstellung in Wort und Bild, welche dieses Bändchen so lesenswert macht und als Erstinformation zu den einzelnen Werken jedem ans Herz gelegt werden kann, denn die Fakten sind alle richtig wiedergegeben und auch die vielen und wiederrum oft einfallsreichen Zusatzinformationen regen den Appetit nach weiterer Beschäftigung mit dem Werk Shakespeares und darüber hinaus an.

Titelbild

Katharina Mahrenholtz: Shakespeare! Seine Werke, seine Welt.
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2014.
80 Seiten, 14,99 EUR.
ISBN-13: 9783455404821

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