Sang- und klanglos

Ein palaverndes Buch zum hundertjährigen Erscheinen von Oswald Spenglers „Untergang des Abendlandes“

Von Alexandra RichterRSS-Newsfeed neuer Artikel von Alexandra Richter

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Den größten Dienst würde man Peter Strassers Buch Spenglers Visionen. Hundert Jahre Untergang des Abendlandes wohl tun, wenn man es mit beredtem Schweigen übergehen könnte. Was sich vielversprechend ankündigt – ein kurzer Essay über Spengler und die Wirkung seines Denkens seit Erscheinen seines monumentalen Werks 1918 –, ist so flach, dass es sich nicht mal für einen anständigen Verriss eignet. Der Autor, der laut Klappentext „kritischen Geist und Humor“ vereint, schafft weder eine Darstellung von Spenglers Denken noch seiner Rezeption. Es ist ein riesiger Wischiwaschi: Spengler verpasst seinem Volk „eine Heiß-kalt-Dusche“, seine Ideen sind „eine Mixtur aus Goethe und Nietzsche“, die Gegenüberstellung von Löwen und Kühen ist „unfreundlich gegenüber Kühen, die zu unseren wichtigsten Nutztieren zählen“, es wird nicht bestritten dass da „etwas dran ist“, Goethe und Aristoteles werden „kombiniert“ et cetera. Als gequälter Leser fragt man sich ständig: Wer sagt das, wo steht das, wann wurde das gesagt, in welchem Kontext? Es fehlen Struktur, Argumentation, Thesen, Fakten, Begriffsanalysen, schlicht die elementaren Grundlagen einer ideen- und rezeptionsgeschichtlichen Arbeit. Das Ganze wirkt wie ein Monster-Tweet des amerikanischen Präsidenten. So fassen wir uns kurz und widersprechen einfach kategorisch dem Motto des Prologs („Ein bissel was geht immer“): Nein, rien ne va plus!

Titelbild

Peter Strasser: Spenglers Visionen. Hundert Jahre Untergang des Abendlandes.
Braumüller Verlag, Wien 2018.
127 Seiten, 18,00 EUR.
ISBN-13: 9783991002383

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