Dezidiert antihumanistischer Gestus

QRT propagiert heldische Frauen- und Judenfeindlichkeit

Von Rolf LöchelRSS-Newsfeed neuer Artikel von Rolf Löchel

Besprochene Bücher / Literaturhinweise

Mit dem Buch "Drachensaat" will QRT, hinter dem sich den Herausgebern zufolge ein gewisser Markus Konradin Leiner (1965 - 1996) verbirgt, den "Weg zum nihilistischen Helden" weisen. Hierzu greift er langatmig auf die 'Größen' des von ihm so bezeichneten "Heroischen Nihilismus" zurück, der "zwischen der Krönung des Deutschen Kaisers und dem zweiten Weltkrieg" in Blüte gestanden habe. Sein "dezidiert antihumanistischer Gestus" habe sich in der "Substitution des Begriffs 'Mensch' durch den des 'Mannes'" artikuliert und seine Vertreter seien nicht zufällig männlichen Geschlechts gewesen, vielmehr sei es "geradezu undenkbar, dass eine Frau eine solche Sprache" finde. Denn der Heroische Nihilismus sei die "eiserne Faust der Sprache" und der Heroische Nihilist ihr "Soldat".

Seine besten Vertreter sieht QRT in Otto Weininger, Hans Blüher, Oswald Spengler und Ernst Jünger. Sie alle lässt er ausführlich zu Wort kommen. Dabei gefällt er sich unter anderem darin, über fünfzig Seiten hinweg die misogynen und antisemitischen Abstrusitäten Otto Weiningers mit unverhohlenem Wohlwollen zu referieren, und bescheinigt ihm, "beileibe kein obskuranter Wirrkopf und Rassenfanatiker" gewesen zu sein, "sondern ein belesener und geradliniger Denker", dessen Buch "Geschlecht und Charakter" "jedem akademischen Anspruch" genüge.

QRTs Frauenfeindlichkeit kann denn auch durchaus mit der Weiningers konkurrieren, etwa wenn er betont, dass "die Frau [...] im Heroischen Nihilismus immer der Drache" sei, "gegen den der männliche Autor" antrete, "egal ob mit den Waffen der Homo-, Anti- oder Asexualität", auf dass sie "als Merkmal der Dekadenz heroisch bezwungen" werde.

Der eigentliche Heros des Autors ist jedoch nicht Weininger, sondern Spengler, der bekanntlich einen "natürlichen Rangunterschied" zwischen den Menschen behauptete, "die zum Herrschen, und die zum Dienen geboren" seien und Hitler 1933 einen "hochanständigen Menschen" nannte.

"Frankfurt und Hamburg sind geistige Behindertenwerkstätten, in denen Legastheniker die Wörter 'Schwarzwald' und 'Wiesengrund' buchstabieren können", meint der Autor in der Nachbemerkung und hofft: "Es kommt, man kann es der deutschen Philosophie nur wünschen, vielleicht eine Zeit, in der mit Begeisterung Spengler gelesen wird, wenn sich kein Mensch mehr an den Namen Habermas erinnert." Die Lesenden hingegen werden froh sein, das Buch nunmehr zuschlagen zu können, sofern sie es nicht schon lange vorher getan haben.

Titelbild

QRT: Drachensaat. Der Weg zum nihilistischen Helden.
Herausgegeben von Tom Lamberty, Frank Wulf und Christian Kolbe.
Merve Verlag, Berlin 2000.
524 Seiten, 34,80 EUR.
ISBN-10: 3883961639

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