Vorbemerkungen zur September-Ausgabe von literaturkritik.de

Die September-Ausgabe von literaturkritik.de steht im Zeichen der Bundestagswahl am 26.9.2021. Im ersten Schwerpunkt befassen wir uns vor allem mit der Rhetorik im Wahlkampf. Die Redaktion in Mainz wirft einen satirischen Blick auf die Botschaften einiger Wahlplakate aller größeren Parteien, auf Werbespots sowie auf die Kernaussagen ihrer Wahlprogramme. Weiterhin geht ein Mitarbeiter des Mainzer Instituts für Publizistik dem immer wieder aufkeimenden Vorwurf nach, dass die großen Medien in Deutschland einem schleichenden Prozess der ‚Boulevardisierung‘ ausgesetzt seien. Das ist gerade in Zeiten schriller Wahlkampfrhetorik ein interessanter Aspekt. Dass eine der Persönlichkeiten, die im Vorfeld der Wahl zu den Beinah-Kanzlerkandidaten gehörte (und nach der Wahl zum potentiellen Vizekanzler wurde), einer unserer Mitarbeiter war und von 1999 bis 2006 23 Beiträge in literaturkritik.de veröffentlicht hat, freut uns, hat aber die Einschätzungen der Wahlkampfrhetorik in dieser Ausgabe nicht beeinflusst.

Die gewaltsamen politischen Kämpfe, mit denen vor vielen Jahrhunderten Dante Alighieri in Italien konfrontiert war, sind mit den gegenwärtigen Wahlkämpfen in Deutschland nicht vergleichbar. In den Beiträgen unseres zweiten Themenschwerpunktes zu Dantes 700. Todestag am 14. September werden sie daher explizit allenfalls beiläufig behandelt. Doch Dantes Veranschaulichungen der Hölle und der Gewalt gehören selbstverständlich zu den Beiträgen und tangieren manche Aspekte und Befürchtungen in den politischen Auseinandersetzungen der Gegenwart durchaus. Etliche Essays, Rezensionen und Hinweise vor allem in der Sektion „Politik, Geschichte und Soziologie“, aber auch in anderen Teilen der September-Ausgabe berühren die Themen der gegenwärtigen Wahlkämpfe allerdings in höherem Maße.

Außerdem präsentieren wir Ihnen in dieser Ausgabe die Long- und die Shortlist des Deutschen Buchpreises, auf der in diesem Jahr zahlreiche spannende, weil ungewöhnliche Texte zu finden sind. Zu den meisten Titeln können wir bereits Rezensionen anbieten. Bis zur Verleihung des Preises am 18. Oktober vor der Buchmesse in Frankfurt wird die Liste ständig aktualisiert.

Im Namen unserer Redaktionen an den Universitäten in Mainz, Duisburg-Essen und Marburg wünschen unseren Leserinnen und Lesern eine angeregte Lektüre

Sascha Seiler und Thomas Anz