Grundlagenreflexionen zur „Königsgattung der Literatur“: Eine von Manuel Bauer, Nathanael Busch und Regine Reck herausgegebene Anthologie versammelt klassische Positionen zur Theorie des Epos
Besprochene Bücher / LiteraturhinweiseÜber Jahrtausende nahm das Epos im System literarischer Gattungen den höchsten Rang ein. Heute ist sein Status widersprüchlich: Zwar findet keine nennenswerte Epenproduktion mehr statt, zugleich werden vielfach Filme, TV-Serien, Romanzyklen, ja sogar Schauspiele in übertragener Weise als „episch“ bezeichnet. So ist es längst überfällig, dass auch aus theoretischer Sicht an dem Begriff gearbeitet wird, wenn er nicht in vorwissenschaftlicher Rede verharren soll.
Während es an Anthologien zur Theorie der modernen narrativen Großform, des Romans, nicht mangelt, fehlte bislang ein vergleichbares Format für die Theorie des Epos. Der nun von Manuel Bauer, Nathanael Busch und Regine Reck herausgegebene Band versammelt Textauszüge von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. Ausgewählt wurden primär kanonische Autoren, die für besonders wichtige Positionen in Poetologie, Ästhetik oder Philosophie stehen. Neben in der Epostheorie immer wieder zitierten, doch meist auf wenige Schlaglichter verkürzten Autoren wie Aristoteles, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Friedrich Schiller, Johann Wolfgang Goethe oder Georg Lukács sind hier Texte von so unterschiedlichen Denkern vertreten wie Torquato Tasso, Alexander Pope, Friedrich August Wolf, Wilhelm von Humboldt, Andreas Heusler, Michail Bachtin, Erich Auerbach, Albert Lord, Hans Robert Jauß oder Theodor W. Adorno.
Eine knappe Einleitung vor jedem Text führt den Leser an den Theoretiker heran. Ein Essay der Herausgeber bündelt die Texte thesenhaft und fasst die in der Epostheorie diskutierten Theoriebausteine zusammen, so dass einer historisch fundierten Theoretisierung des Epischen eine kompakte Grundlage geboten wird.
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